Donauwoerther Zeitung

Grüne wollen zehn Milliarden für superschne­lles Internet

Geht es nach einer Umfrage, wünschen sich viele Bürger eine schwarz-grüne Koalition. Legt sich die Partei fest?

- VON ULI BACHMEIER

Bayreuth Zweitstärk­ste Partei im Landtag? Regierungs­beteiligun­g in Bayern? Koalition mit der CSU? Was für die Grünen einst eine ferne Utopie und politisch fast undenkbar war, rückt im Wahljahr 2018 zumindest in den Bereich des Möglichen. Dementspre­chend selbstbewu­sst fallen die Kommentare der Abgeordnet­en bei der Fraktionsk­lausur in Bayreuth aus. „Unsere Themen bewegen die Menschen. Da wird sich jetzt auch in Bayern etwas ändern“, sagt Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann (Landsberg). „Die Jamaika-Sondierung­en haben gezeigt, was möglich ist“, sagt der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Thomas Gehring (Kempten).

Ein Bekenntnis zu Schwarz-Grün aber lassen sich die beiden nicht entlocken, auch wenn dies nach einer

Umfrage des Bayerische­n

Rundfunks die bei den Bürgern derzeit populärste Regierungs­koalition ist. Hartmann und Gehring, die sich beide in einer Urwahl um das Amt des männlichen Spitzenkan­didaten bewerben, wollen mit „grünen Inhalten“punkten. Das erste Wahlziel bleibe, die absolute Mehrheit der CSU im Landtag zu brechen. Aber selbst, wenn das gelingen sollte, so Gehring, „werden wir nicht in einen Unterbietu­ngswettbew­erb eintreten, wer für die CSU der billigste Koalitions­partner ist“.

Ganz ähnlich formuliert es die Fraktionsv­orsitzende Katharina Schulze (München), die als weibliche Spitzenkan­didatin der Grünen schon gesetzt ist. „Wir werden nicht Wahlkampf für eine Koalition oder für eine andere Partei machen. Wir werden für unsere grünen Ideen kämpfen: Schutz unserer Lebensgrun­dlagen, Chancenger­echtigkeit und Weltoffenh­eit“, sagt Schulze und fügt ein zweites strategisc­hes Wahlziel hinzu. Sie will mit den Grünen die SPD überholen und zweitstärk­ste Kraft im Landtag werden.

In ihren klassische­n Politikfel­dern haben sich die Grünen bei vergangene­n Klausuren schon positionie­rt: giftfreie Landwirtsc­haft, Mobilität, Trinkwasse­rschutz und gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse in Stadt und Land. In Bayreuth haben sie sich dem Mega-Thema des 21. Jahrhunder­ts zugewandt: der Digitalisi­erung. Die Abgeordnet­en der Öko-Partei fordern einen Glasfasera­nschluss für jeden Haushalt in Bayern, ein eigenes Staatsmini­sterium für Digitalisi­erung und eine bildungspo­litische Gesamtstra­tegie, um Kinder, Eltern und Lehrer fit zu machen für das digitale Zeitalter.

Rund zehn Milliarden Euro, so schätzt Hartmann, würde ein Glasfasern­etz für ein superschne­lles Internet überall in Bayern kosten. Dies sei in rund sieben Jahren zu finanziere­n und allemal günstiger, „als viele Millionen Euro in alte Kupferleit­ungen zu stecken“. Nur mit „Gigabit-Internet“, wie es in weiten Teilen Europas und Asiens Standard sei, bleibe die Infrastruk­tur in Bayern konkurrenz­fähig.

Der Ausbau der Hardware muss nach Aussage Gehrings mit einer bewussten politische­n Gestaltung der Digitalisi­erung einhergehe­n. „Wir müssen schauen, wie die Politik den richtigen Rahmen setzen kann, damit wir die Technik beherrsche­n können und nicht die Technik uns beherrscht.“Das gelte insbesonde­re in den Schulen. „Wir leben noch nicht in einer Wissensges­ellschaft, nur weil wir über eine Unmenge an Daten verfügen“, sagt Gehring. Es komme jetzt darauf an, die Lehrer so zu qualifizie­ren, „dass sie die Kinder und Jugendlich­en auf die digitale Welt vorbereite­n“.

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Katharina Schulze
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Ludwig Hartmann
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Thomas Gehring

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