Friedberger Allgemeine

Was hat der Bus-Vordereins­tieg gebracht?

Die Stadtwerke ziehen Bilanz, wie sich die Neuregelun­g beim Busfahren in der Praxis bewährt hat. Ein Ergebnis: Die Quote der Schwarzfah­rer geht zurück. Mancher Fahrgast schimpft noch immer

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war eine Neuerung, die anfangs auf teils massiven Widerstand von Fahrgästen gestoßen ist. Sie wollten nicht verstehen, warum sie in städtische­n Bussen nur noch vorne beim Fahrer einsteigen sollten. „Schikane“wetterten die einen, „Blödsinn“, schimpften die anderen. Die Aufregung war jedenfalls groß.

Seit gut einem Jahr gilt der Vordereins­tieg in Bussen. Die Stadtwerke ziehen jetzt eine Bilanz. „Aus unserer Sicht fällt sie positiv aus. Die Fahrgäste haben sich daran gewöhnt“, sagt Pressespre­cherin Stephanie Lermen. Ein wichtiges Ziel, das die Verkehrsbe­triebe mit der geänderten Einstiegsr­egelung verfolgten, sei erreicht worden: „Die Schwarzfah­rerquote liegt deutlich unter der vom Vorjahr.“

Dieser Wert bezieht sich auf Fahrgäste, die ohne gültigen Fahr- unterwegs und dabei von Kontrolleu­ren der Stadtwerke ertappt werden. Der Jahreswert liegt bei 2,0 Prozent, zuvor stand er bei 2,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind es monatlich rund 2000 Schwarzfah­rer, die laut Stephanie Lermen beanstande­t werden. Es gibt allerdings einige Abweichung­en, je nach Jahreszeit. Im Sommer, wenn wegen Ferienzeit und schönen Wetters weniger Fahrgäste Bus und Tram nutzen, gibt es auch weniger Schwarzfah­rer. Zuletzt habe es zumindest im Monatsverg­leich aber einen leichten Anstieg der Schwarzfah­rerquote gegeben. Darauf wollen die Stadtwerke nun mit einem gezielten Einsatz der Kontrolleu­re reagieren.

Schwarzfah­ren kann teuer werden. Wer ohne Fahrschein erwischt wird, zahlt 60 Euro. Bis Ende Juni 2015 waren es noch 40 Euro. Wer ein Monatstick­et hat, es aber bei ei- ner Kontrolle nicht vorweisen kann, zahlt sieben Euro Strafe.

Für den grundsätzl­ichen Rückgang der Schwarzfah­rerquote haben die Stadtwerke zwei Erklärunge­n. Einmal wirke sich die Erhöhung des Bußgelds aus, zum anderen zeige der Vordereins­tieg bei Bussen Wirkung. Fahrgäste, die vorne im Bus einsteigen, sollen dem Fahrer den Fahrschein vorzeigen. Es ist eine Sichtkontr­olle. Busfahrer kontrollie­ren nicht jeden Fahrgast streng, da dazu oft die Zeit fehlt. Schwarzfah­rten sind damit nicht ausgeschlo­ssen. Kontrollie­rt werde weiterhin in Bussen, teilen die Stadtwerke mit.

Es ist ein offenes Geheimnis, wie Schwarzfah­rer in Bussen vorgehen, sofern sie danach bei Kontrollen ertappt werden. Die dem Fahrer vorgezeigt­en Fahrauswei­se entpuppen sich als andere Karten, die mit einem Monatsabo nichts zu tun haschein ben. Eine Streifenka­rte wird dem Fahrer vorgezeigt, doch sie wird nicht im Bus gestempelt. Oder es ist eine abgestempe­lte Streifenka­rte vom Vortag. Die Stadtwerke wollen sich dazu nicht groß äußern.

Das Gemecker von Fahrgästen über den Vordereins­tieg hat sich jedenfalls nach einem Jahr gelegt. „Was soll ich mich denn noch groß aufregen?“, sagt ein junger Mann an der Haltestell­e Pilgerhaus­straße. Er wartet auf den Bus der Linie 35. „Die Stadtwerke werden sich vom Vordereins­tieg nicht mehr verabschie­den.“Für Alexander Wilschauer hat sich die Regelung dagegen nicht bewährt, wie er jüngst in einem Leserbrief schrieb: „Mit dem kontrollie­rten Vordereins­tieg stehen wir in einer Schlange im Regen und brauchen dafür länger ans Ziel, die Busse halten die nachfolgen­den Trambahnen und auch den Verkehr auf.“»Kommentar

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Fotos: Silvio Wyszengrad Seit man in Augsburgs Bussen nur noch vorne einsteigen darf, hat sich die Zahl der Schwarzfah­rer nach Auskunft der Stadtwerke verringert. Die Fahrgäste, die anfangs verärgert waren, hätten sich außerdem an die Regelung gewöhnt.
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Rund 2000 Schwarzfah­rer werden pro Monat „erwischt“.

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