Donauwoerther Zeitung

Jetzt fehlen (nur) noch die Instrument­e

Afrikahilf­e Der Verein Likoni hat den ersten Stock seines Krankenhau­ses fertig. Die Patienten stehen Schlange

- VON GLORIA GEISSLER

Holzheim Wer schon einmal ein Haus gebaut hat, der weiß: Wirklich fertig ist man nie. So geht es auch Maria Lindermair aus Holzheim, die als Krankensch­wester im Neuburger Krankenhau­s arbeitet. Sie hat vor fünf Jahren den Verein „Likoni – Healthcare for all“gegründet, dessen vorrangige­s Ziel der Bau eines Krankenhau­ses in der kenianisch­en Stadt Likoni ist, um auch Menschen ohne Geld eine Behandlung zu ermögliche­n. Das Gebäude steht inzwischen. Im Erdgeschos­s arbeitet Dr. Cheruiyot schon seit einigen Jahren mit seiner Frau und seit heuer mit zwei neuen Ärztinnen. Jetzt ist auch der erste Stock fertig geworden. Doch etwas Entscheide­ndes fehlt.

Maria Lindermair ist im Frühjahr nach Kenia gereist, um den Bau voranzubri­ngen. Im Gepäck nicht nur Spendengel­der, sondern auch drei Mal 23 Kilo Spielzeug, Anziehsach­en und Verbandsut­ensilien, die sie geschenkt bekommen hat. Fliesen kaufen, Wände streichen, Nachtkästc­hen, Betten und Infusionss­tänder besorgen – in den zwei Wochen ihres Aufenthalt­s war die 29-jährige Holzheimer­in viel unterwegs.

Doch jetzt ist alles fertig. Die drei Patientenz­immer, das Büro und der Personalra­um im ersten Stock sind einsatzber­eit. Aber das OP-Material fehlt noch. Denn der Operations­raum soll das Herzstück des kleinen Krankenhau­ses werden. Bisher muss Dr. Cheruiyot Patienten mit schwereren Krankheite­n ablehnen, weil keine Möglichkei­t zum Operieren besteht. Maria Lindermair hofft nun, dass bald das Material beisammen ist. Konkret geht es in erster Linie um einen OP-Tisch, eine Anästhesie­maschine, einen Sterilisat­or und Instrument­e. „All diese Dinge wollen wir vor Ort kaufen, damit wir einen Ansprechpa­rtner haben, wenn an der Technik etwas kaputt geht“, erzählt die Krankensch­wester.

Das Geschäft in Mombasa, in dem Lindermair bisher ihre Einrichtun­gsgegenstä­nde gekauft hatte, hat ihr zwar einen OP-Tisch angeboten – aber der Inhaber konnte ihr bisher nichts sagen über die Funktionsw­eise. Sein Katalog ist von 2008. Probleme wie diese sind das tägliche Brot der Helfer vor Ort. Inzwischen sind fast durchgängi­g Ehrenamtli­che aus Deutschlan­d in Likoni, die mit anpacken, wo gerade Not am Mann ist, wie Lindermair erzählt.

Die Armut der Menschen in der kenianisch­en Kommune ist greifbar. Lindermair und ihr Team machen sich regelmäßig ein Bild von den Zuständen vor Ort und besuchen ihre Patienten zu Hause. Die meisten leben in einfachen Lehmhütten mit nur einem Raum, schlafen auf Decken am Boden und haben kaum sanitäre Einrichtun­gen. Krankheite­n oder Handicaps, die in Deutschlan­d kaum der Rede wert sind, bedeuten für die Menschen in Kenia eine Katastroph­e. Die Kranken- schwester erzählt von einem Mann mit Arthrose im Knie, der sich wegen der Schmerzen kaum noch vor seine Hütte bewegen kann, geschweige denn zu einem Arzt. Der Transport mit einem Tuk-Tuk sei für die Familie, die vom Fischverka­uf lebt, schlicht unbezahlba­r. „Bei uns hätte der Mann mit Schmerzmit­teln seinen Alltag ganz normal weiterführ­en können und wäre längst operiert.“Deswegen übernimmt der Verein immer öfter auch die Fahrtkoste­n in die Klinik.

30 Patienten pro Schicht behandeln Dr. Cheruiyot und sein Team. Das sind doppelt so viele, seitdem das neue Krankenhau­s eröffnet wurde, erzählt die Vereinsvor­sitzende. Die meisten kommen wegen Infektions­krankheite­n, verursacht durch das unsaubere Trinkwasse­r, wegen Malaria, schlecht heilenden Wunden oder Brandverle­tzungen, denn in Kenia ist zum Beispiel offenes Feuer zum Kochen die Regel. Rund 1000 Euro gibt der Verein pro Monat für die Behandlung­en aus. Geld, das über Spenden finanziert wird.

Spenden Der Verein freut sich jeder zeit über Spenden auf das Konto von Likoni – Healthcare for all bei der Raiffei senbank Rain, IBAN: DE18 7216 9756 0000 5311 03, BIC: GENODEF1ND­2

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Fotos: Maria Lindermair Materialtr­ansport auf dem Tuk Tuk: Hier werden gerade die Türen für die Patienten zimmer geliefert. Der erste Stock ist jetzt fertig geworden.
 ??  ?? Mama Rita (links), die Frau des Doktors, mit Handy am Ohr. Sie organisier­t viel, wäh rend der Maler Jack (Mitte) und Elektriker Bush (rechts) arbeiten. Der Wachhund hat alles im Blick.
Mama Rita (links), die Frau des Doktors, mit Handy am Ohr. Sie organisier­t viel, wäh rend der Maler Jack (Mitte) und Elektriker Bush (rechts) arbeiten. Der Wachhund hat alles im Blick.
 ??  ?? Dr. Cheruiyot verteilt Essen und die Sachspende­n aus Deutschlan­d an die Patienten in Likoni.
Dr. Cheruiyot verteilt Essen und die Sachspende­n aus Deutschlan­d an die Patienten in Likoni.
 ??  ?? Besuch im Haus eines Patienten: Maria Lindermair macht sich vor Ort ein Bild von den ärmlichen Zuständen.
Besuch im Haus eines Patienten: Maria Lindermair macht sich vor Ort ein Bild von den ärmlichen Zuständen.
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So sehen die neuen Patientenz­immer im Krankenhau­s aus.
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In Sandalen und ohne Gerüst: In Kenia werden Häuser anders gebaut.

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