Bald Sitzplatzreservierungen im Fugger Express
Nahverkehr Die DB will eine neue Dienstleistung bieten. Beim Service haben es die Züge zuletzt erstmals geschafft, den Erwartungen des Freistaats gerecht zu werden. Was mit der Petition von Pro Bahn passiert
Donauwörth/Augsburg Im FuggerExpress wird es bald möglich sein, Sitzplätze kostenpflichtig zu reservieren. Das ist besonders für Fahrgäste zwischen Augsburg und München interessant, wo die Sitzplatzkapazitäten mitunter knapp werden. Einzelheiten – etwa, wie groß die für die Reservierungen vorgesehenen Kontingente sind und ob dies bei allen Verbindungen möglich sein wird – nennt die Bahn auf Anfrage noch nicht. Als Starttermin nennt die Bahn die zweite Jahreshälfte 2017. Eine dauerhafte Sitzplatzreservierung soll 40 Euro jährlich kosten, Einzelplatzreservierungen pro Fahrt und Person ein Euro.
Während die Bahn das Thema als „zusätzlichen, auch von den Fahrgästen gewünschten Service“betrachtet, sieht man beim Fahrgastverband Pro Bahn die Überlegungen kritischer. Wenn es zu Ausfällen bei Zugteilen komme, dann sorge eine verfallene Reservierung eher für Ärger. Immerhin hat sich die Sitzplatzsituation auf der Strecke zwischen Augsburg und München inzwischen entspannt. Morgens werden mehr Kapazitäten in Richtung München gefahren, für die Gegenrichtung am Nachmittag laufen momentan noch Gespräche zwischen der Bahn und dem Freistaat.
Unterdessen hat die Bahn vergangenes Jahr im Fugger-Express beim Service zugelegt. Saubere Züge, bessere Fahrgastinformation, funktionsfähige Ausstattung und Serviceorientierung des Personals wurden von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die im Auftrag des Verkehrsministeriums den Schienennahverkehr in Bayern vergibt, bewertet. Erstmals schaffte es der Fugger-Express im vergangenen Jahr, die Erwartungen zu erfüllen. In den Jahren seit 2008 fing sich die Bahn sonst immer Negativbewertungen durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft ein.
Vergangenes Jahr rangierte der Fugger-Express in der Qualitäts- rangliste der bayerischen Regionalbahnnetze auf Platz 17 im Mittelfeld. In diesem Bereich bewegte sich die Bewertung meist auch in den Vorjahren, was zeigt, dass auch andere Eisenbahnnetze früher tendenziell mäßig abschnitten. 2016 schnitt der Fugger-Express aber erstmals mit knapp zehn Pluspunkten ab. Zum Vergleich: Spitzenreiter war der Agilis Nord (Regensburg) mit 87 Pluspunkten. Schon immer überdurchschnittlich schnitt die Bayerische Regiobahn GmbH ab, die auf der Ammersee- und der Paartalbahn unterwegs ist.
Bayerische Eisenbahngesellschaft setzt dafür regelmäßig anonyme Tester ein, die etwa Schaffner ansprechen, einen Blick in die Toiletten werfen oder in Zügen testen, wie viele Brösel sich auf einem zufällig ausgewählten Sitzplatz befinden. Sind die zusammengefegten Brösel auf einem Sitz größer als eine Zehncentmünze, ist das Note 6. Bewertet wird zudem die Information der Fahrgäste im Normalfall und bei Störungen.
Bei der DB ist Bernd Flagge als Netzmanager zuständig für die Qualität im Fugger-Express. „Nach der Hauptverkehrszeit gibt es in unseren Zügen eine grobe Säuberung, bei der etwa die Bäckertüten oder Zeitungen eingesammelt werden.“
Fünf technische Mitarbeiter sind zudem im Fugger-Express-Netz unterwegs, um kleinere Schäden – etwa eine klemmende Toilettentür – im laufenden Verkehr richten zu können. „Es gibt viele Schrauben, an denen man drehen kann, aber man muss auch wissen, dass es im Bahnverkehr viele Abhängigkeiten gibt“, so Flagge. In stark genutzten Bahnnetzen im Großstadtbereich sei Qualität auch schwieriger herzustelDie len als auf dem flachen Land. Die Pünktlichkeit fließt in die ServiceBewertung nicht ein. Der FuggerExpress schnitt vergangenes Jahr mit 91 Prozent ab, knapp jeder zehnte Zug kam also später als fünf Minuten (ab dann zählt eine Verspätung offiziell als solche). Vergleichbare Netze im Umfeld von Großstädten, etwa der Meridian bei München, schneiden ähnlich ab. Bayernweit liegt der Durchschnitt bei etwa 93 Prozent. Am besten kommen Bahnen im ländlichen Raum weg, die wenig Beeinträchtigung durch Fernverkehr haben – bayernweit auf einem Spitzenplatz rangiert die Kneipp-Lechfeld-Bahn mit fast 98 Prozent, die in Richtung Bobingen/Schwabmünchen fährt. Immerhin: In den ersten Monaten des Jahres erzielte der Fugger-Express – trotz kalter Temperaturen – 93 Prozent Pünktlichkeit.
Ein Problem beim Fugger-Express ist die dichte Taktung auf der München-Strecke und die fehlenden dritten Gleise Richtung Donauwörth und Dinkelscherben. Hat ein Fernverkehrszug Verspätung, bekommt er trotzdem Vorrang und der Fugger-Express muss auf dem Nebengleis warten. Wie berichtet, hat der Fahrgastverband Pro Bahn vor Kurzem eine Petition beim Landtag eingereicht. Sie hat das Ziel, mehr Pünktlichkeit und einen dichteren Takt zu erreichen. Mehr als 3000 Pendler haben unterschrieben. Inzwischen liegt die Petition beim zuständigen Wirtschaftsausschuss, der das für den Nahverkehr zuständige Innenministerium um Stellungnahme gebeten hat. Laut Pro Bahn ist es unwahrscheinlich, dass das Thema noch vor der Sommerpause auf die Tagesordnung kommt. Allerdings drängt die Zeit, weil voraussichtlich im Herbst der Nahverkehr rund um Augsburg neu ausgeschrieben wird – Änderungen müssten bereits in der Ausschreibung festgeklopft werden. Pro Tag fahren momentan rund 300 Züge zwischen München, Augsburg, Dinkelscherben und Donauwörth.