Michelauer Tierstadel soll ausziehen
Betreiber des Hobbybauernhofs bei Adelzhausen wollen Kindern Werte vermitteln. Dem Vermieter sind 50 Tiere aber zu viel
Adelzhausen-Michelau Hunde, Katzen, Ziegen, Hühner, Laufenten, Hasen und Minischweine – im Weiler Michelau bei Adelzhausen sind viele Zwei- und Vierbeiner zu Hause. Das könnte sich allerdings bald ändern, denn der Vermieter hat den Betreibern des Michelauer Tierstadels, Monika und Thomas Malcher, gekündigt. Die wollen das aber nicht hinnehmen und haben den Mieterbund eingeschaltet. Sie hoffen, dass sie zumindest nicht schon Ende Oktober rausmüssen.
Seit drei Jahren wohnen die Malchers auf dem großzügigen landwirtschaftlichen Anwesen und betreiben dort ihren Hobbybauernhof. Vor zwei Jahren haben die Kassiererin und der Küchenfachberater den Verein Michelauer Tierstadel gegründet. Dieser will insbesondere Kindern im Umgang mit den Tieren Werte wie Rücksichtnahme und Toleranz vermitteln (siehe Info). In den drei Jahren ist die Zahl der Tiere auf dem Hof auf knapp 50 angewachsen, darunter 25 Hühner, sieben Hasen und fünf Minischweine.
Das ist dem Vermieter, der selbst Landwirt ist, aber deutlich zu viel. Er fürchtet um seinen Besitz, da die Tiere seinen Angaben nach schon etliche Schäden auf dem Grundstück angerichtet hätten. So hätten beispielsweise die Schweine Türen und Putz im Stall beschädigt. Als die Malchers einzogen, sei die Haltung von elf Tieren vereinbart worden, mehr nicht, so der Vermieter.
Diese Aussage ist laut Monika Malcher aber eine Lüge. Der Vermieter habe gewusst, dass mehr Tiere folgen sollten, zumal zunächst eine Minischwein-Zucht auf dem Hof geplant war. „Wenn er die Zahl der Tiere hätte beschränken wollen, hätte er dies von Anfang an in einem Mietvertrag festlegen müssen“, sagt Malcher. Außerdem habe er die Tiere vor dem Streit ja schon eineinhalb Jahre akzeptiert. Einen schriftlichen Mietvertrag gibt es nicht; alle Vereinbarungen wurden mündlich getroffen.
Über seinen Anwalt hatte der Landwirt seinen Mietern vor der Kündigung eine Abmahnung zuschicken lassen, in der elf Mietverstöße aufgeführt wurden. Als besonders schwerwiegend empfand der Vermieter, dass die Mieter eigenmächtig und nicht fachgerecht elektrische Leitungen verlegt hätten, durch die Brandgefahr entstanden sei. Diesen Fehler gesteht Malcher ein; er sei aber bereits behoben.
Zudem bemängelt der Landwirt, dass die Malchers nahezu das gesamte Anwesen nutzten, obwohl ihnen nur Teile des Areals und der Gebäude vermietet worden seien. Da der Vermieter landwirtschaftliche Maschinen und Material auf dem Hof lagert, muss er jederzeit an diese herankommen. Die Malchers bestreiten, mehr Teile zu vereinnahmen, als vereinbart wurde. Sie störten sich ihrerseits daran, dass der Landwirt in der Vergangenheit – ihrer Ansicht nach – häufig ohne ersichtlichen Grund vorbeigekommen sei und sich umgeschaut habe. Daher haben die Mieter ihren Hausherrn zweimal wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
Selbst der Adelzhauser Pfarrer Eberhard Weigel hat bereits versucht, zwischen den Parteien zu schlichten – ohne Erfolg. Beide Seiten glauben im Grunde nicht, dass es noch zu einer Einigung kommt – obwohl Monika Malcher es sich wünschen würde, wie sie sagt. Da die Ehe mit ihrem Mann kinderlos blieb, hätten ihr die Tiere sehr über diesen unerfüllten Wunsch hinweggeholfen. Sie und ihr Mann wüssten nicht wohin mit den Tieren, wenn sie tatsächlich zum 31. Oktober ausziehen müssten. Hergeben wollen sie keinen ihrer Gefährten.
Sollten sie rausmüssen, hoffen sie, irgendwo im Landkreis AichachFriedberg ein neues Zuhause zu finden. Laut Thomas Malcher wäre es gerade für die Kinder im Landkreis ein Verlust, wenn der Verein aufgeben müsste.