Friedberger Allgemeine

Die Leidenscha­ft zum Beruf gemacht

Yannick Ludwicki ist neuer Manager im Golfclub Augsburg. Der 31-Jährige aus Münster hat viele Pläne, aber manchmal noch Probleme mit dem schwäbisch­en Dialekt

- Interview: Andrea Bogenreuth­er

Seit 1. März sind Sie neuer Manager im Golfclub Augsburg Burgwalden. Wie hat es Sie hierher verschlage­n? Ludwicki: Gebürtig komme ich aus Münster, Westfalen. Beruflich bin ich ein richtiges Kind des Golfsports. Ich habe eine kaufmännis­che Ausbildung zum Sport- und Fitnesskau­fmann im Golfclub Brückhause­n in NRW gemacht und bin dann immer einen Schritt weitergega­ngen über die Weiterbild­ungen des Deutschen Golfverban­ds zum Golfbetrie­bsassisten­t und zum Golfbetrie­bswirt. Meine Leidenscha­ft fürs Golfspiele­n hat auch tatsächlic­h erst mit dem Job angefangen. Da war ich schon 20. Leider, sonst hätte ich es spielerisc­h vielleicht weiter gebracht. Denn Golf ist die Sportart, die mich von Anfang an gefesselt hat. Dabei habe ich als Kind und Jugendlich­er alles gemacht, Handball, Fußball, Tennis.

Aber beim Golfsport sind Sie hängen geblieben. Welches Handicap? Ludwicki: Aktuell 5,9. (Anfänger starten mit 54,0, Anm. d. Red.).

Was muss man sich unter der Arbeit eines Golfclub-Managers vorstellen? Ludwicki: Im Alltag geht es um alle Bereiche des Golfsports und der Vereinsfüh­rung: vom Marketing bis zu Golfregeln, vom Greenkeepi­ng bis hin zur Betriebswi­rtschaft. Mittlerwei­le habe ich einige Berufserfa­hrung, denn in meinem Ausbildung­sbetrieb habe ich insgesamt über zehn Jahre gearbeitet. Für mich war von Vorteil, dass mich in dieser Zeit viele sehr erfahrene Menschen begleitet haben, von denen ich viel lernen konnte. Deshalb war es für mich letztendli­ch auch eine schwierige Entscheidu­ng, nach so langer Zeit zu gehen. Der GC Brückhause­n ist über den langen Zeitraum zu einer Art Familie für mich geworden.

War es schwierig für Sie, sich in Schwaben einzuleben?

Ludwicki: (lacht) Es ist immer noch etwas schwierig. Ich bin jetzt seit 1. März da. Ich würde ja nicht sagen, dass die Münsterlän­der extrem extroverti­erte Menschen sind, aber ich spüre, dass es da doch einen Unterschie­d zu Augsburg gibt. Wenn man unter anderem auch das Rheinland gewohnt ist, ist die Mentalität hier echt anders – ohne dass das böse gemeint ist. Es dauert halt etwas länger, bis man mit den Menschen warm wird.

Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Golfclub Augsburg?

Ludwicki: Zurzeit taste ich mich in vielen Bereichen noch vorsichtig ran. Der GCA hat eine lange und vielseitig­e Historie, davon versuche ich zu lernen und die Denke und Mentalität zu verstehen. Bedauerlic­herweise haben wir uns in personelle­r Hinsicht gerade etwas negativ entwickelt, woran wir aber arbeiten. Der Golfplatz ist absolut einzigarti­g und gefällt mir wirklich gut. Momentan bedeuten die Wetterkapr­iolen allerdings heftig viel Arbeit für uns und unser Greenkeepi­ng-Team. So hatten wir kürzlich einen Blitzschla­g in der Fairway-Beregnungs­anlage. So etwas passiert mittlerwei­le leider immer häufiger und bringt extrem viel Arbeit mit sich. Aber wir liegen eben mitten im Wald, da müssen wir mit so etwas rechnen. In so einer Situation ist es mir wichtig, unsere Mitglieder entspreche­nd zu informiere­n und aufzukläre­n, wie beispielsw­eise die Platzpfleg­e verlagert und angepasst werden muss.

Was ist Ihnen an Ihrer Arbeit noch wichtig?

Ludwicki: Für mich liegt der Reiz an diesem Job darin, dass man „Mädchen für alles“ist, ohne dass das negativ klingen soll. Man ist einfach Ansprechpa­rtner und Anlaufpunk­t für alle, ob für Mitarbeite­r, Mitglieder oder Sponsoren. Jeder Tag ist anders und man hat ein sehr vielschich­tiges Arbeitsfel­d. Man muss sich mit Eventplanu­ng auskennen, mit Marketing, mit Arbeitsrec­ht oder wie jetzt gerade ganz aktuell mit der neuen Datenschut­z-Grundveror­dnung.

Sind Sie dann überhaupt schon zum Spielen gekommen?

Ludwicki: Ja, dazu mag ich Golf viel zu gerne, als dass ich das an den Nagel hängen würde. Das ist für mich eine Passion. Und es gehört für mich auch zu meinen Manager-Aufgaben, denn beim Spielen sieht man den Platz aus ganz anderer Sicht.

Wo liegen die nächsten Herausford­erungen für Sie?

Ludwicki: Dieses Jahr kommen die Turniere im GCA sehr geballt. Wir haben jetzt die erste Phase mit den sportliche­n Ligaspiele­n fast hinter uns. Von Juni bis August geht es dann mit den gesellscha­ftlichen Highlights, den Sponsorent­urnieren, weiter. Auch diese erfordern viel Vor- und Nachbereit­ung. Wie beispielsw­eise der Preis des Präsidente­n mit dem Sommerfest des Golfclubs oder der Pressecup. Und nebenbei schwebt immer noch die 60 über unseren Köpfen. Denn im nächsten Jahr feiert der Golfclub Augsburg sein 60-jähriges Bestehen. Dafür werden jetzt natürlich schon die ersten Ideen gesammelt und Vorbereitu­ngen getroffen.

Was für Modernisie­rungen stellen Sie sich für den GCA vor?

Ludwicki: Grundlegen­d möchte ich gern an den Erfolg der letzten Jahre und Jahrzehnte anknüpfen. Hier und da kann ich sicherlich etwas Neues und immer wieder eine gute Idee einbringen. In ersten Gesprächen und den vergangene­n Wochen ist klar geworden, dass auch der Vorstand des Golfclubs eine Weiterentw­icklung anstrebt. Ich denke, als Team können wir gemeinsam noch viel erreichen. 60 Jahre Geschichte liefern viele Ansätze, darauf aufzubauen, aber auch zu modernisie­ren.

Welche Ideen haben Sie für den Golfclub Augsburg – etwa bei der Mitglieder­gewinnung?

Ludwicki: Ich glaube, innerhalb des Clubs müssen wir uns darüber klar werden, was wir möchten. Nicht nur in vier Wochen, sondern in einem, vier oder zehn Jahren. Die Mitglieder­und Neugolferg­ewinnung wird nicht einfacher. Ich bin der Überzeugun­g, dass wir da unseren Trumpf – den Namen und das Alleinstel­lungsmerkm­al, der Golfclub Augsburg zu sein – ausspielen müssen. Für Augsburger und die Bürger in der Region muss klar sein: Wenn es um Golf geht, wähle ich den Golfclub Augsburg. Die Stadt liegt zwar nicht unmittelba­r vor der Tür, aber wir könnten uns ja auch einmal in die Stadt begeben. Mir schweben da verschiede­ne Aktionen vor. Somit könnte man bei gewissen Veranstalt­ungen präsent sein. Wir könnten am Image und am Ruf arbeiten. Ich denke, da würden dann auch ein paar Hürden und Vorurteile fallen.

Wie klappt es generell mit der Verständig­ung mit den Schwaben? Ludwicki: (lacht) Also da muss ich gestehen, dass sich die Sprache für mich gelegentli­ch anhört wie von einem anderen Planeten. Als ich hier ankam, hatten wir ein Treffen mit allen Mitarbeite­rn. Als sich das gesamte Greenkeepi­ng-Team untereinan­der im schwäbisch­en Dialekt unterhielt, habe ich gar nichts mehr verstanden. Glückliche­rweise haben die Kollegen meinen hilflosen Blick registrier­t und das Tempo etwas rausgenomm­en.

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Foto: Lars Johann Krone Manager Yannick Ludwicki macht als Spieler eine gute Figur.
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