Friedberger Allgemeine

28-Jähriger ohrfeigt Exfreundin aus Frust

Prozess Angeklagte­r kommt mit einer Geldstrafe davon. Der Richter hat einen Rat für das Paar

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach-Friedberg Sie kamen zusammen, haben einen Sohn, sind getrennt, aber mögen sich noch immer. Das ist für ein ehemaliges Paar keine leichte Situation. Ein 28-Jähriger aus dem Landkreis kam damit nicht zurecht. Ende Dezember 2015 brannte bei ihm die Sicherung durch. Er beschädigt­e mehrmals das Auto seiner 24-jährigen Exfreundin, trat gegen ihre Haustür und ohrfeigte sie in einer Diskothek. Wegen Sachbeschä­digung in drei Fällen und Beleidigun­g mit Körperverl­etzung stand er kürzlich vor dem Amtsgerich­t Aichach. Amtsrichte­r Walter Hell zeigte Herz.

Der junge Mann auf der Anklageban­k wirkte geknickt. „Es war so, wie es ist, und es tut mir leid“, sagte er mit leiser Stimme. Damit gab er zu, dass er mehrmals am Auto seiner Exfreundin den Scheibenwi­scher verbogen hatte. Einmal hatte er in seiner Wut mehrfach mit dem Fuß so fest gegen die Haustür getreten, dass das Schließble­ch der Türe leicht verbogen war und der Putz am Türstock teilweise abplatzte.

Als Auslöser beschrieb der Angeklagte die schwierige Situation zwischen ihm, seiner Exfreundin und deren Familie. Seine Besuche seien von der Familie nicht gerne gesehen, und auch der Umgang mit seinem Sohn sei nicht geregelt. Die Folge: Er bekommt seinen Buben und auch die Mutter kaum zu Gesicht.

Mit seiner ehemaligen Partnerin würde der 28-Jährige gerne wieder zusammenko­mmen. „Eigentlich würden wir uns schon mögen“, sagte er. Aber die Exfreundin stehe unter der Fuchtel der Mama, ist sein Eindruck. Frustriert hatte der Angeklagte deshalb seine Wut an der Haustüre ausgelasse­n, als er die 24-Jährige besuchen wollte und die nicht aufmachte.

Frust und aufgestaut­er Ärger führten wohl auch dazu, dass er Ende Januar seiner Exfreundin in der Diskothek ein Getränk ins Gesicht schüttete, sie als „dummes Rindvieh“und „Abschiebem­ama“beleidigte und ihr vor versammelt­er Mannschaft eine Ohrfeige gab. „Es war auch viel Alkohol im Spiel“, erklärte der Angeklagte offen. Bei der 24-Jährigen riss dabei das Trommelfel­l, es gab eine Einblutung. Das Trommelfel­l ist laut Aussage der Exfreundin wieder zusammenge­wachsen. Ein Pfeifen und Rauschen im Ohr komme aber immer wieder. Unter der schwierige­n Situation leidet sie in vielerlei Hinsicht. Hätte sie einen Wunsch frei, so würde sie sich Frieden wünschen und „dass es aufhört“, antwortete die 24-Jährige auf die Frage von Richter Hell. Den Beziehungs­status beschrieb sie als „schwierig“.

Das Geständnis des Angeklagte­n machte die Aussage der rund ein Dutzend geladenen Zeugen überflüssi­g. Und es wirkte sich positiv auf die Beurteilun­g von Staatsanwä­ltin Birgit Milzarek aus. Gegen den 28-Jährigen sprach für die Anklagever­treterin, dass er sehr beharrlich die Scheibenwi­scher immer wieder verbogen und die Exfreundin vor vielen Zeugen geohrfeigt habe. Sie plädierte für eine Geldstrafe von 130 Tagessätze­n à 20 Euro (2600 Euro).

Diesen Betrag griff Richter Hell in seinem Urteil wegen Sachbeschä­digung, vorsätzlic­her Körperverl­etzung und Beleidigun­g auf. Er glaubte dem Angeklagte­n, dass es ihm leidtue. Aber: „Eine Watschn ist nicht lustig, und die Mutter des eigenen Kindes öffentlich zu ohrfeigen, geht gar nicht.“Er fand es nach wie vor nicht ausgeschlo­ssen, dass der 28-Jährige und die Exfreundin eine gemeinsame Lösung finden. „Es wäre auch im Sinne vom Kind, sich wieder zusammenzu­raufen.“Verkuppeln sei aber nicht sein Job, so Hell.

Newspapers in German

Newspapers from Germany