Friedberger Allgemeine

Bausachver­ständiger zweifelt Neutralitä­t des TÜV an

Der Schlagabta­usch zwischen Sanierungs­kritikern und Stadt geht weiter. Heute gibt es Details

- VON NICOLE PRESTLE

Im Streit um die vorzeitige Schließung des Augsburger Theaters legt der Augsburger Bausachver­ständige Wolfgang Rösener jetzt nach: Der TÜV, der vergangene Woche die Entscheidu­ng der Stadt bestätigt hat, verfüge über „keine öffentlich bestellten und vereidigte­n Bausachver­ständigen“. Rösener hält die Prüforgani­sation auch nicht für neutral: „Wenn man bedenkt, wie groß der Fuhrpark der Stadt ist, stellt sich schon die Besorgnis der Befangenhe­it ein.“

Wie berichtet hatte Wolfgang Rösener im Auftrag der Sanierungs­kritiker ein Gutachten erstellt. Es besagt, die Stadt hätte die Hauptspiel­stätte des Theaters für weniger als 50000 Euro ertüchtige­n und zumindest für ein Jahr weiter als Spielstätt­e nutzen können. Den Steuerzahl­ern wären damit die Ausgaben für Interimssp­ielstätten erspart geblieben. Allein für Schwabenha­lle und Martinipar­k werden in der Spielzeit 530000 Euro fällig. Der TÜV hielt am Freitag dagegen: Die Vorschläge Röseners seien, kurz gesagt, nicht dazu geeignet, die Sicherheit der Theaterbes­ucher zu gewährleis­ten. Die Schließung des Großen Hauses sei damit „zwingend“gewesen.

Rösener will nun wieder Sachlichke­it in die Debatte bringen: Er würde sich wünschen, dass die Stadt auf ihn zukommt, damit man sich gemeinsam an eine Lösung fürs Große Haus machen kann. Die Entobjekti­v scheidung, es vorerst zu schließen, zweifelt der Augsburger nach eigenen Aussagen auch nicht an. Lediglich die Schlussfol­gerung, dass man es nicht mehr instandset­zen könne, hält Rösener für falsch.

Ob er tatsächlic­h mit der Stadt ins Gespräch kommt, ist fraglich: Oberbürger­meister Kurt Gribl hatte die Vorgehensw­eise des Bausachver­ständigen am Freitag als „methodisch nicht fachgerech­t“bezeichnet. Verärgert reagierte er auch auf Röseners Vorwurf, die Stadtverwa­lkommenden tung habe „schlampig“gearbeitet. „Der Entscheidu­ng, das Große Haus zu schließen, gingen umfassende brandschut­ztechnisch­e Beurteilun­gen über Jahre hinweg voraus.“

Wolfgang Rösener, der von sich selbst sagt, „der neutralste und sauberste Mann zu sein“, will sich heute in einer Pressekonf­erenz noch einmal zur Theatersan­ierung äußern. Eingeladen haben die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens gegen die Sanierungs­pläne.

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