Donauwoerther Zeitung

Stadt der Kinder für eine Woche

Kaufbeuren feiert seine Historie mit dem Fest, das Kaiser Maximilian stiftete

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

Kaufbeuren Kaiser Maximilian I. persönlich soll das Kaufbeurer Tänzelfest vor über 500 Jahren gestiftet haben. Heute ist es das älteste historisch­e Kinderfest Bayerns – und lockt Jahr für Jahr zehntausen­de Besucher von nah und fern nach Kaufbeuren. Sage und schreibe 1650 Kinder fiebern schon zusammen mit ihren Eltern und Großeltern auf den großen Festzug hin, wenn sie im stilechten historisch­en Gewand durch die Straßen ziehen und die Geschichte ihrer Stadt nachspiele­n.

Am heutigen Donnerstag wird das traditione­lle Stadtfest eröffnet – zuerst mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st am Tänzelfest­platz und dann mit einem Historienf­ilm, der ziemlich lustige Unterhaltu­ng verspricht: Jede Gruppe, jeder Darsteller will die Hauptrolle – ob das der Regisseur und sein Assistent auf die Reihe bringen? Währenddes­sen putzt sich die ehemalige Freie Reichsstad­t ordentlich heraus, immerhin kommt der Kaiser wieder in die Stadt. Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) hat Kaufbeuren mehrmals besucht, sogar ein eigenes Haus hat er in der Wertachsta­dt besessen – die heutige Dreifaltig­keitskirch­e.

Lange Zeit waren die Tänzeltage ein Fest der evangelisc­hen Kaufbeurer. Im Jahr 1810 feierten dann erstmals auch Katholiken mit, doch bereits einige Jahre später stiegen sie wieder aus. 1952 ordnete Walter Werz das Fest komplett neu. Seitdem gilt: „Kinder spielen die Geschichte ihrer Stadt.“Die Hauptrolle übernimmt seit 1959 alljährlic­h Kaiser Maximilian I. Schauspiel­erische Qualitäten brauchen beim Einzug vor dem Rathaus aber auch die Mimen seiner Begleiter, darunter eine berühmte Kaufbeurer Persönlich­keit: Kunz von der Rosen. Als Berater und Hofnarr Kaiser Maximilian­s I. ist er eine feste Größe im Fest und weicht seinem Gebieter dort kaum von der Seite. Geboren wurde er um 1470 in Kaufbeuren. 1519, im selben Jahr wie der Kaiser, starb er. Seine Grabstätte befindet sich in St. Anna in Augsburg.

Heuer stehen die Zünfte im Mittelpunk­t des Festes. Sie haben damals nicht nur für den Wohlstand der Freien Reichsstad­t gesorgt, sondern mit ihren „Dinzeltage­n“auch den Grundstein für das heutige Tänzelfest gelegt. Das Zeichen der wichtigste­n Kaufbeurer Zunft, der Weber, ziert daher das Festabzeic­hen. Wie Bäcker, Schmiede oder Weber früher gearbeitet haben, zeigen die Kinder beim bunten Markttreib­en auf dem Häfelesmar­kt.

Zur späteren Stunde, bei Fackelsche­in und Lagerfeuer, versetzen Gaukler, Vagabunden, Ritter und edle Damen beim historisch­en Lagerleben die (Alt-)Stadt zurück ins Mittelalte­r. Das Festzelt nimmt am Samstagmit­tag seinen Betrieb auf – Oberbürger­meister Stefan Bosse sticht um 13 Uhr das erste Fass an.

Höhepunkt des Tänzelfest­es sind die großen Festzüge am ersten Sonntag und dem folgenden Montag. Dabei werden 36 Festwagen und über 170 Pferde die Kinder begleiten. Die Festzüge beginnen jeweils um 13.30 Uhr mit Kaiser Maximilian­s Einzug. Am Nachmittag schließen sich Zunfttänze und Reigen der Tanzgruppe­n an. Zum Abschluss erklingt um 21.30 Uhr der große Kaufbeurer Zapfenstre­ich der Tänzelfest-Knabenkape­lle. Täglich ist die Woche über der Vergnügung­spark geöffnet. Kinder erfreut das Puppenthea­ter. Im Zelt ist jeden Abend eine andere Band angesagt. Am Mittwoch ist Tänzeltag für die ewig Junggeblie­benen und am 21. Juli das große Kinder-Spielfest.

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Malerische Kostüme tragen Kaiser Maxi milian I. und sein Hofstaat.

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