Neue Wohnideen in der Altstadt
Soziales Im Südflügel des Jakobsstifts ist ein inklusives Projekt geplant. Die 24 Apartments sollen Menschen mit und ohne körperliche Behinderung mieten können. Was und wer hinter dem Projekt „Fritz & Jack“steckt
In der Altstadt sollen künftig 24 neue Apartments zu fairen Mietpreisen entstehen. Sie sind gedacht für Menschen ohne und mit einer körperlichen Behinderung. „Fritz & Jack – Wohnen im Zentrum“heißt das inklusive Wohnprojekt, das im St. Jakobsstift zwischen Oberem Graben und Mittlerem Lech eine Heimat finden soll.
„Die Wohnungen werden attraktiv für junge Menschen, wie Studenten, und für Menschen mit Behinderung sein. So mitten in der Stadt ist das eine Toplage.“Wenn Gregor Beck vom neuen Projekt erzählt, spricht die Begeisterung aus dem Vorsitzenden des Fritz-FelsensteinHauses. Die Königsbrunner Einrichtung ist ein Zentrum für Menschen mit Körper- oder Mehrfachbehinderung in der Region Augsburg. Mit dem inklusiven Wohnprojekt „Fritz & Jack“will man sein Angebot auf die Augsburger Innenstadt ausdehnen. Der Südflügel des St. Jakobstifts, in dem einst das Pflegeheim untergebracht war, soll zu insgesamt 24 neuen Apartments und einigen Gemeinschaftsräumen umgebaut werden. Wer darin wohnen kann?
Die Wohnungen werden aufgeteilt, erklärt Beck. Zwölf barrierefreie Apartments stünden Menschen mit körperlicher Behinderung zur Verfügung. In die anderen zwölf können sich Menschen ohne Behinderung einmieten. Und weil das Vorhaben ein Inklusionsprojekt ist, gibt es dabei einen springenden Punkt. Bewohner ohne Handicap sollen sich für ihre behinderten Mitbewohner engagieren, ihnen im Alltag helfen oder auch Freizeit mit ihnen verbringen. Qualifikationen seien dazu laut Gregor Beck nicht erforderlich. Das Engagement werde vom Fritz-Felsenstein-Haus stundenweise angerechnet und vergütet. Alle Beteiligten sollen also vom Zusammenleben profitieren.
„Genial ist, dass wir das Arbeitsverhältnis organisieren können“, so Beck. Zudem werde ein Sozialarbeiter die Mietergemeinschaft moderieren und sich um die Belange der Bewohner kümmern. Er soll in dem Gebäude sein eigenes Büro erhalten. Die Mieter richten sich ihre Woh- selber ein. Nur Küche und Bad würden ausgestattet. Über eine Million Euro werde der Ausbau der Apartments kosten, berichtet Beck. Rund ein Viertel des Betrages habe man bei der „Aktion Mensch“beantragt. „Außerdem haben wir unsere Fühler schon zu mehreren überregionalen Stiftungen ausgestreckt.“
In jedem der drei Stockwerke wird es einen Gemeinschaftsraum geben. Eine große Küche mit Essbereich etwa und einen gemütlichen Raum, in dem man in Ruhe lesen kann. Besonders schwärmt der Chef des Fritz-Felsenstein-Hauses von der großen Dachterrasse, von der aus man über die Altstadt sieht und einen Blick auf das Rathaus hat. Dort oben gibt es bereits einen An- mit großen Glasfronten. Es soll das Dachcafé werden, das auch für Veranstaltungen gebucht werden kann.
Noch fehlt der endgültige Beschluss des Stiftungsausschusses der Stadt Augsburg und ein ausgehandelter Mietvertrag mit dem Wohnungsund Stiftungsamt, dem Vermieter des paritätischen St. Jakobsstifts. Aber die Stadt habe schon grünes Licht gegeben, das FritzFelsenstein-Haus als Generalmieter des Jakobsstifts-Südflügels zu nehmen.
Gregor Beck hofft, dass die ersten Bewohner im Herbst 2018 die neuen Wohnungen im „Fritz & Jack“beziehen können. Der Name des Projekts setzt sich übrigens aus Fritznungen Felsenstein-Haus und Jakobsstift zusammen, erklärt der Vorsitzende. Im kommenden Jahr soll es Informationsveranstaltungen zu dem Projekt geben.
Das insgesamt 10 000 Quadratmeter umfassende Jakobsstift in der Altstadt wird nach dem Auszug der Pflegestation zu einer Art neuem Sozialzentrum werden, in das sich das inklusive Wohnprojekt einfügt. Wie bereits berichtet, sollen im Mitteltrakt einige Ämter der Stadt, die für soziale Themen wie Schuldnerberatung, Wohngeld und Armutsprävention zuständig sind, unterkommen. Auch das Freiwilligenzentrum wird dort eine neue Heimat finden. Ferner werden das „Haus der Stiftungen“sowie Wohnungsbau und Stiftungsamt dort einziehen. Bestehen bleibt das betreute Wohnen auf dem Areal.
Gregor Beck erhofft sich vom Wohnprojekt „Fritz & Jack“, dass Menschen mit Körperbehinderung mehr an der Gesellschaft teilhaben können. „Wir hoffen auf eine bunte, engagierte Gemeinschaft von Menschen. „Und“, fügt er hinzu, „eine bessere Innenstadtlage gibt es nicht.“