„La Gallarda“entführt ins „Goldene Zeitalter“Spaniens
Renaissance-Ensemble präsentiert im Vorderen Schloss Mühlheim Alte Musik erfrischend jung
MÜHLHEIM (pm) – Die neun Musiker des Ensembles „La Gallarda“um Maria Martinez haben sich spanischer Renaissance-Musik verschrieben. Und sie haben jüngst den zahlreichen Konzertbesuchern im Vorderen Schloss gezeigt, wie erfrischend und mitreißend Alte Musik auch heute noch klingen kann.
Liebe, Sehnsucht, Glück und Kummer: schon im „Siglo de Oro“, im „Goldenen Zeitalter“, der kulturellen Blütezeit Spaniens von 1550 bis 1680, prägten diese Themen bekannte und beliebte Lieder, die an den Höfen zum Besten gegeben wurden. Maria Martinez‘ Sopran erzählte glockenrein von der „Rose der Rosen“und wurde in melancholischen Duetten vom warmen Mezzospran Jelena Mirkovs umschmeichelt. Pure Spiel- und Lebensfreude vermittelten Sängerinnen und Instrumentalisten, wenn sie übermütig und bestens gelaunt musikalisch zum Feiern aufforderten: „Heute lasst uns essen und trinken und singen und feiern, denn morgen werden wir fasten.“
An die verfolgten Juden erinnerten im zweiten Programmteil wehmütige sefardische Lieder, von den besiegten Mauren erzählte Jelena Mirkov einmal voller Wehmut aus der Perspektive des Maurischen Königs, ein anderes Mal weckte sie gemeinsam mit Martinez mit viel Elan den Faulenzer Pascual, um sich ins besiegte Granada aufzumachen.
Die neun Musiker des internationalen Ensembles haben gemeinsam an der Musikhochschule Trossingen Alte Musik studiert. Mit ihren historischen Instrumenten bieten sie auch einiges fürs Auge der Konzertbesucher. Andrea Antonel spielte Laute und Theorbe, ein tiefes Lauteninstrument mit verlängertem Hals, der einen zweiten Wirbelkasten beherbergt. Miguel Bellas zupfte auf Vorfahren der heutigen Konzertgitarren: von der kleinen Vihuela wechselte er bei den jünger datierten Stücken zur Barockgitarre, auf der er auch virtuos Gaspar Sanz‘ „Canarios“zelebrierte. Mit viel Temperament strich Bruno Hurtado seine Viola da Gamba, während Soshi Nishimura mit dem Violone die Bassgruppe vervollständigte. Clément Gester und Carla Escuredo zwitscherten und summten mit einem Arsenal an Blockflöten in allen Tonlagen, während Schlagzeuger Markus Spätgens den Rhythmus vorgab.
Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum das Ensemble nicht von der Bühne.