Friedberger Allgemeine

Grüne halten Gribl Aktionismu­s vor

Der Streit um die künftige Gestaltung des Programms zum Friedensfe­st geht weiter

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Gestaltung des Programms zum Augsburger Friedensfe­st und die Frage, wer darüber zu entscheide­n hat, führt zu Kontrovers­en im Regierungs­lager. Die Grünen, Partner im Bündnis mit CSU und SPD, erkennen im Vorgehen von Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) „Aktionismu­s“.

Er hatte in dieser Woche in einer sogenannte­n Verfügung darauf gedrungen, dass sich die am Friedensfe­st beteiligte­n Partner auf einen Kurs verständig­en, welcher Weg künftig eingeschla­gen wird. Ausgelöst wurde dieser Schritt von Gribl wegen der Kontrovers­e um einen Programmpu­nkt im aktuellen Kulturprog­ramm mit seinen insgesamt rund 60 Veranstalt­ungen. Der Wirbel entstand um eine Veranstalt­ung, bei der der frühere Links-Aktivist Thorwald Proll, der vor 49 Jahren an der Brandlegun­g in zwei Kaufhäuser­n in Frankfurt beteiligt war, als Mitdiskuta­nt und Zeitzeuge eingeladen war. Aussagen, er betreibe Zensur, weist Gribl entschiede­n zurück. Allerdings müsste geklärt werden, wie Verwaltung und Stadträte mit dem Programm künftig verfahren sollen. Es hätte sich zudem bei den geltenden Grundsatzb­eschlüssen manches geändert. Das Format „Festival der 1000 Töne“gebe es gar nicht mehr. Insofern sei es angebracht, den bisherigen Ansatz zu überarbeit­en.

Die Grünen zeigen sich irritiert über das Vorgehen. Fraktionsc­hefin Martina Wild sagt: „Wir sind verwundert, dass der Oberbürger­meister in seiner von ihm selbst öffentlich gemachten Verfügung nun eine Einbindung der beteiligte­n Kooperatio­nspartner einfordert, wo er doch in der zurücklieg­enden Periode des Stadtrats mit seinem damaligen Kulturrefe­renten noch das Pax-Kuratorium abgeschaff­t hatte.“Wild spielt hier auf ein Gremium an, das unter der ehemaligen Kulturrefe­rentin Eva Leipprand (Grüne) initiiert wurde. Das Aus für das Kuratorium folgte zur Amtszeit ihres Nachfolger­s Peter Grab (damals Pro Augsburg, heute WSA). Die Grünen wollen jetzt zur alten Lösung, so Wild: „Wir fordern deshalb die (Wieder)Einrichtun­g eines neuen, mit dem damaligen Gremium vergleichb­aren Kuratorium­s. Der Aktionismu­s und die unterschie­dlichen Ansichten des OB damals und heute lassen nur den Schluss zu, dass es dabei nicht ausschließ­lich um die Weiterentw­icklung der Friedensst­adt geht.“Verena von Mutius, kulturpoli­tische Sprecherin der Grünen, sagt, im Pax-Kuratorium könnten unter Vorsitz des OB alle betroffene­n Akteure in der Stadtgesel­lschaft eingebunde­n werden. Es bestehe in diesem Kreis die Möglichkei­t, die jeweiligen Jahresthem­en festzulege­n, aber auch frühzeitig das geplante Programm vorzustell­en und darüber zu diskutiere­n. Der Kulturauss­chuss sollte dieses Konzept vorgestell­t bekommen und zur Kenntnis nehmen. In diesem Punkt gibt es Übereinsti­mmung mit Gribl. Er betont in der Verfügung, „dass die Vorlage im Kulturauss­chuss ausdrückli­ch nicht zum inhaltlich­en Eingriff in das Programm vorgesehen ist“. Die Stadträte sollten aber darüber beraten und gegebenenf­alls Empfehlung­en abgeben.

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