Friedberger Allgemeine

Die Region will fairer werden

Vor sechs Jahren wurde Augsburg als erste bayerische Großstadt Fairtrade-Town. Nach und nach folgt das Umland. Was das mit dem Einkaufsve­rhalten jedes Einzelnen zu tun hat

- VON NICOLE SIMÜLLER

Region Augsburg Stadtberge­n ist es schon, Pöttmes wurde es gerade, Aichach will es werden: FairtradeS­tadt. Seit 2009 gibt es die Kampagne, die sich zum Ziel gesetzt hat, den fairen Handel auf kommunaler Ebene zu fördern (siehe Infokasten).

Die erste bayerische Großstadt, die das Siegel als Fairtrade-Town erhielt, war Augsburg. Das ist sechs Jahre her. Schon damals wurden in mindestens 80 Geschäften und 28 gastronomi­schen Betrieben fair gehandelte Produkte angeboten. Wie viele es inzwischen sind, weiß Ute Michallik, Initiatori­n der FairtradeT­own und Geschäftsf­ührerin des Augsburger Weltladens, nicht. Gerade die Geschäfte seien zu viele, um sie noch zu zählen.

Doch die Initiatore­n brauchten einen langen Atem. Anfangs rechneten sie sogar Bäckereien mit, die Kaffee ausschenkt­en. Fairen Kaffee gab es dort aber nur, wenn ein Kunde danach fragte. Mittlerwei­le beteiligen sich Michallik zufolge große Gastronomi­en: der Ratskeller etwa, das Zeughaus, der Riegele-Biergarten oder die Kulperhütt­e. An vielen Augsburger Schulen wird seit Jahren in den Lehrerzimm­ern fairer Kaffee getrunken. Nur zwei dürfen sich allerdings offiziell FairtradeS­chule nennen: Seit vergangene­m Jahr trägt die Mädchenrea­lschule St. Ursula den Titel – als erste Schule in Augsburg. Heuer kam das Gymnasium bei St. Anna dazu. Die Öffentlich­keitsarbei­t beim Thema fairer Handel mache sich erst langfristi­g bezahlt, sagt Michallik.

Das sei auch in der Region Augs-

Transfair Der 1992 gegründete, gemeinnütz­ige Verein mit Sitz in Köln bezeichnet sich als unabhängig­e Initiative zur Förderung des fairen Handels. Eigenen Angaben zufolge wird er von über 30 Mitgliedso­rganisatio­nen unterstütz­t. Er rief Kampagnen zu Fairtrade-Städten, -Schulen oder -Universitä­ten ins Leben.

Siegel Kommunen, Schulen und Unis können sich bewerben.

Bedingunge­n Kommunen müssen zum Beispiel beachten: – Ratsbeschl­uss: Es gibt einen Ratsbeschl­uss zur Unterstütz­ung des fairen Handels. Bei allen öffentlich­en Sitzungen sowie im Büro des Ober-/ Bürgermeis­ters wird fair gehandelte­r Kaffee und ein weiteres burg zu beobachten: „Dass Augsburg als erste Großstadt in Bayern Fairtrade-Town wurde, war ein Impuls, dass eine Umlandgeme­inde nach der anderen mitmachte.“Wertingen im Landkreis Dillingen folgte 2012, im Jahr darauf stießen Stadtberge­n und Bobingen dazu. Im Juli erhielt mit dem Markt Pöttmes die erste Gemeinde im Kreis AichachFri­edberg den Titel.

Bürgermeis­ter Franz Schindele ist sich angesichts der Mindestanf­orderungen bewusst: „Es ist nur ein kleiner Schritt. Aber wenn jeder ei- nen kleinen Schritt macht, wird ein großer Schritt daraus.“Fairer Handel sei eine Möglichkei­t, ein umfassend gerechtere Handelsbez­iehung mit der sogenannte­n Dritten Welt herzustell­en. Dabei gehe es nicht nur um ein gerechtere­s Entgelt für Kleinbauer­n. Es gehe auch um soziale Standards, zu denen sich Fairtrade-Händler verpflicht­eten, um Bildung und um Klimaschut­z.

In Pöttmes engagiert sich die Schule so sehr, dass sie laut Hannah Rütting vom Verein Transfair fast schon ein eigenes Siegel beantragen könnte. Auch die evangelisc­h-lutherisch­e Kirche, Geschäfte, Lokale und Bund Naturschut­z ziehen mit. Schindele betont aber: „Wir müssen uns natürlich von den Mindestans­prüchen weiterentw­ickeln.“Die Initiative solle wie ein Schneeball­system wirken und Anstoß sein, dass möglichst viele ihr Einkaufsve­rhalten ändern. Von dieser Idee sind auch eine Reihe Aichacher überzeugt. Eine Initiative von Bürgern regte an, sich um den Titel als Fairtrade-Town zu bewerben. Im Stadtrat gab es dafür ein einstimmig­es Ja.

In Augsburg ziehen die Themen fairer Handel und Nachhaltig­keit über die damalige Initiative hinaus längst weitere Kreise. Vor drei Jahren wurde die Stadt beispielsw­eise als nachhaltig­ste Großstadt Deutschlan­ds ausgezeich­net. Ute Michallik sieht „insgesamt ein großes Potenzial rund um das Thema“in Augsburg. Sie ist davon überzeugt: „Fairtrade ist das ideale Beispiel dafür, was ein Einzelner tun kann, um zu einer nachhaltig­en Entwicklun­g weltweit beizutrage­n.“

»Kommentar

Fairtrade-Siegel

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Foto: Alexander Kaya Mit dem Ausschank fair gehandelte­n Kaffees bei öffentlich­en Veranstalt­ungen geht es erst los.
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