So klappt es mit dem Stipendium
Ausbildung Die finanzielle Unterstützung ist nicht nur etwas für Überflieger. Neben den Noten spielen oft auch soziales Engagement und andere Dinge eine Rolle
Berlin Mit einem Stipendium das Studium finanzieren? – Das ist nicht nur etwas für Überflieger. „Dieser Irrglaube hält viele Studenten davon ab, sich zu bewerben“, erklärt Katrin Kowark vom Bundesverband Deutscher Stiftungen (BDS). Über 2600 Stiftungen vergeben zurzeit in Deutschland Stipendien. Die Chancen auf eine Förderung stehen also gar nicht so schlecht.
Aber wie soll man in der Flut von Informationen zurechtkommen und das passende Stipendium finden? „Es ist wichtig, das System dahinter zu verstehen, bevor man mit der Recherche beginnt“, rät Leonarda Babic, Stipendienberaterin des Studentenwerkes München. „Es gibt zwei Typen: die finanziell Bedürftigen und die Leistungsstarken.“Die Beschreibung „finanziell bedürftig“schrecke so manchen Studenten von einer Bewerbung ab. Für Babic sollte das kein Grund sein, es nicht zu versuchen. „Ein Richtwert ist das Bafög-System. Hat man aufgrund der finanziellen Bedürftigkeit einen positiven Bescheid, sind die Chancen gut.“Und leistungsstark? Damit sind nicht nur Einser-Kandidaten gemeint. Die Bestnote muss nicht zwingend vor dem Komma stehen. Vielmehr geht es um das Studienfach und die Leistung im Allgemeinen. „Ein Durchschnitt von 2,5 kann bei Juristen, Ingenieuren oder Naturwissenschaftlern schon für eine gute Leistung stehen“, sagt Babic. Wolf Dermann von der Organisation ArbeiterKind.de definiert den Begriff weiter: „Wer beispielsweise in einer schweren Situation steckt, der stößt auf Verständnis, dass er zur Zeit keine Spitzenleistungen liefern kann.“Zudem spiele das ehrenamtliche Engagement eine große Rolle. Kurz und knapp: Man sollte irgendwie auffallen und sich nicht nur über seine Noten definieren. Was erwartet den Stipendiaten? Kowark vom Bundesverband der Stiftungen rät, dies zu Beginn festzulegen: „Möchte man nur finanziell unterstützt werden, ein Netzwerk aufbauen oder an Weiterbildungen teilnehmen?“Eine Prioritätenliste hilft dabei.
Dann kann die Recherche beginnen. Um diese zu erleichtern, unterteilt Dermann die Stipendienwelt in drei Blöcke: Den ersten bilden die 13 Begabtenförderungswerke. Zu diesen gehören die Stipendien der religiösen, partei- oder gewerkschaftsnahen Stiftungen sowie die Studienstiftung des deutschen Volkes und der Deutschen Wirtschaft. „Diese wollen vor allem engagierte Studenten, die die Werte der Stiftungen teilen“, sagt Dermann. „Engagiert“kann dabei jeder sein. Es fängt mit dem Amt in der Fachschaft an, geht über das Trainieren einer Sportmannschaft bis hin zur Pflege eines Familienmitglieds. „Auch wenn man viele Geschwister hat und bei der Erziehung mithilft, wird das positiv angerechnet“, sagt Beraterin Babic.
Beim Engagement gehe es darum, etwas zur Gesellschaft beizutragen. Natürlich gehört das klassische Ehrenamt auch dazu. Wenn etwas schriftlich nachgewiesen wird, erhöhen sich die Chancen. Wer regelmäßig an einer Demonstration teilnimmt, könne das laut Dermann ebenfalls als Engagement angeben. Die Bewerbung für die Begabtenförderungswerke ist etwas aufwendiger. Diese bieten die vergleichsweise luxuriöseste Unterstützung an. Unter www.stipendiumplus.de findet man das passende Werk.
Den zweiten Block bildet das Deutschlandstipendium vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Man bewirbt sich schriftlich über die eigene Hochschule. „Nicht nur Noten werden berücksichtigt, einige legen den Fokus auch auf Bedürftigkeit“, sagt Babic.
Zum dritten Block gehören alle anderen Stipendiengeber. Darunter fallen viele kleine Stiftungen sowie Förderungen, die regional nach Bundesland oder Hochschule vergeben werden. Um diese zu finden, empfiehlt Babic, verschiedene Suchmaschinen zu nutzen.
Wann soll man mit der Recherche beginnen? Ein halbes Jahr vor dem Abitur kann es losgehen. Für das erste Semester beginnen die Fristen oft nach der Zeugnisübergabe. „Für eine große Zahl an Stipendien kann man sich aber erst während des Studiums bewerben“, sagt Babic.