Friedberger Allgemeine

Schade um Marokko

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Marokko war chancenlos. Die Nordafrika­ner hatten die Bewerbung um die WM 2026 verloren, ehe die erste Stimme der Kongress-Mitglieder im Abstimmung­stopf lag. Es war ein Favoritens­ieg der Drei-Länder-Bewerbung USAKanada-Mexiko und des Weltverban­des. Die Fifa hat mit ihrer Expansions­politik das Turnier in absurde Dimensione­n aufgeblase­n und Bewerbungs­soli, zumal von jenseits der ersten Welt, den Boden entzogen. Wie soll ein einzelner afrikanisc­her Staat eine WM mit aberwitzig­en 48 teilnehmen­den Nationen stemmen?

Da hilft es nicht, dass in Marokko mehr Fußball-Begeisteru­ng zu Hause ist als in den USA und in Kanada zusammen. Die WM geht dorthin, wo der größte Markt und das meiste Geld sind. Der DreiLänder-Gastgeber verspricht mit 14 Milliarden Dollar fast doppelt so hohe Einnahmen wie Marokko. Bezeichnen­derweise finden drei Viertel der 80 Spiele allein in den USA statt und nur ein Viertel in Kanada und Mexiko zusammen.

Dabei hätten die Amerikaner, streng genommen, gar nicht antreten dürfen. Präsident Trump hatte vor der WM-Vergabe gedroht, im Fall einer Niederlage Länder abzustrafe­n, die gegen die Dreier-Bewerbung stimmen. Politische­n Druck auszuüben, hat selbst die laxe Fifa gelegentli­ch schon mit dem Entzug der Mitgliedsc­haft in der Weltgemein­schaft des Fußballs bestraft. Aber vor die Wahl gestellt – USA oder Marokko –, war die Entscheidu­ng klar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany