Ein erfolgreicher Einkaufsbummel
Auf dem Hinterhof-Flohmarkt gibt es Skurriles und Raritäten. Jäger und Sammler sind dort und finden Erstaunliches
denn Bücher kann man immer brauchen. „Schau bloß nicht auf die Titel!“, werde ich von einer anderen bekannten Verkäuferin gemahnt. Neben Werken von Charlotte Link stehen Abenteuer von Bridget Jones zur Auswahl. Die hohe Literatur stehe zu Hause im Buchregal, versichert sie. Auch bei ihr werde ich nicht fündig – doch 90 Höfe warten auf mich. Ich lasse mich mit den zahllosen Jägern und Sammlern treiben, vorbei an
Ballons, die die teilnehmenden Hausgemeinschaften markieren, vorbei an Kinderspielzeug,
Vasen in jeglicher
Form und Farbe. Manchmal ist der Hinterhof die Entdeckung, der mir sonst verschlossen bleibt, manchmal ist es die Ware. In einem Hof warten 20 übrig gebliebene Autoschleifen einer Hochzeit auf einen neuen Besitzer. „Die habe ich für meine Hochzeit selber gemacht. Sie einfach wegzuwerfen, finde ich zu schade“, erzählt die Anwohnerin. Doch auch an Schleifen habe ich keinen Bedarf. Drei Kollegen sind da findiger: Einer kauft zehn alte Bravo-Hefte aus den 90ern zum Preis von einem Euro, einer bezahlt drei Euro für einen singenden und sich bewegenden Stofffisch, ein anderer kauft eine marmorne Vogeltränke. Die Namen der Kollegen werden nicht verraten – ihre diebische Freude über die Fundstücke ist ihnen deutlich anzusehen. Ich bin neidisch und gebe nochmals alles. Einen überdimen- sionalen Werbeständer des Films „Conan der Barbar“lasse ich links liegen und steuere wieder einmal einen Haufen Bücher an. Ein junges Pärchen hat sie thematisch sortiert und mit gelben Post-it-Zetteln versehen. „Überraschung“klebt auf einem kleinen Stapel, in dem sich wenig Überraschendes verbirgt. Daneben die acht Bände der Fantasy-Saga „Der Turm“von Stephen King, die mich schon lange bitzeln. Nur: Wann soll ich die lesen?
Was bleibt, ist ein nettes Gespräch mit dem Pärchen, wie so viele andere nette Begegnungen an diesem Tag. Die Hofflohmärkte sind eine Bereicherung für Augsburg. Gekauft habe ich nichts, aber dort mit die lustigsten Stunden der vergangenen Zeit verbracht. Ein voller Erfolg also.
Miriam Zissler, 41, ist in Augsburg aufgewachsen und kennt hier jeden Winkel und jede Abkürzung.
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Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle Ihres Lokalteils. Nächste Woche: „Elternzeit“mit Ansichten und Geschichten aus dem Familienleben.