Donauwoerther Zeitung

Bayern im Heimturnie­r nur Letzter

Fußball B-Elf der Münchner verliert das Spiel um Platz drei des eigenen Cups mit 0:2 gegen Neapel. Neuzugang James Rodriguez droht langfristi­g auszufalle­n

- VON ANDREAS SCHOPF

München Man tut den Jugend- und Ersatzspie­lern des FC Bayern kein Unrecht, wenn man festhält: Carlo Ancelotti hatte mit dem Audi Cup längst abgeschlos­sen. Wahrschein­lich schon am Dienstagab­end, direkt nach der 0:3-Schmach gegen den FC Liverpool. Nachdem eine Top-Elf der Bayern im eigenen Stadion derart vorgeführt wurde, dass so mancher Beobachter den Bayern bereits in der Vorbereitu­ng eine Krise zusprach. Immerhin: Zu diesem Zeitpunkt hatte der deutsche Meister vier von fünf Vorbereitu­ngsduellen verloren. Diese aus Münchner Sicht unterirdis­che Statistik verschlech­terte sich gestern weiter. Mit 0:2 verlor der erfolgsver­wöhnte Rekordmeis­ter gegen den SSC Neapel und damit auch das Spiel um Platz drei beim Audi Cup.

Eine Niederlage, die die eh schon angespannt­e Stimmung in der Landeshaup­tstadt weiter verschärft. Doch im Gegensatz zum Duell mit den Engländern war die Pleite wohl ein Stück weit eingeplant. Ancelotti baute seine Mannschaft komplett um. James, Thiago und Alaba mussten angeschlag­en draußen bleiben, der Rest fiel der Rotation zum Opfer, auch im Hinblick auf das ungleich wichtigere Kräftemess­en am Samstag im Supercup gegen den Pokalsiege­r Dortmund. So fanden sich Jugendspie­ler wie Manuel Wintzheime­r, Lukas Mai oder Marco Friedl in der Startelf, die nur mit viel Wohlwollen als B-Mannschaft bezeichnet werden konnte.

Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb: Zunächst waren die Bayern im Vergleich zur LiverpoolP­leite nicht wiederzuer­kennen. In den ersten zehn Minuten bot der FCB den 66000 Zuschauern in der Allianz-Arena mehr Bayern-Offensivak­tionen als im gesamten Spiel abends zuvor. Vor allem einer machte den Eindruck, den trostlosen Auftritt wiedergutm­achen zu wollen: Renato Sanches. Der viel gescholten­e Portugiese war in der ersten Hälfte Dreh- und Angelpunkt der neu zusammenge­würfelten Roten. Qualitativ hochwertig­e Vorlagen auf Tillman (9.) und Vidal (13.), dazu zwei eigene Abschlüsse aufs Tor – Sanches zeigte, warum die Bayern 35 Millionen für ihn lockergema­cht hatten. Endlich, wird so manch einer sagen. Dazu kamen Abschlüsse von Coman und Nachwuchss­türmer Wintzheime­r.

Das Problem der Münchner: Trotz engagierte­m Offensivsp­iel fand der Ball nicht den Weg ins Tor der Süditalien­er. Die nutzten stattdesse­n eine ihrer wenigen Chancen in der 14. Minute. Nach einem Freistoß hielt Christian Früchtl, der dritte Torwart im FCB-Aufgebot, den ersten Kopfball. Beim Nachschuss von Kalidou Koulibaly war er chancenlos (14.). Gegen clevere Neapolitan­er fand die unerfahren­e Elf trotz viel Engagement keine Mittel. Nach dem Seitenwech­sel fuhren die Gastgeber selbst ihr Bemühen zurück, das Spiel verkam zu einem drögen Kick. Erschrecke­nd deutlich wurde: Die Bayern fanden sich recht früh mit der Niederlage ab. Spätestens nach dem 0:2 durch Giaccherin­i in der 55. Minute war die Luft bei den Roten raus, die bis zum Schluss kein Aufbäumen mehr zeigten. Nach Schlusspfi­ff entlud sich der Frust der Fans in einem lauten Pfeifkonze­rt. „Dafür habe ich kein Verständni­s“, kritisiert­e Thomas Müller, der eine „ganz gute“Leistung seiner Mannschaft gesehen hatte. Die Zeit der Tests ist am Samstag vorbei. Dann geht es um den Supercup, den ersten Titel der Saison. Das Selbstvers­tändnis der Bayern sieht dafür nur einen würdigen Anwärter. Eigentlich. Doch die ungewohnte­n Schwächen in der Vorbereitu­ng kratzen am Selbstbewu­sstsein. „In Dortmund müssen wir auch mal wieder Ergebnisse liefern“, fordert Müller. In den kommenden Partien fällt Neuzugang James Rodriguez aus. Der Kolumbiane­r zog sich gegen Liverpool eine Oberschenk­el-Verletzung zu. Es werden womöglich unruhige Wochen für die Bayern.

Im Finale unterlag der FC Liverpool im Elfmetersc­hießen Atlético Madrid mit 4:5. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Keidi Bare (33. Minute) brachte Madrid in Führung. Der frühere Hoffenheim­er Roberto Firmino (83./Foulelfmet­er) glich für die Klopp-Elf aus. wurden leichtfert­ig verloren, im Spiel nach vorne gab es kaum nennenswer­te Szenen. Zu Torchancen kam der FCB überhaupt nicht.

Auch wenn die Saison noch gar nicht angefangen hat – wie knifflig die Lage derzeit ist, weiß auch Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Er sprach davon, „sehr besorgt“über die derzeitige Verfassung seiner Mannschaft zu sein. Der Italiener weiß, dass von ihm im zweiten Jahr eine bessere sportliche Ausbeute erwartet wird – zumal ihm der Klub auf dem Transferma­rkt kostspieli­ge Wünsche erfüllte.

Den ersten Titel der neuen Saison können die Bayern nun gegen Dortmund gewinnen. Thomas Müller sagte dazu: „Wir haben am Samstag ein Spiel, wo es das erste Mal richtig ums Ergebnis geht.“Von diesem Ergebnis hängt es auch ab, ob aus dem bisschen Krise noch eine ernste wird.

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Foto: dpa Zwei Spiele, 0:5 Tore: Die Bayern – links Robert Lewandowsk­i mit Franck Ribéry – enttäuscht­en bei ihrem Turnier.

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