Ein Schwamm oder doch nur Käse?
Kunst und der öffentliche Raum, das kann eine wunderbare, aber auch eine fürchterliche Beziehung sein. Es gibt Werke, die von Anfang an ein Blickfang sind, Werke, an die sich die Menschen erst gewöhnen müssen, und Werke, die einen ratlos den Kopf schütteln lassen. Im konkreten Fall handelt es sich um ein auffälliges Objekt, aber es sieht an diesem Ort auf den ersten Blick nicht aus wie Kunstwerk, nein, vielmehr drängt sich der Eindruck eines überdimensionalen Käses auf, von Löchern übersäht. Ach, wieder eine Werbeaktion vor der City-Galerie – dieses Mal Käse, das ist der erste Eindruck. Irritiert hat allerdings das gelbe Schlachtfeld um den Käse herum; irritiert hat auch, dass der obligatorische Werbestand fehlt.
Und damit wären wir bei Michel Abdollahi, den man in Ausburg weniger als Künstler, sondern als Moderator des Brecht-FestivalPoetry-Slams „Dead or Alive“kennt, und seinem Objekt, dem überdimensionalen Spülschwamm. Ein Symbol gegen Hass und Rassismus soll es sein, alles Negative aufsaugen. Stattdessen haben es Kinder als das perfekte Spielzeug wahrgenommen.
Wie konnte Abdollahi mit seinem Objekt vor der City-Galerie so spektakulär scheitern? Vielleicht ist es kein Kunstwerk, sondern einfach nur ein viel zu großer, funktionsloser Schwamm, der mit wenig origineller Brachial-Symbolik aufgeladen werden soll. Mit Sicherheit steht der Schwamm am falschen Ort. Im Winter steht vor der CityGalerie das Winterland, im Frühjahr, Sommer und Herbst wird man dort um Unterschriften für dieses oder gegen jenes gebeten, finden dort Werbeaktionen statt, nur eines nicht: Kunst. An so einem Ort ein solches Objekt zu präsentieren, ist schwer.
Die Arbeit lebt davon, dass sie (in kunstgeschichtlicher Anleihe bei Claes Oldenburg) einen Alltagsgegenstand absurd vergrößert. Vor einem Museum würde sich ein Kontrast einstellen; vor der City-Galerie, dem Umschlagplatz für Alltagsgegenstände aller Art, kommt niemand auf die Idee, in dem Schwamm Kunst zu sehen. Stattdessen wird mit ihm so umgegangen, wie man mit Spülschwämmen umgeht: achtlos. Und nun? Wird der Schwamm-Torso vor weiterer Beschädigung durch rot-weiße Absperrgitter geschützt. Und siehe da: Jetzt steht da ein Werk, das einen an die Vergänglichkeit aller Haushaltswaren erinnert.