Friedberger Allgemeine

Ein Star steht unter Beobachtun­g

Beim VfL Wolfsburg gab es eine turbulente Sommerpaus­e. Zuletzt ging es nur um die Frage: Wer geht? Auch Julian Draxler würde gerne weg von den „Wölfen“

- VON ANDREAS PAHLMANN

Nein, Mario Gomez wird am Samstag beim Gastspiel des VfL Wolfsburg in der Augsburger WWK-Arena (15.30 Uhr) noch nicht dabei sein. Dafür könnte aber Bas Dost in der Wolfsburge­r Sturmzentr­ale gegen den FC Augsburg auflaufen – womöglich ein letztes Mal, denn sein Abschied steht beim VfL ebenso im Raum wie eine Verpflicht­ung von Heung-Min Son von Tottenham Hotspur. Und Julian Draxler, der Star des Teams, steht vor allem bei den eigenen Fans unter besonderer Beobachtun­g, weil er eigentlich wegwill, aber nicht darf.

Der Gegner, den der FC Augsburg zum Saisonauft­akt erwartet, ist also irgendwie noch ein bisschen unfertig. An der Wolfsburge­r Vorfreude auf den Start ändert das nichts. „Wir sind froh, dass wir wieder auf den Pflichtspi­elmodus umschalten können“, sagt Trainer Dieter Hecking. Da schwingt auch die Hoffnung mit, dass sportliche Schlagzeil­en wieder in den Mittelpunk­t rücken, wenn es um den VfL Wolfsburg geht. Denn zuletzt drehte es sich aus seiner Sicht und aus der von Manager Klaus Allofs viel zu oft um die Frage: Wer geht?

„Die Vorbereitu­ng hatte zu viele Themen, die weit von dem entfernt waren, was wirklich wichtig ist“, findet Allofs. Draxler machte seinen Wechselwun­sch öffentlich, Luiz Gustavo und Ricardo Rodriguez warteten vergeblich darauf, dass ihre Ausstiegsk­lauseln zum Tragen kommen. Mit André Schürrle (Dortmund), Naldo (Schalke), Dan- (Nizza) und Max Kruse (Bremen) sind vier Stammspiel­er der Vorsaison weg. Hinzu kamen zum Teil abstrus konstruier­te Gerüchte über Spieler, die möglicherw­eise auch noch gehen wollen. Plötzlich war der VfL, 2015 noch Vizemeiste­r und Pokalsiege­r, kaum mehr als ein „Da wollen alle weg“-Verein.

Dabei wurde übersehen, dass es neben den vielen Fragezeich­en auch Ausrufezei­chen gab. Mit Verteidige­r Jeffrey Bruma, Offensivma­nn Daniel Didavi und Mittelfeld­spieler Yannick Gerhardt hatte der VfL früh drei Neuzugänge präsentier­t, denen in Wolfsburg der nächste, vielleicht entscheide­nde Karrieresc­hritt zugetraut wird. Später kam Jakub Blaszczyko­wski dazu, eine gestandene Bundesliga-Größe. Und schließlic­h Mario Gomez, der nach seiner Oberschenk­elverletzu­ng aus dem EM-Viertelfin­ale gegen Italien allerdings noch die Länderspie­lpause braucht, ehe er wieder voll einsatzfäh­ig ist. In Augsburg werden außerdem noch Vieirinha (Außenbandr­iss), Josuha Guilavogui (Halswirbel­bruch) und Sebastian Jung (Kreuzbandr­iss) fehlen.

Auch darum wird sich ein zwar unfertiger, aber schon ziemlich erneuerter VfL in Augsburg präsentiet­e ren. Im Tor steht Koen Casteels, von Ersatztorw­art zur neuen Nummer 1 befördert, vor ihm variierte Trainer Hecking zuletzt mit Dreier- oder Viererkett­e mit Neuzugang Bruma als Fixpunkt. In der Offensive gelten mit Didavi und Blaszczyko­wski zwei Neue als Startelf-Kandidaten. Sie alle sollen dazu beitragen, dass der VfL in die Spitzengru­ppe der Liga kommt. Regelmäßig internatio­nal dabei sein und als seriöser Klub wahrgenomm­en werden: Mit diesem Ziel ist Allofs vor knapp drei Jahren in Wolfsburg angetreten, und „das hat weiterhin Bestand“, wie der 59-Jährige betont. Die vergangene Saison war trotz der Glanzpunkt­e in der Champions League ein Rückschlag. „Jetzt muss es unser Ziel sein, wieder unter die ersten Sechs zu kommen“, sagt Allofs.

Dass die Auftakthür­de gefährlich sein kann, ist den VfL-Verantwort­lichen bewusst: „Augsburg spielt zu Hause immer mit viel Leidenscha­ft und wird stark vom Publikum unterstütz­t“, so Trainer Hecking. Zudem verfügt der FCA auch nach dem Abgang von Ex-VfLer Alexander Esswein immer noch über die größte Ansammlung ehemaliger Wolfsburge­r in der Bundesliga – mit Marwin Hitz, Daniel Baier, Ja-Cheol Koo und Caiuby sind es deren vier. „Ein besonderer Reiz“, weiß Hecking, dem klar ist, dass GegnerAnal­ysen am Ende der Sommerpaus­e wenig Sinn ergeben: „Vor dem ersten Spieltag kann man von den einzelnen Mannschaft­en noch kein umfangreic­hes Bild haben. Letztlich kommt es vor allem darauf an, wie wir uns präsentier­en.“

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Foto: dpa, Julian Stratensch­ulte Julian Draxler wird heute für Wolfsburg gegen den FC Augsburg spielen. Wie lange Draxler aber noch bei den „Wölfen“spielt, ist unklar.

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