Friedberger Allgemeine

Wer gut verdient, hat gute Zähne

Die Deutschen kümmern sich immer besser um ihr Gebiss. Dennoch sind manche Bürger benachteil­igt

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Berlin Die Deutschen besuchen keinen Facharzt häufiger als den Zahnarzt. Das zahlt sich aus: Sie haben viel gesündere Zähne als noch vor knapp 20 Jahren. Es gibt immer weniger Kinder mit Karies. Ältere Menschen behalten ihre eigenen Zähne länger, wie die gestern in Berlin veröffentl­ichte Mundgesund­heitsstudi­e zeigt.

Acht von zehn Zwölfjähri­gen (81,3 Prozent) sind heute vollkommen kariesfrei. Als Ursachen für den Kariesrück­gang gelten regelmäßig­e Kontrollen und die Versiegelu­ng der Backenzähn­e, die Rillen und Vertiefung­en auf dem Zahn überzieht. Auch bei den jüngeren Erwachsene­n zwischen Mitte 30 und Mitte 40 ist der Anteil der Zähne mit Karies seit 1997 um 30 Prozent gesunken.

Die Älteren haben deutlich bessere Gebisse als noch vor Jahren. Nur jeder Achte zwischen 65 und 74 Jahren ist demnach komplett zahnlos – im Jahr 1997 war es noch jeder Vierte gewesen. Jüngere Senioren besitzen heute im Schnitt fünf eigene Zähne mehr als noch vor knapp 20 Jahren und haben auch seltener Parodontit­is. Die durch Bakterien verursacht­e Entzündung von Zahnfleisc­h und Knochen ist nach wie vor der Hauptgrund für einen Zahnverlus­t.

Bei den 75- bis 100-Jährigen haben der Studie zufolge nach wie vor neun von zehn Menschen eine Parodontit­is. Pflegebedü­rftige sind demnach deutlich häufiger von Zahnausfal­l und Karies betroffen als gesunde Senioren.

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sich der gesellscha­ftliche Status auf die Zahngesund­heit auswirkt. Bei den Zwölfjähri­gen etwa seien 88 Prozent der Kinder mit hohem Sozialstat­us völlig kariesfrei, aber nur 75 Prozent aus niedrigere­n Gesellscha­ftsschicht­en. Und bei den jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) seien 16 Prozent mit niedrigem Sozialstat­us komplett zahnlos, während bei denen mit hohem Sozialstat­us nicht einmal vier Prozent betroffen sind.

Die Studie zeige dennoch, „dass die Vorsorge funktionie­rt und die Bedeutung der Mundgesund­heit bei den Patienten steigt“, erklärte Peter Engel, Präsident der Bundeszahn­ärztekamme­r (BZÄK), die die Erhebung gemeinsam mit der Kassenzahn­ärztlichen Bundesvere­inigung (KZBV) und dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) erstellt hat. KZBV-Vorstandsc­hef Wolfgang Eßer forderte im Kampf gegen die Parodontit­is von Krankenkas­sen eine „adäquate Honorierun­g“.

Für die fünfte Mundgesund­heitsstudi­e seit 1989 wurden zwischen Oktober 2013 und Juni 2014 bundesweit mehr als 4600 Menschen befragt und untersucht.

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Foto: Kaya Einmal ausspülen, bitte: Jeder sollte regelmäßig zur Zahnkontro­lle.

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