Bei Mr. Hill gibt er den Takt vor
Von Kansas bis nach Kissing führt der musikalisch geprägte Lebensweg von Ronald Hill. Als Frontmann, Schlagzeuger und Sänger macht er seit zehn Jahren in der eigenen Band sein Ding
Kissing Bandleader Ronny Hills Wurzeln liegen in Kansas (Amerika), seine Liebe gilt dem Boogie und dem Rock’n’Roll – und doch hat er seine ersten musikalischen Schritte in Kissing gemacht. Hier geschah es auch, dass er sich viele Jahre später mit der Formation Mr. Hill den Traum einer eigenen Band erfüllte. Die feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen und hat noch viel vor.
Klangvoll wie ein Künstlerpseudonym wirkt der Name des 53-jährigen Frontmanns. Er wurde als Ronald Eugene Hill in den USA geboren. „Ich war ein typisches Nachkriegskind“, erklärt er. Sein Vater kam als amerikanischer Berufssoldat nach Deutschland, lernte die Mutter des Kissingers in München kennen und nahm sie mit in seine Heimat. Schon als der kleine Ronald eineinhalb Jahre alt war, siedelte die ganze Familie wieder nach Deutschland um. Der Vater war mit der Army in Augsburg stationiert. Als der Junge in die dritte Klasse kam, zogen die Hills nach Kissing.
„Hier hab ich bei der Blasmusik mein erstes Instrument gelernt, die Trompete“, erzählt Hill. Seine musikalische Neigung hat er von beiden Elternteilen mitbekommen. Die Mutter spielte in jungen Jahren Akkordeon in den Münchner Lokalen. „Und mein Vater war ein Multitalent. Der konnte jedes Instrument spielen“, erzählt der Kissinger. In seinem Elternhaus gab es immer Musik. Schon als Vierjähriger war er bei der Hausband dabei, sang oder trommelte auf den Kochtöpfen. Trotz Trompetenunterrichts kristallisierte sich das Schlagzeug schnell als „sein“Instrument heraus.
Mit 13 Jahren gründete er in Kissing seine erste Band. Die Golden Sound Combo spielte Tanzmusik auf Klassentreffen und anderen Festen. Es folgte – im Alter von 16 Jahren – die sechsköpfige Gruppe Surprise. Von der Mutter herumkutschiert traten die Jungs in den Augsburger Bierzelten auf. Ab 1995 spielte Ronny Hill dann mit den Lechschwaben aus Gersthofen. Mit der Aichacher Partyband Ohlala bespielte er schon beinahe professionell die Festzelte mit den angesagten Partyhits. Von hier wechselte Ronny Hill zur Münchner Zwietracht, die er als beste Oktoberfest-Kapelle der Welt bezeichnet. Mit ihnen trat er 16 Tage am Stück im Hippodrom auf der Wiesn auf und musizierte im Fernsehen mit den Kastelruther Spatzen. Etlichen Stars der Volksmusikszene wie Marianne und Michael, Andy Borg oder Wolfgang Petry ist Ronny Hill damals begegnet. „Wir waren auf Riesenevents mit 1000 Leuten und aufwärts.“Den Job – Ronny Hill arbeitete als Physiotherapeut in einer Reha-Klinik – hängte er in dieser ereignisreichen Zeit an den Nagel. Zwei Jahre lang zog er mit der Zwietracht von Auftritt zu Auftritt. Dann reichte es: „Zu viel Bierzelt, zu viel Remmidemmi, zu viel wahnsinnige Alkoholiker“, sagt der 53-Jährige heute.
Stattdessen wurde er Mitglied in der Countryband Silverwood, die beim Nürburgring vor 40000 Zuschauern spielte und in Polen den ersten Platz beim Country Grand Prix machte.
In den 90er-Jahren war Ronny Hill aus Kissing weggezogen, lebte in München, in Augsburg und in Steppach. 2008 kam er mit seiner Ehefrau nach Kissing zurück. Das Reiheneckhaus in einer Neubau- siedlung überzeugte vor allem durch ein Argument: Der Keller ist groß genug, um einen Probenraum darin unterzubringen. „Als Schlagzeuger habe ich das meiste Zeug und das wollte ich nicht mehr für jede Probe rumschleppen“, sagt er.
Beste Voraussetzungen also, um mit der Band Mr. Hill loszulegen, die nicht nur dem Namen nach vom Bandleader geprägt ist. Denn mit der neunköpfigen Formation macht er jetzt endlich sein eigenes Ding. Er ist Frontmann, Leadsänger, Schlagzeuger und Manager der Gruppe. Zu hören sind zwar weiterhin hauptsächlich Coverversionen. „Aber jetzt mach ich das, was mir gefällt: Rock’n’Roll, Boogie, Blues – und nicht mehr nur Mainstream“, sagt der 53-Jährige. Die Musiker stammen aus München und dem Augsburger Großraum. Rund 20 Auftritte absolviert die Truppe pro Jahr. Sie hat schon beim WinterTollwood gespielt oder bei Honky Tonk in Augsburg, Neuburg und Landsberg. In Friedberg sorgte Mr. Hill auf der Bergbühne und beim „Mittendrin-Festival“für Stimmung.
In guter Erinnerung ist vielen „Kissing the groove“, das große Livekonzert, das zweimal gemeinsam mit den Soulmates in der Paartalhalle stattfand. Eine Neuauflage im gemeinsamen Jubiläumsjahr – die Soulmates feiern das 20-jährige Bestehen – war eigentlich angedacht. Doch die ungewisse Situation in der Paartalhalle, deren Pächter überraschend gekündigt wurden (wir berichteten), kam dem in die Quere. „Jetzt feiern wir eben ein ganzes Jahr lang mit unseren Fans Geburtstag“, meint Ronny Hill.
Der Frontmann ist nebenher noch mit anderen Projekten unterwegs: mit dem Oldie-Trio Ronny and the Rollers, den Boogie Allstars und dem UK-Team. Hier spielt Ronny Hill die Ukulele – die Leidenschaft für dieses Instrument hat er bei einer Reise nach Hawai entdeckt. Insgesamt kommt er so auf sicher 50 Auftritte im Jahr. Mit Mr. Hill würde er gerne noch einmal den Sprung in eine andere Liga schaffen. Sein Ziel wäre es, bei Messeevents, Betriebsfesten und in größeren Sälen zu spielen. „Musikalisch haben wir das drauf!“, sagt er. Termine Nächste Auftritte von Mr. Hill sind am 29. Juni auf der Gautsch in Kö nigsbrunn und am 14. Juli beim Dillinger Künstlerfestival.