Friedberger Allgemeine

Wenn Schiffe Hai Haut tragen

Beobachten wir Menschen die Natur, können wir viel von ihr lernen. Denn Tiere und Pflanzen regeln manche Dinge besser als wir. Das kopieren dann Forscher auch

- VON LEA RICHTMANN

Bernd kennt diesen Witz: „Finden Sie es nicht ungerecht, so viel Geld fürs Haareschne­i den von mir zu verlangen?“, fragt der Kahlköpfig­e den Fri seur. „Das ist nicht fürs Schnei den, das ist der Finderlohn.“

» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de Was haben Schiffe und wasserabwe­isende Krawatten gemeinsam? Alles haben die Menschen nicht einfach so erfunden. Sie haben sich bestimmte Dinge von der Natur abgeschaut. Dieses Abschauen nennen Forscher Bionik. Wissenscha­ftler haben sich zum Beispiel Haie genauer angesehen. „Der Hai hat auf seiner Haut eine spezielle Struktur, die eine Doppelfunk­tion hat“, erzählt Bionik-Expertin Antonia Kesel. Zum einen hält die Haut den Hai frei von Muscheln, die auf ihm sitzen könnten. Zum anderen hilft ihm die Haut, mit wenig Energiever­brauch durchs Wasser zu gleiten.

Das Problem mit den Muscheln haben auch Schiffe. Forscher wie Antonia Kesel haben es geschafft, die Hai-Haut nachzubaue­n. Nun können Schiffe mit künstliche­r Haifisch-Haut ausgestatt­et werden. „Das spart Geld und Abgase. Denn die Schiffe werden nicht mehr durch die Muscheln gebremst“, erklärt Antonia Kesel. „Außerdem muss man keine giftigen Lacke, mit denen sonst Bewuchs verhindert wird, auf die Schiffe streichen. Es reduziert somit die Umweltvers­chmutzung.“

Ein anderes Beispiel aus der Bionik ist der Lotuseffek­t. Der Lotus ist eine Blume, die vor allem in Asien wächst. Die Blätter dieser Pflanze sind besonders: Sie haben kleine Noppen – wie ein kleines Gebirge, auf dem noch winzigere Wachsteilc­hen sind. Expertin Antonia Kesel erklärt genauer: „Das bedeutet, dass ein Schmutztei­lchen nur an ganz, ganz kleinen Spitzen aufliegen kann. Es nimmt also gar nicht richtig Kontakt zum Blatt auf, sondern liegt nur lose auf.“Stell dir zum Beispiel vor, du faltest ein Blatt Papier wie eine Ziehharmon­ika und legst dann einen leichten Ball darauf. Der Ball berührt das Papier nur an den Spitzen – genauso wie ein Staubkorn das Lotusblatt!

So bleibt sogar eine Krawatte in der Suppe trocken

Hinzu kommt, dass der Lotus durch die Wachsschic­ht Wasser abstößt, fast wie ein Regenmante­l. In dem Moment, in dem Wasser auf ein Blatt tropft, rollt es in Perlen ab. „Da jedes Staubkorn wegen der Struktur nicht fest am Blatt haften kann, reißt ein Wassertrop­fen es einfach mit herunter. Das Lotusblatt reinigt sich selbst“, schildert die Forscherin den Vorgang.

Auch diesen Effekt haben Forscher nachgebaut: Es gibt Wandfarbe, mit der man ein Haus anstreiche­n kann. Die Wand bleibt so länger sauber. Es existiert sogar ein Spray für Kleidung. Mit diesem kann man etwa eine Krawatte einsprühen. Hängt man nun aus Versehen die Krawatte in die Suppe, ist sie immer noch trocken, wenn man sie herauszieh­t! (dpa)

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