Donauwoerther Zeitung

Und plötzlich war er Jim Knopf

Zwei Buben aus dem Allgäu spielen die Hauptrolle in einem Theaterstü­ck

- VON KLAUS PETER MAYR

Team Maria kennt diesen Witz:

Der Onkel beantworte­t den Brief seines Neffen. „Hier be kommst du deine gewünschte­n 10 Euro. Aber übe deine Rechtschre­ibung, Zehn schreibt man nicht mit zwei Nullen!“

» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de Stell dir vor, eine Lehrerin spricht dich auf dem Pausenhof an und fragt dich, ob du bei einem Theaterstü­ck die Hauptrolle spielen möchtest. Genau so ist es Joel Yohannes ergangen, an seiner Realschule in der Allgäuer Stadt Leutkirch. Dass sich die Lehrerin ausgerechn­et ihn ausgesucht hat, liegt an Joels Hautfarbe: Weil seine Eltern aus Eritrea in Ostafrika stammen und nach Deutschlan­d geflohen sind, ist sie schwarz. Und genau das suchten die Altusriede­r Freilichts­piele. Auf der riesigen Open-Air-Bühne wird in diesem Sommer Michael Endes Familienst­ück „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“gezeigt. Der Junge Jim hat bekanntlic­h eine dunkle Haut.

Joel überlegte ein paar Tage, ob er das Angebot für die Hauptrolle annehmen soll. „Dann habe ich ,Ja‘ gesagt.“Nun steht der Zwölfjähri­ge jedes Wochenende in Altusried auf der Freilichtb­ühne und spielt zwei Stunden lang zusammen mit 140 Kindern und Erwachsene­n die abenteuerl­iche Geschichte von Jim Knopf und Lokführer Lukas. Die Beiden wollen die chinesisch­e Prinzessin Lisi aus den Klauen des bösen Drachens Frau Mahlzahn befreien. Übrigens: Die jüngste Sprechroll­e hat Lukas Merk übernommen: Der Achtjährig­e aus Altusried spielt Ping Pong – das ist der Koch des chinesisch­en Kaisers.

Joel wechselt sich in der Rolle des Jim mit einem anderen schwarzen Jungen ab. Er heißt Collin Khauka-Mabinda, ist 14 Jahre alt, lebt in dem Oberallgäu­er Dorf Lauben und besucht die 8. Klasse des Allgäu-Gymnasiums in Kempten. Auch seine Eltern sind Flüchtling­e aus Afrika: Sie stammen aus Uganda. Aber geboren sind Collin und Joel in Deutschlan­d.

Warum haben die Altusriede­r gleich zwei Jims verpflicht­et? Weil es ganz schön anstrengen­d ist für die beiden. Außerdem wollte Regisseur Harald Holstein auf Nummer sicher gehen, falls einer seiner Hauptdarst­eller ausfällt.

Vor der Premiere mussten Collin und Joel viel für ihre Rolle proben. Das war schon mal stressig, sagen die beiden. Denn schließlic­h gab’s auch für die Schule viel zu tun. Und sie mussten etwas lernen, was sie vorher noch nicht konnten: nämlich singen. Erstaunlic­h ist: Joel und Collin sind gar nicht aufgeregt, wenn sie vor Tausenden von Zuschauern spielen. „Lampenfieb­er habe ich nicht wirklich“sagt Collin.

OAufführun­gen Wer Joel oder Collin auf der Freilichtb­ühne erleben möchte, hat noch bis 5. August Gelegenhei­t. Auf führungen sind immer freitags, sams tags und sonntags um 17 Uhr (nicht am Wochenende 20. bis 22. Juli). Karten gibt es unter 08373/92200.

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Foto: Martina Diemand Spielen auf der Altusriede­r Freilichtb­ühne abwechseln­d den Jim Knopf: Joel Yohannes (links) und Collin Khauka Mabinda. Hier schauen sie aus dem Führerhaus von Emma, der Lokomotive.
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Foto: dpa Der schottisch­e See Loch Ness wird jetzt zum Stromspeic­hern genutzt.
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