Friedberger Allgemeine

Prophet auf Flügeln der Musik

„Elias“in St. Sebastian

- Manfred Engelhardt

Ein biblischer Bilderboge­n, ein exotisches Raumambien­te – in St. Sebastian erfuhr der „Elias“eine weitere Aufführung durch das Augsburger Vokalensem­ble (AVE) und das Friedberge­r Kammerorch­ester. Die Geschichte des Propheten hatte schon beim Synagogen-Jubiläum beeindruck­t. Es wäre jammerscha­de gewesen, dieses große Projekt nicht noch an einen anderen Kult-Ort zu transferie­ren. Und siehe da – das Volk strömte.

Die Synergien der neoromanis­chen Kirche in Jugendstil­anmutung, die pittoreske Ausstattun­g mit ihren Nazarener-Fresken optimierte­n die theatralis­che Wirkung von Mendelssoh­ns Mischung aus Händel’scher Szenenwuch­t und Bachs Formenstre­nge. Doch war die neue Aufführung ein musikalisc­her Gewinn unter veränderte­n Bedingunge­n. Nach Orchesterc­hef Gereon Trier, der die beeindruck­ende Einstudier­ung besorgt hatte, stand nun AVE-Leiter Alfons Brandl am Pult.

Da konnte es nicht überrasche­n, wie dieser überragend­e Chordirige­nt seine Sänger in intensiven Wellen durch das vokale und instrument­ale Panorama führte, die wuchtigen („Und der Prophet brach hervor“) und pastosen („Aber einer erwacht“) Teile des biblischen ChorVolkes in Text und Ton modelliert­e, in das farbige instrument­ale Geschehen integriert­e – ein spannungsv­oll austariert­er Ablauf. Beeindruck­end waren die Solisten: Bariton Jakob Kreß als Elias, Tenor Daniel Thomas in seinen Partien, Sopranisti­n Petra Nyncke, Mezzosopra­nistin Alice Lackner und, nicht zu vergessen, der junge Florian Nyncke in der Knabenroll­e. Nach den Bibelstürm­en ein Orkan des Beifalls.

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