TÜV: Die Schließung des Theaters war nötig
Die Prüfer bestätigen die Entscheidung der Stadt, das Haus für Zuschauer zu sperren. Damit bleibt es wohl bis zum Ende der geplanten Sanierung zu. OB Gribl kritisiert die Sanierungsgegner scharf
Die vorzeitige Schließung des Theaters Augsburg zum Ende der Spielzeit war nicht nur die richtige Entscheidung. Sie war laut TÜV auch „zwingend“notwendig. Dies ist das Ergebnis von Untersuchungen, die Prüfer am Donnerstag im Großen Haus durchführten. Im Fall eines Feuers hätte laut TÜV eine „erhebliche Gefahr“für die Theaterbesucher bestanden.
Die Stadt stellte die Ergebnisse der kurzfristig anberaumten Prüfung Freitagmittag vor. Sie reagierte damit binnen zweier Tage auf die Vorwürfe, die die Sanierungskritiker und der Augsburger Bausachverständige Wolfgang Rösener erhoben hatten: Das Große Haus sei im Juni ohne Not geschlossen worden. Statt teure Ausweichspielstätten anzumieten, hätte die Stadt es für weniger als 50 000 Euro „ausbessern“und damit für eine weitere Spielzeit nutzen können.
Der TÜV hat die Vorschläge, die Rösener in seinem Gutachten unter- nun bei einem Rundgang durchs Große Haus geprüft. Begutachtet wurde laut Kulturreferent Thomas Weitzel vor allem die Decke zwischen Garderobe und Zuschauerraum. Wie berichtet wäre sie die Schwachstelle im Fall eines Brandes, weil Rauch durch die Garderobe in den Publikumssaal dringen würde. Dies führte im Juni für viele überraschend zur Schließung der Hauptspielstätte.
Röseners Lösung, die Löcher in der Decke durch feuerbeständige Platten zu verschließen und zusätzliche Funk-Rauchmelder sowie Ventilatoren einzusetzen, hält der TÜV nicht für gangbar: Ein Verschluss der Löcher wäre nicht ausreichend, da er nicht die Anforderungen erfüllen würde, die an ein Theater gestellt werden. Demnach müsste die Decke im Fall eines Feuers 90 Minuten standhalten; durch die von Rösener vorgeschlagene Abdeckung wären es nur 30 Minuten.
Dem TÜV lagen für seine Untersuchungen die gleichen Unterlagen vor wie Wolfgang Rösener, der von den Initiatoren des Theater-Bürgerbegehrens beauftragt worden war. Der TÜV hatte sich zudem vor Ort ein Bild gemacht, Rösener war dagegen nicht im Großen Haus gewesen. Diese Vorgehensweise des Bausachverständigen kritisiert Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU): „Es werden lediglich Fragmente vorhandener schriftlicher Unterlagen berücksichtigt. Herr Rösener hat keine weiteren Unterlagen angefordert, keine Anfrage an die Stadt Augsburg gerichtet und die Situation vor Ort nicht in Augenschein genommen.“Der Entscheidung, das Theater zu schließen, seien dagegen über Jahre hinweg „umfassende brandschutztechnische Beurteilungen“vorausgegangen.
Gribl kritisierte gestern erstmals seit Beginn der Debatte um die Theatersanierung die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Deren Vorgebreitet, hensweise, so der OB, „erschüttert die Grundlage für ein sachliches und demokratisches Ringen um gute Entscheidungen zur Theatersanierung zutiefst“. Die Fragestellung des Bürgerbegehrens hält er für eine Zumutung: „Sie suggeriert, eine Theatersanierung sei aus dem laufenden Haushalt der Stadt möglich, ohne eine Neuverschuldung. Einen mit solcher finanzieller Potenz ausgestatteten kommunalen Haushalt gab es in der ganzen Nachkriegsgeschichte nicht und wird es voraussichtlich auch nie geben.“
Die Vorwürfe der Sanierungskritiker, die Stadt könnte das Große Haus nur geschlossen haben, um die dringend nötige Instandsetzung zu unterstreichen, ärgert Gribl: „Das Vorschieben einer Gefahrenlage wäre nicht nur schädigend für die Stadt. Es wäre vor der Kulisse der laufenden Auseinandersetzung um die Theatersanierung auch ein Zeichen politischer Dummheit.“Städtische Referenten, Brandschutzexperten und alle anderen Beteiligten hätten in den vergangenen Wochen „bis zur persönlichen Erschöpfung“nach Lösungen gesucht, um den Theaterbetrieb auch im Großen Haus aufrechtzuerhalten.
Der Streit in der Sanierungsdebatte hat sich mit diesem Schlagabtausch mitten in der Spielzeitpause zugespitzt. Die meisten der 400 Theatermitarbeiter sind im Urlaub. Klar ist seit gestern, dass sie zumindest für Aufführungen nicht mehr ins Große Haus zurückkehren werden: Nachdem der TÜV die Schließung der Hauptbühne bestätigt hat, bleibt sie für Zuschauer wohl so lange geschlossen, bis sie saniert ist. Proben werden zunächst weiter dort stattfinden.
Die Stadt treibt das Thema voran: Im Ferienausschuss wurde beschlossen, die Schwabenhalle und eine Halle im Martini-Park für 530000 Euro als Ersatzspielstätten zu mieten. »Kommentar
Die Decke würde nicht lange genug halten
Bei uns im Internet Die vollständige Stellungnahme von OB Gribl finden Sie im Wortlaut online unter: augsburger-allgemeine.de