Friedberger Allgemeine

Sanierungs­projekte auf Pump

Schulen, Klinikum, Theater: Auf die Stadt kommen gigantisch­e Ausgaben zu. Vieles davon soll über Kredite finanziert werden. Kann das gutgehen?

- VON STEFAN KROG

Als die Stadt vor einem Jahr Post von der Regierung von Schwaben bekam, war das ein Rüffel: Man erkenne trotz Bemühungen keine „nachhaltig­e Verbesseru­ng der Finanzlage der Stadt“, hieß es in der Genehmigun­g des Haushaltes 2015. Dem Thema Schulden widmete sich die Aufsichtsb­ehörde ausführlic­h: Die Investitio­nen der Stadt seien stark auf Pump finanziert und trieben den für bayerische Verhältnis­se ohnehin hohen Schuldenst­and noch weiter in die Höhe.

Auch in diesen Tagen wartet man bei der Stadt auf den Brief vom Fronhof, wo die Regierung von Schwaben ihren Sitz hat. Denn bevor die Kommunalau­fseher den Haushalt nicht auf seine Seriosität geprüft haben, darf die Stadt – von Ausnahmen abgesehen – kein Geld für weitere Projekte ausgeben. Dass die Prüfer angesichts der Finanzlage 2016 in Jubel ausbrechen, ist unwahrsche­inlich. Denn die Situation ist seit langem schwierig. Und die Stadt will in den kommenden Jahren einen kräftigen Schluck aus der Schuldenpu­lle nehmen.

Allerdings muss man auch klar sagen, dass die Regierung von Schwaben ihr grundsätzl­iches Okay zu den Krediten für Theater- und Schulsanie­rung bereits gegeben hat. Zudem hat die Stadt die Gewerbeund Grundsteue­r erhöht, nachdem die Regierung festgestel­lt hatte, dass die Hebesätze unterdurch­schnittlic­h sind. Es kommt also mehr Geld herein – doch gleichzeit­ig stehen in den kommenden Jahren massive Ausgaben an.

Klinikum Da ist die Umwandlung des Klinikums in eine Uniklinik. Die Stadt wird mittelfris­tig von der wirtschaft­lichen Verantwort­ung für das Großkranke­nhaus befreit, doch dafür muss erst einmal viel Geld in die Hand genommen werden. Denn das Klinikum hat 98,8 Millionen Schulden. Hinzu kommt, dass der Krankenhau­szweckverb­and ab 2019 60 Millionen Euro Eigenantei­l in die Generalsan­ierung stecken wird, auch wenn das Krankenhau­s dann vom Freistaat getragen wird. Macht zusammen knapp 159 Millionen, die Stadt und Landkreis als Mitglieder des Zweckverba­ndes aufzubring­en haben. Allerdings muss man sagen, dass die Summe so oder so aufgelau- fen wäre, egal ob das Klinikum UniKlinik wird oder nicht. Bei der Stadt geht man davon aus, dass in den kommenden Jahren 8,5 Millionen Euro jährlich in den städtische­n Haushalten aufschlage­n werden. Die Stadt wird dafür keine Kredite aufnehmen müssen.

Schulen Bis zu 300 Millionen sollen bis 2030 in die Ertüchtigu­ng der Schulgebäu­de gesteckt werden. Im ersten Abschnitt werden von 2015 bis 2020 etwa 100 Millionen Euro investiert, wobei diese Summen staatliche Zuschüsse beinhalten. Der städtische Eigenantei­l für die erste Tranche bis 2020 soll bei 77 Millionen liegen und über Kredite mit einer Laufzeit von elf Jahren finanziert werden. Macht rechnerisc­h sieben Millionen Euro Rückzahlun­g pro Jahr, wobei Zinsen dabei keine Rolle spielen. Allerdings sind Kredite für die Stadt im Moment fast kostenlos. Politisch war die Schulsanie­rung nie umstritten.

Theater Für die umstritten­e Theatersan­ierung (186 Millionen Euro) wird ein Eigenantei­l von 91 Millionen fällig, wovon 72 Millionen über Schulden (abzuzahlen bis 2039) zu finanziere­n sind. Macht im Schnitt 3,85 Millionen Euro jährlich. Das Risiko höherer Zinsen hält die Stadt für gering. Neue Kredite sollen nur bis 2022 aufgenomme­n werden, danach wird nur zurückgeza­hlt. Aktuell gebe es keine Hinweise auf eine Erhöhung der Zinsen. Und selbst wenn diese in einigen Jahren auftreten würde, wäre zumindest ein Teil der Kreditsumm­e bereits zu günstigen Konditione­n unter Dach und Fach.

Rechnet man die Belastunge­n durch die Sanierungs­projekte zusammen, kommt man aber auf stolze 19 Millionen Euro jährlich. Angesichts eines Haushaltsv­olumens von etwa 970 Millionen scheinen die 19 Millionen eine überschaub­are Größe zu sein, doch faktisch sind die Spielräume bei der Stadt knapp. Denn 800 Millionen gehen allein für laufende Kosten raus. Für Investitio­nen bleibt nicht mehr viel.

Aus Sicht von Finanzbürg­ermeisteri­n Eva Weber sind die jährlichen Belastunge­n stemmbar. „Kredite sind für Dinge aufzunehme­n, die langfristi­g rentierlic­h sind, und nicht etwa, um Betriebsko­sten zu decken“, sagt sie. Wenn der Freistaat großzügige Förderzusa­gen macht und Investitio­nen nötig sind, dann müsse man den Eigenantei­l gegebenenf­alls auch über Schulden finanziere­n, solange sicher ist, dass man sie auch zurückzahl­en kann. „Wenn etwa Bildungsin­frastruktu­r nicht da ist, dann schlägt das langfristi­g ganz anders durch.“Auch beim Theater müsse man sich klarmachen, dass die Förderung des Freistaats die Stadt bei ihrer Aufgabe entlastet. Will man noch Geld für andere Aufgaben haben, müsse man eben einen langfristi­gen Kredit für den Eigenantei­l aufnehmen.

Gleichwohl steigt das Gesamtkred­itvolumen der Stadt in diesem Jahr voraussich­tlich um 40 Millionen Euro auf 344 Millionen (ein Teil der Sonderkred­ite ist bereits enthalten). Das bedeutet höhere Rückzahlun­gen für die nächsten Jahre: Aktuell stottert die Stadt ihren 50-Millionen-Sonderkred­it von 2011 ab, als die Finanzen massiv aus dem Ruder gelaufen waren. Der Sonderkred­it aus der Kongressha­llen-Sanierung ist seit 2014 zurückgeza­hlt, die Schulden für Ankauf der GrottenauP­ost und Plärrerbad-Sanierung laufen weiter. Hinzu kommen dann Zahlungen für Theater und Schulen.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Das Schulsanie­rungsprogr­amm – hier die Eichendorf­f-Schule in Haunstette­n, die für die Renovierun­g in Container zieht – ist teuer, aber politisch unumstritt­en. Viele Bauten sind völlig marode.
Foto: Peter Fastl Das Schulsanie­rungsprogr­amm – hier die Eichendorf­f-Schule in Haunstette­n, die für die Renovierun­g in Container zieht – ist teuer, aber politisch unumstritt­en. Viele Bauten sind völlig marode.

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