Mädchen im Dschihad
Bedrückend: „Der Himmel wird warten“
Regisseurin Marie-Castille Mention-Schaar erzählt in „Der Himmel wird warten“die Geschichte zweier Mädchen aus behüteten Verhältnissen, die zu Dschihadistinnen werden. Die siebzehnjährige Mélanie (Naomi Amarger) verkauft an der Schule idealistisch Bleistifte für Burkina Faso. Als Mélanies Oma im Pflegeheim stirbt, findet das Mädchen Trost in den Chats mit einem Mehdi. Sie verfällt dem Logo des Löwenkopfes und wandelt sich zu einer rigorosen Muslima.
Die Wohnung von Catherine (Sandrine Bonnaire), Samir und ihrer 17-jährigen Tochter Sonia (Noémie Merlant) wird in der Nacht von der Polizei gestürmt. Sonia kommt im Verdacht, einen Anschlag zu planen, unter Arrest. Die Eltern bewachen als Alternative zur U-Haft ihre Tochter zu Hause. Dabei kommt der Vater nicht mit Sonias Wahn zurecht, die Welt würde untergehen und sie müsse ihre Eltern als Märtyrerin retten, weil sie als Selbstmordattentäterin 70 Menschen mit in den Himmel nehmen könne.
Mit Schrecken und Mitgefühl verfolgt man die Wege von Sonia und Mélanie. Eindrucksvolle Szenen lassen ihre Lage nachfühlen, wie der kurze Blick eines Moslems im Bus, der Sonia zwingt, sich eine Kapuze über den Kopf zu ziehen. „Der Himmel wird warten“ist durch das Auftreten von Dounia Bouzar authentisch und teils dokumentarisch. Bouzar spielt sich selbst, sie gibt in Gesprächskreisen für Eltern und Mädchen Informationen darüber, wie die islamistischen „Romeos“per Internet junge Frauen zum Dschihad verführen. Ohne Patentlösungen geben die Bilder Ansätze zum Nachdenken. ****
Start in Augsburg