Friedberger Allgemeine

Das ist blamabel

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Mit markigen Worten versprache­n die Staats- und Regierungs­chefs der EU Anfang des Jahres einen Kompromiss für ein neues gemeinsame­s Asylrecht. Doch daraus wird vorerst nichts. Die Appelle an die Solidaritä­t, die Lasten der Migration auf alle Schultern zu verteilen, haben nichts gefruchtet. Stattdesse­n ist die Front der Gegner sogar noch gewachsen. Für das wohl wichtigste Element eines Kompromiss­es, einen festen Verteilsch­lüssel, gibt es keine Mehrheit, solange einige EU-Mitglieder nicht bereit sind, auch nur einen einzigen Migranten ins Land zu lassen. Der nächste Brüsseler Gipfel in gut zwei Wochen wird an diesem Punkt scheitern, wenn nicht noch jemand eine Lösung aus dem Hut zaubert.

Doch wo sollte die herkommen? Ohne die von Brüssel als „fair“bezeichnet­e Verteilung von Migranten entspreche­nd der Größe und Wirtschaft­skraft der Länder funktionie­ren auch alle anderen Ideen nicht. Unterm Strich bleibt eine Gemeinscha­ft, die den Küsten- und Grenzschut­z ausbaut und die Zusammenar­beit mit – demokratis­ch zumindest teilweise zweifelhaf­ten – Führungen in Nordafrika vorantreib­t. Damit haben sich die Widersache­r durchgeset­zt: Die EU schottet sich ab, überlässt die Integratio­n nur einigen wenigen Familienmi­tgliedern. Das ist blamabel.

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