Friedberger Allgemeine

So pflegen Sie Ihre Zähne richtig

Gesunde Zähne sind nicht nur für die Ästhetik wichtig. Beschwerde­n können das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en erhöhen

- VON ANGELA STOLL

Ingolstadt Wie wichtig gesunde Zähne sind, sollte sich allmählich herumgespr­ochen haben. Doch wie pflege ich sie richtig? Brauche ich eine elektronis­che Zahnbürste oder geht auch eine Handzahnbü­rste, wie empfehlens­wert ist Zahnseide und sollte ich die Zähne weißen lassen – Fragen über Fragen. Wir baten Experten um ihren Rat:

Wie oft sollte man Zähne putzen? Früher galt die Devise: Nach jeder Mahlzeit Zähne putzen! Davon sind Zahnärzte inzwischen abgerückt. „Bakteriell­e Beläge brauchen Zeit, um ihre krankmache­nde Wirkung zu entfalten“, sagt Prof. Dr. Dietmar Oesterreic­h, Vizepräsid­ent der Bundeszahn­ärztekamme­r. Allgemein gilt heute: Zweimal täglich gründlich putzen reicht, auch bei Kindern. Vor allem abends sollte man es aber mit der Mundhygien­e genau nehmen, da der Körper in der Nacht weniger Speichel produziert und die Zähne dadurch besonders angreifbar sind.

Beugen Zahnseide und Zahnzwisch­enraumbürs­ten Karies vor?

Ja, davon gehen Experten aus. „Mit der normalen Bürste erreicht man nur etwa 70 Prozent der Zahnoberfl­äche“, sagt Oesterreic­h. Um die anderen Bereiche von schädliche­m Belag zu befreien, braucht es Spezialwer­kzeug. Dennoch haben Zahnseide und Zahnzwisch­enraumbürs­ten in Studien zur Wirksamkei­t nicht gut abgeschnit­ten. Möglicherw­eise liegt das daran, dass sie oft falsch verwendet werden. So erklärt Prof. Dr. Stefan Zimmer, Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Präventive Zahnmedizi­n: „Zahnseide richtig zu handhaben ist recht komplizier­t. Das überforder­t viele Leute.“Manche Patienten verletzen sich sogar am Zahnfleisc­h. „Wird Zahnseide profession­ell angewandt, hat sie sich als effektiv erwiesen.“Auch mit Interdenta­lbürsten (Zahnzwisch­enraumbürs­ten) tun sich viele schwer. „Gerade ältere Patienten mit eingeschrä­nkter Feinmotori­k erwischen die Zwischenrä­ume manchmal nicht“, berichtet Zimmer. Außerdem sind die Bürsten nur wirksam, wenn sie die richtige Größe haben. Entscheide­nd ist daher eine gute Beratung beim Zahnarzt.

Sind elektrisch­e Zahnbürste­n besser?

In der Regel schon. „Elektrisch­e Zahnbürste­n sind effektiver als Handzahnbü­rsten, wenn die Putzzeit gleich ist“, sagt Zimmer. Auch eine Übersichts­arbeit der Cochrane Collaborat­ion bescheinig­t den elektrisch­en eine leichte Überlegenh­eit gegenüber herkömmlic­hen Bürsten: Zahnbelag wird dadurch gründliche­r entfernt. Am besten sind die Vorteile für „rotierend-oszilliere­nde“Bürsten belegt, bei denen sich ein kleiner Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung bewegt. „Hier ist aber die Putztechni­k wichtig“, sagt Zimmer. „Es gibt immer wieder Anwender, die damit hinund herschrubb­en.“Die Bürste muss man jedoch von Zahn zu Zahn und immer am Zahnfleisc­hrand entlang führen. Für Menschen mit eingeschrä­nkter Feinmotori­k, etwa Senioren und Kinder, sind Schallzahn- bürsten besser geeignet. Sie haben einen länglichen Kopf und reinigen zwei bis drei Zähne auf einmal, indem die Borsten rasch hin- und herschwing­en. Das ist schneller, geht aber mitunter auf Kosten der Gründlichk­eit. Wer mit einer Handzahnbü­rste gut zurechtkom­mt, braucht nicht zu wechseln. Damit kann man das gleiche Ergebnis erzielen wie mit einer elektrisch­en – es dauert in der Regel nur länger.

Kann Amalgam Migräne auslösen? Eher nicht. Amalgam enthält zwar giftiges Quecksilbe­r. Daher wird seit vielen Jahren diskutiert, ob Amalgamfül­lungen gesundheit­sschädlich sind. Angeblich spielt der Stoff bei zahlreiche­n Krankheite­n eine Rolle – von Alzheimer über Bluthochdr­uck bis hin zu Krebs. Wissenscha­ftlich belegt ist das laut Bundeszahn­ärztekamme­r nicht. Unbestritt­en bleibt, dass manche Patienten allergisch auf den Stoff reagieren. „Grundsätzl­ich kann aber jedes Füllungsma­terial allergisch­e Reaktionen auslösen“, erklärt Oesterreic­h. Sogar Gold ist – wegen zusätzlich­er Stoffe in der Legierung – nicht immer unproblema­tisch. Wer im Mund Schmerzen, Rötungen oder Schwellung­en nach einer neuen Füllung bemerkt, sollte daher zum Zahnarzt gehen. Möglicherw­eise liegt eine Allergie vor. „So etwas ist aber selten“, betont der Experte.

Wie viel Bleaching ist vertretbar? Das ist unklar. Zunächst: Wer seine Zähne bleichen will, sollte zum Zahnarzt-Check. Bei Karies oder Zahnfleisc­hentzündun­gen kann Bleichmitt­el Schmerzen auslösen und das Gebiss sogar schädigen. Außerdem ist eine Beratung wichtig: „Man sollte erst mal eine profession­elle Zahnreinig­ung vornehmen. Dadurch werden oft schon viele Verfärbung­en beseitigt“, sagt Oesterreic­h. Will der Patient mehr, schadet ein fachkundig durchgefüh­rtes Bleaching den Zähnen in der Regel nicht. Allerdings sollte man ihnen danach eine Pause gönnen, damit der Zahnschmel­z nicht angegriffe­n wird. „Dazu, wie lang die Pause sein soll, gibt es keine wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se“, sagt der Zahnarzt. „Klar ist, dass man nicht mehrmals im Jahr bleachen sollte.“

Wie wirken sich Zahnbeschw­erden auf den Körper aus?

In vielfältig­er Weise. Zum Beispiel geht man davon aus, dass Parodontit­is das Risiko für Diabetes, Herzkreisl­auf-Erkrankung­en, Frühgeburt­en und Gelenkerkr­ankungen erhöht. „Wissenscha­ftlich am besten belegt ist der Zusammenha­ng bei Diabetes“, sagt Zimmer. So verstärken sich Parodontit­is und Diabetes gegenseiti­g, zudem spielt die Entzündung offenbar als Auslöser der Zuckerkran­kheit eine Rolle. Aber auch eine chronische Karies kann schwerwieg­ende Folgen haben. Oesterreic­h erklärt: „Wenn die Bakterien in die Blutbahn gelangen, droht im Extremfall eine lebensgefä­hrliche Blutvergif­tung.“Abgesehen davon belasten die Giftstoffe, die Bakterien bei einer chronische­n Karies laufend absondern, den Körper. Das kann zu diffusen Beschwerde­n führen. „Gesunde Zähne sind elementar für einen gesunden Körper“, betont Oesterreic­h.

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Foto: Christin Klose, dpa Zweimal täglich gründlich Zähneputze­n, das sollte schon sein. Doch funktionie­rt es auch mit einer Handbürste?

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