Friedberger Allgemeine

Entwicklun­gshilfe aus Malaysia

Beim Regionalli­gisten TSG Augsburg setzt Teammanage­r Kim Mayer auf Akmal Rumsani als Spielertra­iner. Mit Erfolg. Doch der Doppelspez­ialist aus Südostasie­n leistet nicht nur hier Aufbauarbe­it

- VON ROBERT GÖTZ Foto: Fred Schöllhorn

Als Teammanage­r Kim Mayer am Sonntag um kurz vor 11.30 Uhr etwas verspätet in die Halle der TSG Augsburg kam, hatten seine Badmintons­pieler den ersten Punkt in der Partie gegen den TSV Neubiberg-Ottobrunn II schon eingefahre­n. Das erste Männerdopp­el mit Michael Pollner und Akmal Rumsani hatte unerwartet 21:18 und 21:19 gesiegt. Am Ende gewann die TSG mit 6:2 gegen die ZweitligaR­eserve aus dem Münchner Vorort. Nach der 3:5-Niederlage gegen den Favoriten TuS Geretsried am Samstag steht die TSG nach fünf Spieltagen mit 7:3 Punkten auf Platz zwei in der Südstaffel der Regionalli­ga Süd-Ost.

„Das ist sehr erfreulich. Jetzt haben wir schon so viele Punkte wie nach der gesamten letzten Saison“, freute sich Mayer. Damals gelang der Klassenerh­alt quasi erst in letzter Minute. Doch die Wandlung vom Kellerkind zum Top-Team kommt nicht von ungefähr. Sie ist eng mit einem Namen verbunden: Akmal Rumsani. In seiner Heimat Malaysia hat der 27-Jährige schon in der Purple League gespielt. Sie gilt als eine der stärksten Badminton-Ligen der Welt. In Augsburg und Schwaben ist er nun als Badminton-Entwicklun­gshelfer unterwegs.

Möglich gemacht hat das Kim Mayer. Der ist nicht nur Teammanage­r und Kassenwart der Badmintona­bteilung, sondern auch stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bezirks 2014 hatte er einen Badminton-Austausch zwischen der Uni Augsburg und der Uni Malaya aus Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, organisier­t. Rumsani war mit dabei. Seitdem riss der Kontakt nicht ab.

Nachdem Rumsani in diesem Jahr sein Sport-Studium beendet hatte und im Ausland neue Kulturen kennenlern­en wollte, griff Mayer zu. „Ich habe ihn eingeladen, hier als Spieler und Trainer Erfahrunge­n zu sammeln.“Auf drei Monate – so lange kann Rumsani in Deutschlan­d als Tourist bleiben – ist sein Aufenthalt befristet. Seit Mitte September fungiert er nun unentgeltl­ich als Spielertra­iner bei der TSG, als Hauptveran­twortliche­r des Jugendtrai­nings und als Trainer für den Bezirk Schwaben. Mayer hat ihm und seiner Frau seine Wohnung in Augsburg zur Verfügung gestellt.

Rumsani kommt zu den Vereinen vor Ort, gibt Lehrgänge in AugsSchwab­en. burg. „Es ist eine Win-win-Situation“, schwärmt Mayer, „gerade für die schwäbisch­en Vereine und deren Nachwuchs ist es eine tolle Möglichkei­t, einen Trainer mit dieser Leistungss­tärke mal zu erleben“, sagt der 31-Jährige.

Was ein Training auf diesem Niveau bewirken kann, ist bei der TSG zu sehen. Die TSG hatte nach dem enttäusche­nden Saisonverl­auf im Vorjahr auf einen Neuanfang gesetzt, Spieler mit wenig Motivation durch eigene Talente ersetzt. Mit Jakob Schilling, Marco Pousada, Tobias Geißenberg­er und Vanessa Paquee baute man gleich vier Spieler im Alter von 17 bis 19 Jahren in das Regionalli­ga-Team ein. „Normalerwe­ise bedeutet so etwas den sicheren Abstieg“, sagt Mannschaft­sführer Robin Fiedler. „Aber dadurch, dass Akmal an Nummer eins regelmäßig punktet und ich an Position zwei auch, können die Jungen ohne Druck spielen.“Das zahlt sich aus.

Zwar hat Doppelspez­ialist

Rumsani nur eine 3:2-Bilanz an Nummer eins, aber Fiedler und das erste Männerdopp­el haben bisher die optimale Ausbeute von fünf Siegen in fünf Spielen eingefahre­n. Doch was noch viel wichtiger ist: Das Trainingsn­iveau ist enorm gestiegen. „Die Intensität ist Wahnsinn“, sagt Fiedler. Der 25-Jährige hat immerhin schon 2. Liga gespielt. Fiedler weiter: „Wenn wir normalerwe­ise eine Übung drei Minuten gemacht haben, machen wir sie jetzt zehn Minuten. Und wenn du dreimal in der Woche so einen starken Trainingsp­artner hast, zahlt sich das auch aus.“Und so punkten auch die jungen Talente in der dritthöchs­ten deutschen Spielklass­e unerwartet oft.

Sportlich läuft es bei der TSG. Vor drei Jahren hatte Mayer mit seinen Kollegen das Ziel ausgegeben, 2020 Bundesliga zu spielen. Dann will man auch dem schwäbisch­en Rivalen, dem Zweitligis­ten TV Dillingen, wieder auf Augenhöhe begegnen. „Wir sehen uns da auf einem guten Weg“, sagt Mayer. Sein Vorbild ist die SG Schorndorf aus seiner württember­gischen Heimat. In der Kleinstadt, zwischen Schwäbisch Gmünd und Stuttgart gelegen, ist Badminton die Sportart Nummer eins. 230 Mitglieder hat die Abteilung, sechs Mannschaft­en sind im Ligabetrie­b. Ein Fördervere­in sorgt für einen guten Nährboden für den Nachwuchs, Leistungss­port wird dort großgeschr­ieben.

Von solchen Bedingunge­n kann Mayer bei der TSG nur träumen. Dort ist die Badminton-Abteilung nur eine von 16. Breitenspo­rt geht in Lechhausen vor Leistungss­port. Mayer stößt mit seinen Plänen für eine weitere Profession­alisierung auf wenig Gegenliebe. Er zeigt Verständni­s, zufrieden gibt er sich damit nicht. Er sagt: „Die TSG hat über 1700 Mitglieder, unsere Abteilung ist mit 120 bei weitem nicht die größte. Aber die Situation ist unbefriedi­gend. Ein Beispiel: In der vergangene­n Saison konnten wir aus Termingrün­den nur zwei von sieben Heimspiele­n hier in der Halle austragen.“Es scheint, als würden sich die Wege der ambitionie­rten Badmintons­pieler und der TSG bald trennen. Mayer will dazu nichts sagen. Doch er ist gewillt, Badminton in Augsburg voranzutre­iben. Und das auch weiter mithilfe aus Malaysia. „Ich bin überzeugt, dass nicht nur wir, sondern alle im Bezirk davon profitiere­n können. Wir hatten ein paar Anlaufschw­ierigkeite­n, aber wir lernen jeden Tag dazu.“

Mitte Dezember werden Rumsani und seine Frau zurückkehr­en. Sein Nachfolger steht aber schon fest. Es ist sein früherer Doppelpart­ner Thanesh Veerappan. Die TSG setzt auch in Zukunft weiter auf Entwicklun­gshilfe aus Malaysia.

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 ??  ?? Akmal Rumsani (rechts) gibt hier seinem Doppelpart­ner Michael Pollner ein paar Tipps. Mit Erfolg. Das TSG Doppel steuerte ei nen Punkt zum 6:2 Sieg gegen den TSV Neubiberg II bei.
Akmal Rumsani (rechts) gibt hier seinem Doppelpart­ner Michael Pollner ein paar Tipps. Mit Erfolg. Das TSG Doppel steuerte ei nen Punkt zum 6:2 Sieg gegen den TSV Neubiberg II bei.
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Robin Fiedler
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Kim Mayer

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