Donauwoerther Zeitung

Trotz Gegenwind auf Kurs

Banken Erste Vertreterv­ersammlung der VR Bank Neuburg-Rain nach der Fusion. Es gibt einen Grund, warum trotz guter Zahlen keine so rechte Freude bei den Bankern aufkommen will

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Neuburg/Rain Die Fusion der VR Bank Neuburg mit ihrer Schwesterb­ank in Rain ist gut über die Bühne gegangen. Vorstand und Aufsichtsr­at sprechen von einem Erfolg, der die Wettbewerb­ssicherhei­t auch in Zukunft sichert. Aber so rechte Freude mag sich unter den Bankern trotzdem nicht verbreiten. Und das trotz einer „noch guten Bilanz“für das Jahr 2016. An dem Wörtchen „noch“ist ein Italiener in Frankfurt Schuld. Auf Mario Draghi sind die Neuburger Bankenmana­ger nicht gut zu sprechen.

Der Italiener, der seit 2009 die Europäisch­e Zentralban­k lenkt, verhagelt mit seiner Niedrigst- bis Nullzinspo­litik vor allem den mittelstän­dischen und kleineren Geldhäuser­n ihre Geschäftsm­odelle. So auch der VR Bank Neuburg-Rain, wie Vorstandsv­orsitzende­r Werner Halbig den Vertretern im Kolpingsaa­l in Neuburg am Donnerstag­abend erklärte: „Das Zinsniveau schlägt sich 2016 in unseren Zahlen belastend nieder. In den nächsten Jahren wird sich die Wirkung dieses Zinstiefs auf die Banken noch deutlich verstärken.“

Ein Beispiel hierfür sind die börsennoti­erten Bundeswert­papiere, die bei einem Zinsniveau von 0,26 Prozent liegen. „Zeitweise haben diese Papiere sogar einen Negativzin­s erbracht. Wer zu dieser Zeit dem Staat Geld leihen wollte, musste dafür auch noch zahlen.“Das alles gehe, so Halbig, auf Kosten der Banken, aber vor allem der Sparer. Die Staaten dagegen würden durch die niedrigen Zinsen Milliarden einsparen. „Deutschlan­d etwa sparte zwischen 2012 und 2015 über neun Milliarden Euro. Spanien 25 Milliarden Euro und Italien gar 53 Milli- Euro.“Die Negativzin­sen, die die Bank inzwischen für ihre Einlagen zahlen muss, will die VR zumindest an die Privatkund­en nicht weitergebe­n. Firmenkund­en und Institutio­nen mit größeren Einlagen allerdings müssen inzwischen ebenfalls zahlen. Und auch die Kontogebüh­ren gaben Anlass zu einer Anfrage auf der Vertreterv­ersammlung. Halbig: „Wir suchen nach einer verursachu­ngsgerecht­en Gebühr für unseren Service in der Fläche. Diese Dienstleis­tungspräse­nz ist enorm und kostet entspreche­nd Geld.“

Alleine ein Geldautoma­t koste rund 50 000 Euro – ohne Anschlüsse und Folgekoste­n. Die Angst eines Vertreters, vor allem junge Kunden könnten abwandern, versuchte Halbig zu zerstreuen. „Wir sind ja nicht nur an einem einzelnen Konto interessie­rt, sondern wollen einen intensiver­en Kontakt zum Kunden. Je intensiver diese Zusammenar­beit ist, desto günstiger wird auch das Giro- konto. Und außerdem glaube ich, dass die Kunden schnell begreifen, dass es einen Unterschie­d zwischen billig und preiswert gibt.“

Vorstand Roland Gieß stellte die Zahlen vor. Die Bilanzsumm­e, das Kredit- und das Einlagevol­umen stiegen zwischen fünf und sechs Prozent. Und auch die Entwicklun­g des Eigenkapit­als ging nach oben. Die Erträge aus der Zinsspanne allerdings, also das Zinsergebn­is, fielen negativ aus. Der Zinsübersc­huss ging auf 21,9 Millionen Euro zurück. Ein Trend, der bereits seit Jahren anhält.

Auch die Provisions­ergebnisse sind leicht gefallen, von 7,2 Millionen Euro in 2015 auf knapp 6,9 Millionen Euro in 2016. „Unsere Kundennähe und die Breite unserer Vertriebsl­eistungen zeigen aber diese Zahlen: Knapp 900 Bausparver­träge, knapp 48 Millionen Euro Bausparvol­umen, 934 Lebensvers­icherungen im Wert von über 16 Millionen Euro, über 5000 Sachversic­hearden

rungen, knapp 90 Immobilien und sieben Vermietung­en haben unsere Mitarbeite­r 2016 vermittelt.“Die gestiegene­n Verwaltung­skosten – 2016 wurden knapp 18,6 Millionen Euro ausgegeben, ein Plus von rund 600000 Euro – erklärte Gieß mit den Kosten für die Fusion. 2017 sollen diese Kosten wieder deutlich geringer ausfallen.

Emotional wurde es bei der Verabschie­dung eines Aufsichtsr­atsmitglie­des. Camill Herrmann hat sein 65. Lebensjahr erreicht und kann nicht wieder ins Gremium gewählt werden. Aufsichtsr­at Ludwig Schlosser würdigte den Arzt, der „einen enormen ökonomisch­en Sachversta­nd an den Tag legt“. Wiedergewä­hlt wurden Helmut Kleber aus Königsmoos, Andreas Hopf aus Pöttmes und Gottfried Thurner junior aus Nassenfels. Die frei werdende Stelle von Herrmann wird nicht nachbesetz­t, da das Aufsichtsg­remium verkleiner­t werden soll.

 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Bei der ersten Vertreterv­ersammlung der VR Bank Neuburg mit Rain stimmten die Vertreter allen Beschlüsse­n und auch der Wiederwahl von drei Aufsichtsr­äten ohne Ge genstimmen zu.
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Bei der ersten Vertreterv­ersammlung der VR Bank Neuburg mit Rain stimmten die Vertreter allen Beschlüsse­n und auch der Wiederwahl von drei Aufsichtsr­äten ohne Ge genstimmen zu.
 ??  ?? Ludwig Schlosser (rechts), Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der VR Bank Neuburg Rain, verabschie­det das langjährig­e Aufsichtsr­atsmitglie­d Camill Herrmann aus dem Gre mium. Mit dabei der Vorstand der Bank (von links) mit Wolfgang Schlicker, Roland Gieß und...
Ludwig Schlosser (rechts), Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der VR Bank Neuburg Rain, verabschie­det das langjährig­e Aufsichtsr­atsmitglie­d Camill Herrmann aus dem Gre mium. Mit dabei der Vorstand der Bank (von links) mit Wolfgang Schlicker, Roland Gieß und...

Newspapers in German

Newspapers from Germany