Die Region will fairer werden
Vor sechs Jahren wurde Augsburg als erste bayerische Großstadt Fairtrade-Town. Nach und nach folgt das Umland. Was das mit dem Einkaufsverhalten jedes Einzelnen zu tun hat
Region Augsburg Stadtbergen ist es schon, Pöttmes wurde es gerade, Aichach will es werden: FairtradeStadt. Seit 2009 gibt es die Kampagne, die sich zum Ziel gesetzt hat, den fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern (siehe Infokasten).
Die erste bayerische Großstadt, die das Siegel als Fairtrade-Town erhielt, war Augsburg. Das ist sechs Jahre her. Schon damals wurden in mindestens 80 Geschäften und 28 gastronomischen Betrieben fair gehandelte Produkte angeboten. Wie viele es inzwischen sind, weiß Ute Michallik, Initiatorin der FairtradeTown und Geschäftsführerin des Augsburger Weltladens, nicht. Gerade die Geschäfte seien zu viele, um sie noch zu zählen.
Doch die Initiatoren brauchten einen langen Atem. Anfangs rechneten sie sogar Bäckereien mit, die Kaffee ausschenkten. Fairen Kaffee gab es dort aber nur, wenn ein Kunde danach fragte. Mittlerweile beteiligen sich Michallik zufolge große Gastronomien: der Ratskeller etwa, das Zeughaus, der Riegele-Biergarten oder die Kulperhütte. An vielen Augsburger Schulen wird seit Jahren in den Lehrerzimmern fairer Kaffee getrunken. Nur zwei dürfen sich allerdings offiziell FairtradeSchule nennen: Seit vergangenem Jahr trägt die Mädchenrealschule St. Ursula den Titel – als erste Schule in Augsburg. Heuer kam das Gymnasium bei St. Anna dazu. Die Öffentlichkeitsarbeit beim Thema fairer Handel mache sich erst langfristig bezahlt, sagt Michallik.
Das sei auch in der Region Augs-
Transfair Der 1992 gegründete, gemeinnützige Verein mit Sitz in Köln bezeichnet sich als unabhängige Initiative zur Förderung des fairen Handels. Eigenen Angaben zufolge wird er von über 30 Mitgliedsorganisationen unterstützt. Er rief Kampagnen zu Fairtrade-Städten, -Schulen oder -Universitäten ins Leben.
Siegel Kommunen, Schulen und Unis können sich bewerben.
Bedingungen Kommunen müssen zum Beispiel beachten: – Ratsbeschluss: Es gibt einen Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels. Bei allen öffentlichen Sitzungen sowie im Büro des Ober-/ Bürgermeisters wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres burg zu beobachten: „Dass Augsburg als erste Großstadt in Bayern Fairtrade-Town wurde, war ein Impuls, dass eine Umlandgemeinde nach der anderen mitmachte.“Wertingen im Landkreis Dillingen folgte 2012, im Jahr darauf stießen Stadtbergen und Bobingen dazu. Im Juli erhielt mit dem Markt Pöttmes die erste Gemeinde im Kreis AichachFriedberg den Titel.
Bürgermeister Franz Schindele ist sich angesichts der Mindestanforderungen bewusst: „Es ist nur ein kleiner Schritt. Aber wenn jeder ei- nen kleinen Schritt macht, wird ein großer Schritt daraus.“Fairer Handel sei eine Möglichkeit, ein umfassend gerechtere Handelsbeziehung mit der sogenannten Dritten Welt herzustellen. Dabei gehe es nicht nur um ein gerechteres Entgelt für Kleinbauern. Es gehe auch um soziale Standards, zu denen sich Fairtrade-Händler verpflichteten, um Bildung und um Klimaschutz.
In Pöttmes engagiert sich die Schule so sehr, dass sie laut Hannah Rütting vom Verein Transfair fast schon ein eigenes Siegel beantragen könnte. Auch die evangelisch-lutherische Kirche, Geschäfte, Lokale und Bund Naturschutz ziehen mit. Schindele betont aber: „Wir müssen uns natürlich von den Mindestansprüchen weiterentwickeln.“Die Initiative solle wie ein Schneeballsystem wirken und Anstoß sein, dass möglichst viele ihr Einkaufsverhalten ändern. Von dieser Idee sind auch eine Reihe Aichacher überzeugt. Eine Initiative von Bürgern regte an, sich um den Titel als Fairtrade-Town zu bewerben. Im Stadtrat gab es dafür ein einstimmiges Ja.
In Augsburg ziehen die Themen fairer Handel und Nachhaltigkeit über die damalige Initiative hinaus längst weitere Kreise. Vor drei Jahren wurde die Stadt beispielsweise als nachhaltigste Großstadt Deutschlands ausgezeichnet. Ute Michallik sieht „insgesamt ein großes Potenzial rund um das Thema“in Augsburg. Sie ist davon überzeugt: „Fairtrade ist das ideale Beispiel dafür, was ein Einzelner tun kann, um zu einer nachhaltigen Entwicklung weltweit beizutragen.“
»Kommentar
Fairtrade-Siegel