Friedberger Allgemeine

Und dann: die Wende!

Julia Schochs starkes Generation­enporträt

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Fast schon ärgerlich, dass es dieses Buch nicht unter die Nominierte­n für den Leipziger Buchpreis geschafft hat. Eben das ist seiner bereits früh als Erzählerin („Der Körper des Salamander­s“) ausgezeich­neten Verfasseri­n Julia Schoch zwar schon vor einigen Jahren beim Romandebüt „Mit der Geschwindi­gkeit des Sommers“gelungen – aber jetzt, mit „Schöne Seelen und Komplizen“, wäre es ein besonderes Signal gewesen. Denn Schoch gelingt etwas, woran – wie zuletzt auch Ingo Schulze mit seinem Schelmenst­ück „Peter Holz“– viele gescheiter­t sind: ein überzeugen­der Wenderoman.

In der besonders starken ersten Hälfte leuchtet die 43-jährige Brandenbur­gerin hinein in ihre Generation, die gerade pubertiere­nd im Osten (hier: in Potsdam) auf den Schulabsch­luss zuging, als plötzlich die Welt eine andere wurde. Politisch Engagierte, Coole und Außenseite­r, Künstlerty­pen und von geflohenen Eltern Zurückgela­ssene… – im steten Ich-ErzählerWe­chsel lässt sie sie alle mit ihren Überzeugun­gen und Alltagsäng­sten, familiären Zerrüttung­en und romantisch­en Träumen glaubwürdi­g zu Wort kommen. Am Ende die Wende.

Und dann? Teil zwei, heute, das gleiche Ich-Karussell, drapiert um ein eher desaströse­s Klassentre­ffen: Was ist aus den letzten Ost-Kids geworden? Eine nicht nur über das Deutsch-Deutsche, sondern auch über die politische Systemfrag­e und das persönlich­e Glück vielsagend­e Bilanz.

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Piper, 320 S., 20 ¤
Julia Schoch: Schöne Seelen und Komplizen. Piper, 320 S., 20 ¤

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