Donauwoerther Zeitung

Prestigesi­eg hier, Ansehensve­rlust da

USA Das Oberste Gericht macht den Weg für Donald Trumps Einreiseve­rbote vorläufig frei, auch wenn noch unklar ist, wie das Dekret in Kürze praktisch umgesetzt wird. Eine Erhebung zeigt aber, wie sein Land internatio­nal Vertrauen verliert

- VON THOMAS SPANG

Washington Donald Trump hat mit seinem Einreiseve­rbot für Menschen aus sechs vorwiegend islamische­n Ländern einen späten innenpolit­ischen Prestigesi­eg errungen. Das Oberste Gericht hat am Montag, wie berichtet, Teile seines von mehreren Gerichten gestoppten Verbots wieder genehmigt. Die abgemilder­ten Einreiseve­rbote können nun voraussich­tlich binnen 72 Stunden nach der Gerichtsen­tscheidung in Kraft treten. Trump hatte vergangene Woche vorbeugend eine entspreche­nde Anordnung erlassen. Sie würden dann Ende September, spätestens Ende Oktober wieder auslaufen. Dann soll auch eine endgültige Entscheidu­ng des Obersten Gerichts vorliegen. Wie diese ausfallen wird, bleibt zunächst offen.

Trump feierte die vorläufige Entscheidu­ng als Sieg. Das Einreiseve­rbot soll 90 Tage lang für Menschen aus Iran, Libyen, Somalia, Sudan, Syrien und Jemen gelten. Währenddes­sen will die Regierung an besseren Mechanisme­n zur Überprüfun­g von Visa-Antragstel­lern arbeiten. Zudem soll es einen 120-tägigen Einreisest­opp für Flüchtling­e aus allen Ländern geben.

Der Supreme Court entschied, dass aus den betreffend­en Ländern zunächst nur einreisen darf, wer glaubwürdi­ge Beziehunge­n in die USA nachweisen kann. Das würde etwa für Familienmi­tglieder gelten, aber auch für Studenten oder Mitarbeite­r von US-Firmen. Auch Flüchtling­e müssen solche Beziehunge­n in die USA nachweisen, andernfall­s dürfen sie nicht einreisen. Wie der Nachweis in den konkreten Fällen geführt werden kann, welche Dokumente anerkannt werden, welche anderersei­ts aber nicht ausreichen, ist noch völlig unklar.

Ebenso unklar ist, wie sich die Einreiseve­rbote auf das internatio­nale Ansehen der USA auswirken wird. Eine Befragung unter 40 000 Menschen in 37 Ländern durch das „PEW Research Center“in Washington zeichnet für die ersten Regierungs­monate Donald Trumps ein klares Bild: Das Image des Landes ist rapide gesunken, ganz besonders in den Nachbarlän­dern. Nur noch 30 statt bisher 66 Prozent der Mexikaner haben ein positives Bild von dem Land, das entlang der gemeinsame­n Grenze eine Mauer errichten will. Geschweige denn von dem USPräsiden­ten, den gerade einmal fünf Prozent der Mexikaner mögen. Auch bei den Kanadiern ging die Zustimmung zu den USA stark zurück: von 65 auf 43 Prozent.

Was sagen die Deutschen? Nur noch 35 Prozent (minus 22 Punkte im Vergleich zum Vorjahr) finden den Verbündete­n jenseits des Atlan- tiks gut. So schnell ist die Zustimmung noch nie zuvor unter irgendeine­m der früheren Präsidente­n gesunken. Trump selber, dessen familiäre Wurzeln in das pfälzische Kallstadt zurückreic­hen, vertrauen im Land seiner Vorväter gerade einmal dreizehn Prozent der Befragten.

Da PEW diese Image-Studie bereits seit 2002 durchführt, gibt es eine Menge Vergleichs­daten. Das Auf und Ab im internatio­nalen Ansehen verläuft parallel zur Wahrnehmun­g des jeweiligen Amtsinhabe­rs im Weißen Haus.

Auffällig war für die Demoskopen das Tempo, in dem Amerikas Ansehen Schaden nahm. Unter dem internatio­nal wenig beliebten Präsidente­n George W. Bush erreichte das US-Image seinen Tiefpunkt erst nach der Invasion im Irak und der Weltfinanz­krise. Donald Trump, der zu dem verheerend­en Befund schweigt, steht dagegen erst am Anfang seiner Präsidents­chaft.

Der ehemalige Staatssekr­etär im Pentagon und US-Botschafte­r in Indien, Frank G. Wisner, erklärt den Image-Sturzflug mit der Aufgabe uramerikan­ischer Werte. Trump stelle die Rolle der Demokratie, die freien Märkte, die kollektive Sicherheit, Menschenre­chte und Rechtsstaa­tlichkeit infrage. „All das macht unsere liberale Weltordnun­g aus“. Kein Wunder, dass im autokratis­ch regierten Russland die Stimmung gegen den globalen Trend läuft. Dort stieg das Ansehen der USA unter Trump um 15 Punkte auf nun 41 Prozent.

 ?? Foto: Saul Loeb, afp ?? Donald Trump ist seit Januar 2017 Präsident der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Eine internatio­nale Umfrage zeigt, dass sein Land seitdem internatio­nal einen gewaltigen Imageverlu­st erlitten hat.
Foto: Saul Loeb, afp Donald Trump ist seit Januar 2017 Präsident der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Eine internatio­nale Umfrage zeigt, dass sein Land seitdem internatio­nal einen gewaltigen Imageverlu­st erlitten hat.

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