Da ist das Ding!
Zum ersten Mal bringt mit Tom Kühnhackl ein NHL-Sieger den begehrten Stanley Cup nach Deutschland, genauer nach Landshut. Warum die Trophäe sogar eigene Bewacher hat
Landshut Stolz schleppte Tom Kühnhackl den gewaltigen Stanley Cup in den Plenarsaal des Landshuter Rathauses, ehe er breit grinsend neben der riesigen Silbertrophäe für die Kameras posierte. Erstmals in seiner 123-jährigen Geschichte ist der wichtigste Eishockey-Pokal der Welt von einem deutschen NHLChampion hierzulande präsentiert worden. Nationalspieler Kühnhackl, der im Juni mit den Pittsburgh Penguins den Titel in der nordamerikanischen Eliteliga gewonnen hatte, brachte den begehrten Pokal am Dienstag nach Bayern.
Dort hatte der Sohn von Jahrhundertspieler Erich Kühnhackl das Eishockeyspielen gelernt und durfte sich bei einem kleinen Festakt ins Goldene Sportbuch von Landshut eintragen. „Früher hat man gesagt: Das ist der Sohn vom Erich. Jetzt sagt man halt: Das ist der Vater vom Tom“, witzelte Kühnhackl senior.
„Es wird einige Zeit lang dauern, bis ich das alles verarbeitet habe, was vor zwei Monaten passiert ist“, meinte der 24-Jährige selbst. Er hatte am Morgen den Pokal am Münchner Flughafen abgeholt und gleich nach Landshut gefahren. Dort zeigte er ihn seiner Familie, dann wurden Schnappschüsse mit den Nachwuchsteams des EV Landshut gemacht.
Traditionell darf jeder Spieler des NHL-Champions die rund 20 Kilogramm schwere Silbertrophäe nach dem Titelgewinn für einen Tag behalten. Kühnhackl ist nach Uwe Krupp (1996/2002) und Dennis Seidenberg (2011) der dritte deutsche NHL-Meister. Die beiden Vorgän- ger hatten den Stanley Cup nicht nach Deutschland geholt.
Nicht alle Spieler sind in der Geschichte des Pokals so brav damit umgegangen wie Kühnhackl. 1994 müssen Spieler der New York Rangers es derart übertrieben haben, dass die Hockey Hall of Fame seit 1995 eigene „Cup-Keeper“engagiert, die auf die Trophäe aufpassen. Das zumindest deutete Pokalwächter Mike Bolt in einem Interview mit dem an. Die Männer mit den weißen Handschuhen sind immer dabei, wenn der Pokal auf Wanderschaft geht – auch heute. Auf Twitter kommentierte Cup-Keeper Phil Pritchard: „Tom Kühnhackl – eine Inspiration für das deutsche Jugend-Eishockey.“
Für den Tag mit dem Pokal herrschen strikte Regeln. Ausflüge in Stripclubs oder Spielcasinos sind mit Pokal verboten, außerdem dürfen ihn nur die Champions über den Kopf halten oder daraus trinken. Abgesehen davon ist allerdings fast alles erlaubt – und schon vorgekommen. Manche haben den Pokal mit ins Bett genommen, andere Hundefutter, Popcorn oder das obligatorische Bier hinein gefüllt. Auch Expeditionen auf Berggipfel – per Hubschrauber – oder zum Militär nach Afghanistan hat der Pokal hinter sich.
Auch wenn der Tag mit dem Pokal schnell vorbei ist und die CupKeeper längst auf dem Weg nach Finnland, Schweden und Russland zu den nächsten Stationen sind, bleibt eines: der Name Kühnhackl. Der wird nämlich in den Pokal eingraviert.