Donauwoerther Zeitung

So ist Sterben vorstellba­r

Susann Pásztor schreibt über eine Krebskrank­e

- Daniela Hungbaur

Keine Angst vor diesem Roman! – auch wenn eine krebskrank­e, sterbende Frau in seinem Mittelpunk­t steht. Auch wenn ein Hospizmita­rbeiter die Hauptfigur ist. Autorin Susann Pásztor gelingt Bemerkensw­ertes: Sie verbindet Leben und Tod durch eine Brücke, die begehbar erscheint. Sie nimmt dem Sterben den Schrecken, ohne das Traurige, das Leiden, auszuspare­n. Vor allem aber ruft sie leise und ohne Pathos dazu auf, dafür zu sorgen, dass am Ende jemand da ist. Denn so, wie es im Titel heißt, so sollte es sein: „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“– damit die Seele aus dem Raum fliegen kann.

Dieser jemand, der das Fenster für Karla öffnet, ist Fred. Ein fürsorglic­her, alleinerzi­ehender Vater. Rentenvers­icherungse­xperte, der es allen recht machen will und dabei schnell und schmerzhaf­t an seine Grenzen stößt.

Denn die selbstbewu­sste Karla, seine erste Hospizpati­entin, die er ehrenamtli­ch betreut, hat eigene Vorstellun­gen von ihren letzten Tagen. Versöhnung­sfeste und Plaudereie­n gehören nicht dazu. Freds 13-jähriger Sohn Phil spürt instinktiv, was die 60-Jährige will, und baut ein vertrauens­volles Verhältnis zu der leidenscha­ftlichen Fotografin auf. Es sind Pásztors liebenswür­dige Charaktere, die einen hineinzieh­en in ihren humorvoll und spannend geschriebe­nen Roman, der auch eine berührende Vater-Sohn-Geschichte ist.

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Kiepenheue­r & Witsch, 288 S., 20 ¤ Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fens ter.

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