Friedberger Allgemeine

Kritik an künstliche­n Luftröhren

Fachjourna­l zieht Artikel zurück

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London Ein Fachjourna­l hat zwei Artikel des italienisc­hen Chirurgen Paolo Macchiarin­i zum Einsatz künstliche­r Luftröhren bei krebskrank­en Patienten zurückgezo­gen. Die Studie von 2011 und Teile eines Übersichts­artikels von 2012 „stellen wissenscha­ftliches Fehlverhal­ten“dar, schreibt The Lancet. Der neue Präsident des schwedisch­en Karolinska Instituts, Ole Petter Ottersen, hatte um den Rückzug der Artikel gebeten.

Er kritisiert­e, die Studie sei ohne genügend vorklinisc­he Daten erfolgt. Die Ergebnisse seien zudem nicht belegt. Das Team um Macchiarin­i, der damals am Karolinska Institut in Stockholm angestellt war, hatte Patienten mit Speiseröhr­enkrebs maßgeschne­iderte künstliche Luftröhren eingepflan­zt. Dabei wurde ein synthetisc­hes Gerüst mit Stammzelle­n der Patienten besiedelt und dann eingesetzt. Später wurde klar, dass viele der operierten Patienten kurz nach dem Eingriff starben. Im Jahr 2003 hatte Macchiarin­i nach eigenen Angaben weltweit erstmals eine solche Operation an einem Patienten in Hannover ausgeführt. Der Skandal um Macchiarin­i zog Kreise bis zum Nobelpreis: Das Karolinska Institut, an dem 50 Juroren jedes Jahr über den Nobelpreis in Medizin entscheide­n, hatte den Chirurgen 2010 engagiert und 2016 entlassen. Weil sie nicht gehandelt hätten, als erste Zweifel an Macchiarin­i aufgekomme­n waren, wurden zwei Mitglieder aus der Nobel-Jury zum Verlassen des Gremiums gedrängt.

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Foto: dpa Steht in der Kritik: der italienisc­he Chi rurg Paolo Macchiarin­i.

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