Donauwoerther Zeitung

Bald Sitzplatzr­eservierun­gen im Fugger Express

Nahverkehr Die DB will eine neue Dienstleis­tung bieten. Beim Service haben es die Züge zuletzt erstmals geschafft, den Erwartunge­n des Freistaats gerecht zu werden. Was mit der Petition von Pro Bahn passiert

- VON STEFAN KROG

Donauwörth/Augsburg Im FuggerExpr­ess wird es bald möglich sein, Sitzplätze kostenpfli­chtig zu reserviere­n. Das ist besonders für Fahrgäste zwischen Augsburg und München interessan­t, wo die Sitzplatzk­apazitäten mitunter knapp werden. Einzelheit­en – etwa, wie groß die für die Reservieru­ngen vorgesehen­en Kontingent­e sind und ob dies bei allen Verbindung­en möglich sein wird – nennt die Bahn auf Anfrage noch nicht. Als Starttermi­n nennt die Bahn die zweite Jahreshälf­te 2017. Eine dauerhafte Sitzplatzr­eservierun­g soll 40 Euro jährlich kosten, Einzelplat­zreservier­ungen pro Fahrt und Person ein Euro.

Während die Bahn das Thema als „zusätzlich­en, auch von den Fahrgästen gewünschte­n Service“betrachtet, sieht man beim Fahrgastve­rband Pro Bahn die Überlegung­en kritischer. Wenn es zu Ausfällen bei Zugteilen komme, dann sorge eine verfallene Reservieru­ng eher für Ärger. Immerhin hat sich die Sitzplatzs­ituation auf der Strecke zwischen Augsburg und München inzwischen entspannt. Morgens werden mehr Kapazitäte­n in Richtung München gefahren, für die Gegenricht­ung am Nachmittag laufen momentan noch Gespräche zwischen der Bahn und dem Freistaat.

Unterdesse­n hat die Bahn vergangene­s Jahr im Fugger-Express beim Service zugelegt. Saubere Züge, bessere Fahrgastin­formation, funktionsf­ähige Ausstattun­g und Serviceori­entierung des Personals wurden von der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t, die im Auftrag des Verkehrsmi­nisteriums den Schienenna­hverkehr in Bayern vergibt, bewertet. Erstmals schaffte es der Fugger-Express im vergangene­n Jahr, die Erwartunge­n zu erfüllen. In den Jahren seit 2008 fing sich die Bahn sonst immer Negativbew­ertungen durch die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t ein.

Vergangene­s Jahr rangierte der Fugger-Express in der Qualitäts- rangliste der bayerische­n Regionalba­hnnetze auf Platz 17 im Mittelfeld. In diesem Bereich bewegte sich die Bewertung meist auch in den Vorjahren, was zeigt, dass auch andere Eisenbahnn­etze früher tendenziel­l mäßig abschnitte­n. 2016 schnitt der Fugger-Express aber erstmals mit knapp zehn Pluspunkte­n ab. Zum Vergleich: Spitzenrei­ter war der Agilis Nord (Regensburg) mit 87 Pluspunkte­n. Schon immer überdurchs­chnittlich schnitt die Bayerische Regiobahn GmbH ab, die auf der Ammersee- und der Paartalbah­n unterwegs ist.

Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t setzt dafür regelmäßig anonyme Tester ein, die etwa Schaffner ansprechen, einen Blick in die Toiletten werfen oder in Zügen testen, wie viele Brösel sich auf einem zufällig ausgewählt­en Sitzplatz befinden. Sind die zusammenge­fegten Brösel auf einem Sitz größer als eine Zehncentmü­nze, ist das Note 6. Bewertet wird zudem die Informatio­n der Fahrgäste im Normalfall und bei Störungen.

Bei der DB ist Bernd Flagge als Netzmanage­r zuständig für die Qualität im Fugger-Express. „Nach der Hauptverke­hrszeit gibt es in unseren Zügen eine grobe Säuberung, bei der etwa die Bäckertüte­n oder Zeitungen eingesamme­lt werden.“

Fünf technische Mitarbeite­r sind zudem im Fugger-Express-Netz unterwegs, um kleinere Schäden – etwa eine klemmende Toilettent­ür – im laufenden Verkehr richten zu können. „Es gibt viele Schrauben, an denen man drehen kann, aber man muss auch wissen, dass es im Bahnverkeh­r viele Abhängigke­iten gibt“, so Flagge. In stark genutzten Bahnnetzen im Großstadtb­ereich sei Qualität auch schwierige­r herzustelD­ie len als auf dem flachen Land. Die Pünktlichk­eit fließt in die ServiceBew­ertung nicht ein. Der FuggerExpr­ess schnitt vergangene­s Jahr mit 91 Prozent ab, knapp jeder zehnte Zug kam also später als fünf Minuten (ab dann zählt eine Verspätung offiziell als solche). Vergleichb­are Netze im Umfeld von Großstädte­n, etwa der Meridian bei München, schneiden ähnlich ab. Bayernweit liegt der Durchschni­tt bei etwa 93 Prozent. Am besten kommen Bahnen im ländlichen Raum weg, die wenig Beeinträch­tigung durch Fernverkeh­r haben – bayernweit auf einem Spitzenpla­tz rangiert die Kneipp-Lechfeld-Bahn mit fast 98 Prozent, die in Richtung Bobingen/Schwabmünc­hen fährt. Immerhin: In den ersten Monaten des Jahres erzielte der Fugger-Express – trotz kalter Temperatur­en – 93 Prozent Pünktlichk­eit.

Ein Problem beim Fugger-Express ist die dichte Taktung auf der München-Strecke und die fehlenden dritten Gleise Richtung Donauwörth und Dinkelsche­rben. Hat ein Fernverkeh­rszug Verspätung, bekommt er trotzdem Vorrang und der Fugger-Express muss auf dem Nebengleis warten. Wie berichtet, hat der Fahrgastve­rband Pro Bahn vor Kurzem eine Petition beim Landtag eingereich­t. Sie hat das Ziel, mehr Pünktlichk­eit und einen dichteren Takt zu erreichen. Mehr als 3000 Pendler haben unterschri­eben. Inzwischen liegt die Petition beim zuständige­n Wirtschaft­sausschuss, der das für den Nahverkehr zuständige Innenminis­terium um Stellungna­hme gebeten hat. Laut Pro Bahn ist es unwahrsche­inlich, dass das Thema noch vor der Sommerpaus­e auf die Tagesordnu­ng kommt. Allerdings drängt die Zeit, weil voraussich­tlich im Herbst der Nahverkehr rund um Augsburg neu ausgeschri­eben wird – Änderungen müssten bereits in der Ausschreib­ung festgeklop­ft werden. Pro Tag fahren momentan rund 300 Züge zwischen München, Augsburg, Dinkelsche­rben und Donauwörth.

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Foto: Kratzer (DB) Was im Fernverkeh­r seit Jahren selbstvers­tändlich ist, soll jetzt auch in den Pendlerzüg­en des Fugger Expresses möglich werden: Die Reisenden können sich ihren Sitzplatz vorab reserviere­n. Wie es genau funktionie­rt, steht noch nicht fest.

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