Jetzt haben die Unternehmer das Wort
Die Stadt will wissen, was die Firmen von Friedberg halten und welche Wünsche sie an die Politik haben. Statt weiterer Ansiedlungen rückt die Bestandspflege in den Mittelpunkt
Die Stadt will wissen, was die Firmen von Friedberg halten und welche Wünsche sie an die Politik haben.
Friedberg Wie beurteilt die heimische Wirtschaft den Standort Friedberg? Welche Wünsche haben die Unternehmen an die Politik? Wie steht die Stadt im Vergleich mit anderen Kommunen da? Antworten darauf erhofft sich Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) von einer groß angelegten Befragung, die in den nächsten Wochen stattfinden soll. Beauftragt ist damit die Firma L.Q.M. Marktforschung aus Mainz, die bundesweit bereits zahlreiche Kreise, Städte und Gemeinden in Sachen Wirtschaftsförderung unterstützt hat.
Die Konjunktur in Friedberg brummt augenscheinlich. Von sieben Millionen Euro im Jahr 2004 die Gewerbesteuer inzwischen auf 16 Millionen an. Geschuldet ist das nicht zuletzt der Ausweisung neuer Gewerbeflächen im Businesspark am See und im Friedberg-Park an der A8 während des vergangenen Jahrzehnts. Bis 2019 ist ein weiterer moderater Anstieg der Gewerbesteuereinnahmen um rund 500000 Euro pro Jahr prognostiziert.
Der Hebesatz ist in Friedberg bereits seit zwölf Jahren konstant bei 350 Prozentpunkten. Zum Vergleich: Die Stadt Augsburg kassiert inzwischen 470 Prozentpunkte. Im Landkreis Aichach-Friedberg liegt der Durchschnitt bei 345 Punkten. Am höchsten ist der Hebesatz in Dasing mit 380, am niedrigsten in Pöttmes mit 300 Punkten.
Rund 3300 Unternehmen sind derzeit in Friedberg ansässig, von denen etwa 600 mehr als zwei Beschäftigte haben und damit für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt relevant sind. Mit Vertretern dieser Gruppe sollen rund 100 Interviews geführt werden. Von den Unternehmen mit mindestens einem Mitarbeiter werden zwischen 300 und 600 ausgewählt. Die Befragung findet telefonisch statt, aber auch online können Fragebögen ausgefüllt werden.
In Friedberg ist es das erste Mal, dass die Politik in dieser Weise auf die Unternehmen zugeht. Denn die Zeit der Gewerbeansiedlung neigt sich nach Einschätzung von Bürgermeister Eichmann dem Ende zu. Nachdem nur noch in Derching gröwuchs ßere Flächen für Gewerbeansiedlung zur Verfügung stehen und es ansonsten bloß Restgrundstücke gibt, will er sich verstärkt um die Bestandspflege kümmern. „Es gibt Firmen, bei denen noch nie ein städtischer Vertreter aufgeschlagen ist“, berichtet er von den Erfahrungen seit seinem Amtsantritt im Mai 2014 und stellt fest: „Wir sind nicht nah genug dran.“
Das soll sich nun mithilfe der Firma L.Q.M. ändern. Nach den Sommerferien werden die Unternehmen nach ihrer Zufriedenheit mit dem Standort, nach dem Image von Friedberg und auch nach ihren eigen Zukunftsplänen befragt. Einzelaspekte können das Fachkräftepotenzial, die Digitalisierung, der Öffentliche Personennahverkehr, das Bildungsangebot oder die Kinderbetreuung sein. Besonderes Augenmerk gilt dabei auch den Unternehmen in der Kernstadt, da hier die Meinungen teilweise auseinandergehen – wie etwa beim Thema Verkehrsgestaltung.
Die Ergebnisse der Befragung will Bürgermeister Eichmann dann in die künftige strategische Ausrichtung der Wirtschaftsförderung einfließen lassen. Das städtische Serviceangebot soll gezielter entwickelt und kommuniziert werden. Das lässt sich Friedberg einen Betrag von rund 14000 Euro kosten – auch wenn nicht jeder im Stadtrat vom Sinn restlos überzeugt schien. „Wenn’s den Bürgermeister glücklich macht“, lautete der Kommentar von Manfred Losinger (CSU).