Was hat der Bus-Vordereinstieg gebracht?
Die Stadtwerke ziehen Bilanz, wie sich die Neuregelung beim Busfahren in der Praxis bewährt hat. Ein Ergebnis: Die Quote der Schwarzfahrer geht zurück. Mancher Fahrgast schimpft noch immer
Es war eine Neuerung, die anfangs auf teils massiven Widerstand von Fahrgästen gestoßen ist. Sie wollten nicht verstehen, warum sie in städtischen Bussen nur noch vorne beim Fahrer einsteigen sollten. „Schikane“wetterten die einen, „Blödsinn“, schimpften die anderen. Die Aufregung war jedenfalls groß.
Seit gut einem Jahr gilt der Vordereinstieg in Bussen. Die Stadtwerke ziehen jetzt eine Bilanz. „Aus unserer Sicht fällt sie positiv aus. Die Fahrgäste haben sich daran gewöhnt“, sagt Pressesprecherin Stephanie Lermen. Ein wichtiges Ziel, das die Verkehrsbetriebe mit der geänderten Einstiegsregelung verfolgten, sei erreicht worden: „Die Schwarzfahrerquote liegt deutlich unter der vom Vorjahr.“
Dieser Wert bezieht sich auf Fahrgäste, die ohne gültigen Fahr- unterwegs und dabei von Kontrolleuren der Stadtwerke ertappt werden. Der Jahreswert liegt bei 2,0 Prozent, zuvor stand er bei 2,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind es monatlich rund 2000 Schwarzfahrer, die laut Stephanie Lermen beanstandet werden. Es gibt allerdings einige Abweichungen, je nach Jahreszeit. Im Sommer, wenn wegen Ferienzeit und schönen Wetters weniger Fahrgäste Bus und Tram nutzen, gibt es auch weniger Schwarzfahrer. Zuletzt habe es zumindest im Monatsvergleich aber einen leichten Anstieg der Schwarzfahrerquote gegeben. Darauf wollen die Stadtwerke nun mit einem gezielten Einsatz der Kontrolleure reagieren.
Schwarzfahren kann teuer werden. Wer ohne Fahrschein erwischt wird, zahlt 60 Euro. Bis Ende Juni 2015 waren es noch 40 Euro. Wer ein Monatsticket hat, es aber bei ei- ner Kontrolle nicht vorweisen kann, zahlt sieben Euro Strafe.
Für den grundsätzlichen Rückgang der Schwarzfahrerquote haben die Stadtwerke zwei Erklärungen. Einmal wirke sich die Erhöhung des Bußgelds aus, zum anderen zeige der Vordereinstieg bei Bussen Wirkung. Fahrgäste, die vorne im Bus einsteigen, sollen dem Fahrer den Fahrschein vorzeigen. Es ist eine Sichtkontrolle. Busfahrer kontrollieren nicht jeden Fahrgast streng, da dazu oft die Zeit fehlt. Schwarzfahrten sind damit nicht ausgeschlossen. Kontrolliert werde weiterhin in Bussen, teilen die Stadtwerke mit.
Es ist ein offenes Geheimnis, wie Schwarzfahrer in Bussen vorgehen, sofern sie danach bei Kontrollen ertappt werden. Die dem Fahrer vorgezeigten Fahrausweise entpuppen sich als andere Karten, die mit einem Monatsabo nichts zu tun haschein ben. Eine Streifenkarte wird dem Fahrer vorgezeigt, doch sie wird nicht im Bus gestempelt. Oder es ist eine abgestempelte Streifenkarte vom Vortag. Die Stadtwerke wollen sich dazu nicht groß äußern.
Das Gemecker von Fahrgästen über den Vordereinstieg hat sich jedenfalls nach einem Jahr gelegt. „Was soll ich mich denn noch groß aufregen?“, sagt ein junger Mann an der Haltestelle Pilgerhausstraße. Er wartet auf den Bus der Linie 35. „Die Stadtwerke werden sich vom Vordereinstieg nicht mehr verabschieden.“Für Alexander Wilschauer hat sich die Regelung dagegen nicht bewährt, wie er jüngst in einem Leserbrief schrieb: „Mit dem kontrollierten Vordereinstieg stehen wir in einer Schlange im Regen und brauchen dafür länger ans Ziel, die Busse halten die nachfolgenden Trambahnen und auch den Verkehr auf.“»Kommentar