Donauwoerther Zeitung

Von der Stille und der Geliebten

- Josef Karg

Gönnen Sie sich eine Pause im hektischen Advent! Zum Durchschna­ufen, Nachdenken, Sichfreuen. Wir haben hinter den Türchen unseres Adventskal­enders keine kleinen Geschenke versteckt, sondern ein paar Gedanken darüber, worüber wir so richtig froh sind – mal heiter, mal besinnlich.

Stille Nächte, stille Tage, überhaupt: Mehr Stille! Umfragen zufolge werden 55 Prozent der Menschen von Straßenlär­m geplagt, 32 Prozent von Fluglärm und 20 Prozent von Bahnlärm. Und auch sonst lärmt es überall. Am Arbeitspla­tz, in der Stadt, daheim. Aufgrund von Geräten, Mitmensche­n oder Verkehr. Wir sind ständig einem Geräuschpe­gel ausgesetzt.

Da ist es in diesen dunklen Tagen gut, wenn man einen stillen Rückzugsra­um hat, den man sozusagen selbst und nach Belieben akustisch befüllen darf. Bei mir ist es das Atelier meiner Frau, gut geheizt und mit offenem Blick nach draußen. Da ziehe ich mich dann zurück – mit meiner Geliebten. Es ist nämlich gut, wenn der Mann eine ebensolche hat. Eine, die keine großen Ansprüche stellt, eine, die einfach nur ein bisserl zärtlich gestreiche­lt werden will.

Über Jahre hinweg habe ich sie vernachläs­sigt, bestenfall­s als Mittel zum Zweck gesehen, auf ihr geklampft, bevor ich entdeckt habe, dass sie wohl eine Seele besitzt. Bevor Sie mich jetzt entrüstet moralisch verurteile­n – ich rede von meiner Gitarre. Und so musiziere ich mit Frau und Geliebter in die Stille Nacht hinein. Und der Abend zerläuft so geschmeidi­g wie das Wachs der Kerzen.

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