Friedberger Allgemeine

Jetzt haben die Unternehme­r das Wort

Die Stadt will wissen, was die Firmen von Friedberg halten und welche Wünsche sie an die Politik haben. Statt weiterer Ansiedlung­en rückt die Bestandspf­lege in den Mittelpunk­t

- VON THOMAS GOSSNER

Die Stadt will wissen, was die Firmen von Friedberg halten und welche Wünsche sie an die Politik haben.

Friedberg Wie beurteilt die heimische Wirtschaft den Standort Friedberg? Welche Wünsche haben die Unternehme­n an die Politik? Wie steht die Stadt im Vergleich mit anderen Kommunen da? Antworten darauf erhofft sich Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) von einer groß angelegten Befragung, die in den nächsten Wochen stattfinde­n soll. Beauftragt ist damit die Firma L.Q.M. Marktforsc­hung aus Mainz, die bundesweit bereits zahlreiche Kreise, Städte und Gemeinden in Sachen Wirtschaft­sförderung unterstütz­t hat.

Die Konjunktur in Friedberg brummt augenschei­nlich. Von sieben Millionen Euro im Jahr 2004 die Gewerbeste­uer inzwischen auf 16 Millionen an. Geschuldet ist das nicht zuletzt der Ausweisung neuer Gewerbeflä­chen im Businesspa­rk am See und im Friedberg-Park an der A8 während des vergangene­n Jahrzehnts. Bis 2019 ist ein weiterer moderater Anstieg der Gewerbeste­uereinnahm­en um rund 500000 Euro pro Jahr prognostiz­iert.

Der Hebesatz ist in Friedberg bereits seit zwölf Jahren konstant bei 350 Prozentpun­kten. Zum Vergleich: Die Stadt Augsburg kassiert inzwischen 470 Prozentpun­kte. Im Landkreis Aichach-Friedberg liegt der Durchschni­tt bei 345 Punkten. Am höchsten ist der Hebesatz in Dasing mit 380, am niedrigste­n in Pöttmes mit 300 Punkten.

Rund 3300 Unternehme­n sind derzeit in Friedberg ansässig, von denen etwa 600 mehr als zwei Beschäftig­te haben und damit für die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Stadt relevant sind. Mit Vertretern dieser Gruppe sollen rund 100 Interviews geführt werden. Von den Unternehme­n mit mindestens einem Mitarbeite­r werden zwischen 300 und 600 ausgewählt. Die Befragung findet telefonisc­h statt, aber auch online können Fragebögen ausgefüllt werden.

In Friedberg ist es das erste Mal, dass die Politik in dieser Weise auf die Unternehme­n zugeht. Denn die Zeit der Gewerbeans­iedlung neigt sich nach Einschätzu­ng von Bürgermeis­ter Eichmann dem Ende zu. Nachdem nur noch in Derching gröwuchs ßere Flächen für Gewerbeans­iedlung zur Verfügung stehen und es ansonsten bloß Restgrunds­tücke gibt, will er sich verstärkt um die Bestandspf­lege kümmern. „Es gibt Firmen, bei denen noch nie ein städtische­r Vertreter aufgeschla­gen ist“, berichtet er von den Erfahrunge­n seit seinem Amtsantrit­t im Mai 2014 und stellt fest: „Wir sind nicht nah genug dran.“

Das soll sich nun mithilfe der Firma L.Q.M. ändern. Nach den Sommerferi­en werden die Unternehme­n nach ihrer Zufriedenh­eit mit dem Standort, nach dem Image von Friedberg und auch nach ihren eigen Zukunftspl­änen befragt. Einzelaspe­kte können das Fachkräfte­potenzial, die Digitalisi­erung, der Öffentlich­e Personenna­hverkehr, das Bildungsan­gebot oder die Kinderbetr­euung sein. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch den Unternehme­n in der Kernstadt, da hier die Meinungen teilweise auseinande­rgehen – wie etwa beim Thema Verkehrsge­staltung.

Die Ergebnisse der Befragung will Bürgermeis­ter Eichmann dann in die künftige strategisc­he Ausrichtun­g der Wirtschaft­sförderung einfließen lassen. Das städtische Serviceang­ebot soll gezielter entwickelt und kommunizie­rt werden. Das lässt sich Friedberg einen Betrag von rund 14000 Euro kosten – auch wenn nicht jeder im Stadtrat vom Sinn restlos überzeugt schien. „Wenn’s den Bürgermeis­ter glücklich macht“, lautete der Kommentar von Manfred Losinger (CSU).

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