Schlimme Finger
Politiker = schlimme Finger. Jetzt also Sigmar Gabriel. Zeigt herumkrakeelenden Rechten im Vorübergehen den Mittelfinger. Ist der Stinkefinger eine Stolperfalle für SPD-Kanzlerkandidaten? Man erinnert sich: Peer Steinbrück und sein Stinkefinger-Foto! Das damals allerdings ohne Dumpfmeister-Druck der Straße entstand, sondern im Fotostudio, als non-verbale Antwort auf die Frage, ob er sich Sorgen machen müsse angesichts von Spitznamen wie Problem-Peer oder Peerlusconi, die über ihn zu lesen seien. Dass die SPD mit der geballten Faust in der Tasche ihre Chance als Partei der Mitte sucht, ist das eine. Aber als Partei der Mittelfingerzeiger?
Gabriels Geste entspricht so gar nicht dem Ideal der Kontrolle, unter der sich, nach allgemeiner Auffassung, unser politisches Spitzenpersonal unbedingt haben sollte. Schizophren ist das alles schon. Da gehört es zur Volksweisheit, „die Politiker“ für unfähig und abgehoben zu halten. Aber andererseits sitzt die öffentliche Meinung wie Knigge auf der Goldwaage und senkt den Daumen, wenn mal einer den Mittelfinger zeigt. Irgendwann wird das erste verwackelte Nasenbohrer-Video im Netz stehen – hat doch XY in einem Moment, da er/sie sich im Fond des Dienstwagens unbeobachtet fühlte… Sigmar Gabriel hat uns einen Gefallen getan. Er lebt und bebt. Jetzt vom Salzgitter-Stinkefinger auf seine Eignung als Kanzler zu schließen (irgendwann ist dann vom roten Atomknopf die Rede, aber wir haben kein Kommando über Atomwaffen), ist Quatsch. Neulich mal wieder eines der austauschbaren Filmchen gesehen, wo eine wie angeknipst strahlende Politikerin auf eine Bühne kommt, strahlt, den erhobenen Daumen zeigt und sinnfrei mit dem Zeigefinger in Richtung des jubelnden Publikums stochert. Da juckt’s einem in den Fingern…