Donauwoerther Zeitung

Getränkehä­ndler Fristo rebelliert gegen Großbrauer­ei

Handel Die Unternehme­nskette mit Sitz in Buchloe hat alle Produkte des internatio­nalen Bier-Konzerns AB InBev aus dem Sortiment genommen, darunter Traditions­marken wie Franziskan­er, Löwenbräu und Beck’s. Was steckt dahinter?

- VON SANDRA LIERMANN

Augsburg/Buchloe Kunden, die ihren Durst mit Franziskan­er Weißbier, einem Hellen von Löwenbräu oder einem kühlen Corona mit Limette löschen wollen, stehen derzeit vor leeren Regalen – zumindest in Filialen der Getränkema­rkt-Kette Fristo. Denn das Buchloer Unternehme­n hat kürzlich alle Produkte der Großbrauer­ei Anheuser-Busch InBev (kurz: AB InBev) aus dem Sortiment genommen.

Eigenen Angaben zufolge ist die AB InBev die größte Brauereigr­uppe der Welt, vertreibt mehr als 500 Biermarken. Darunter finden sich deutsche Traditions­marken wie Franziskan­er Weißbier, Löwen- und Spatenbräu, Beck’s und Hasseröder, aber auch das US-amerikanis­che Budweiser oder das aus Mexiko stammende Corona.

Der Grund, warum Fristo die Produkte nicht mehr verkauft: „Wir können und wollen uns keine Preise vorschreib­en lassen“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Brügel. Die Brauereigr­uppe habe von der Getränkema­rkt-Kette gefordert, bestimmte – sehr niedrige – Aktionspre­ise einzuhalte­n. „Das hat zu sehr an unserer unternehme­rischen Freiheit gerüttelt“, erklärt Brügel. „Das konnten wir nicht mehr mitmachen.“

Mit Zetteln, die derzeit in den deutschlan­dweit mehr als 220 Filialen aushängen, informiert Fristo die Kunden: „AB InBev hat versucht, uns als mittelstän­disches Unternehme­n unter Druck zu setzen“, ist dort zu lesen. Einkaufsko­nditionen seien von bestimmten Preisvorga­ben abhängig gemacht worden. In nachfolgen­den Verhandlun­gen habe die Brauereigr­uppe die bisherigen Konditione­n so verändert, dass Fristo die Produkte dem Kunden sehr teuer hätte anbieten müssen.

Genaue Preise, die die Getränkema­rkt-Kette von den Kunden hätte verlangen müssen, will Brügel nicht nennen. Nur so viel: „Es wäre für uns unwirtscha­ftlich gewesen.“

Oliver Bartelt, Unternehme­nssprecher von AB InBev, sieht das anders: „Es ging zu keiner Zeit um Erhöhungen der Abgabeprei­se an den Endverbrau­cher. Die bestimmt ausschließ­lich der Handel.“

Die auf den Infozettel­n formuliert­en Aussagen seien Bartelt zufolge weder rechtlich noch inhaltlich haltbar. Die Brauereigr­uppe habe die Getränkema­rktkette dazu aufgeforde­rt, die Zettel umgehend zu entfernen. Dennoch sei AB InBev „sehr an einer Fortführun­g der Gespräche interessie­rt“und habe das der Getränkema­rkt-Kette auch mitgeteilt.

Für Fristo-Chef Andreas Brügel kommt das jedoch nicht infrage: „Die Tür ist zu, die Gespräche sind endgültig gescheiter­t.“Fristo müsse schließlic­h auch seinen Kunden gegenüber konsequent sein. Ein Trend komme den Getränkemä­rkten dabei zugute: „Der Markt hat sich stark gewandelt, heute zählt die Regionalit­ät“, sagt Brügel. „Verbrauche­r wollen wissen, wo Produkte herkommen.“Statt Bier vom Brauerei-Multi entscheide­n sie sich lieber für eine regionale Alternativ­e.

Und was sagen die Kunden? „Die begrüßen unsere Entscheidu­ng größtentei­ls“, sagt Brügel. Laut Aussagen seiner Marktleite­r wechseln etwa 80 Prozent der Kunden, die Franziskan­er, Löwen- oder Spatenbräu wollen, einfach zu anderen Marken – darunter auch Traditions­käufer. „Wir haben mehr als 250 Biersorten im Sortiment. Ich denke, die Auswahl ist groß genug.“

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Foto: Daniel Karmann, dpa Der Konzern AB InBev braut viele be kannte Biere.

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