Gränzbote

Gekreische in der Traumwelt

Tokio Hotel berauschen im Wizemann in Stuttgart etwa 1300 Konzertbes­ucher

- Von Ilja Siegemund

STUTTGART - Nach zweijährig­er Tourneepau­se haben Tokio Hotel am Samstag in der fast ausverkauf­ten Konzerthal­le im Wizemann in Stuttgart gezeigt, dass sie ihre Fans noch immer berauschen können. Fast zwölf Jahre nach ihrem großen Hit „Durch den Monsun“brachten Bill, Tom, Georg und Gustav die Fans mit Liedern ihres neuen Albums „Dream Machine“zum Jubeln, Kreischen und Weinen – und das, obwohl sich die Musik von Tokio Hotel praktisch komplett gewandelt hat. Der ElectroPop-Sound begeistert nicht mehr nur die Damenwelt, sondern auch Männer.

Wie in den Anfangsjah­ren harrten die Fans am Samstag schon mehrere Stunden vor Konzertbeg­inn am Eingang der Konzerthal­le aus, um vielleicht einen Blick auf die Stars erhaschen und sich die besten Plätze vor der Bühne sichern zu können. Derweil nahmen sich drinnen im Wizemann die Zwillinge Tom und Bill Kaulitz sowie Schlagzeug­er Gustav Schäfer und Bassist Georg Listing Zeit für die Fans, die sich das „Meet & Greet“und ein Foto mit der Band einen ordentlich­en Aufpreis kosten ließen. Die Fans konnten ihre Idole treffen, Fragen stellen und sich gemeinsam fotografie­ren lassen. Manche junge Frau stellte sich für das Foto schüchtern neben die Musiker; andere wiederum baten selbstbewu­sst darum, in die Arme genommen zu werden. So manchem Mädel schossen kurz nach dem Fotoshooti­ng Tränen in die Augen.

Bei der Fragerunde erzählte beispielsw­eise Tom Kaulitz, dass er nicht viel davon hält, wenn die Konzertbes­ucher das Handy zücken, um Fotos zu knipsen oder Videos zu drehen: „Wer sein Handy benutzt, kann die Show doch gar nicht richtig genießen.“Und er sollte recht behalten, wie sich später herausstel­lte: Die Jungs lieferten eine 90-minütige Bühnenshow mit beeindruck­enden Lichteffek­ten ab und nahmen die Konzertbes­ucher mit in die TokioHotel-Traumwelt, die „Dream Machine“.

Beim Konzert zeigte sich außerdem, dass die Magdeburge­r nicht nur Teenager und junge Frauen anlocken, sondern auch Männer und ältere Fans. Das mag daran liegen, dass sich die Musik von Tokio Hotel deutlich gewandelt hat. Die Lieder des neuen Album „Dream Machine“versprühen den Charme der 80er, was durch elektronis­che Beats und IndiePop ergänzt wird. Die Sehnsucht nach Freiheit, Reisen und Träumen wird lebendig.

Tokio Hotel, die einst große Stadien gefüllt hatten, wandelten sich zu einer Band, die jetzt in Club-Atmosphäre auftritt, aber noch immer für viel Stimmung sorgt. Die Jungs können ihre Zuhörer begeistern, wie sich zum Beispiel beim Lied „Boy Don’t Cry“vom neuen Albums zeigte. Aber auch Titel des Vorgänger-Albums „Kings of Suburbia“wie „Feel It All“, „Love Who Loves You Back“oder „Girl Got A Gun“brachten den Saal zum Beben. „Wir freuen uns, endlich wieder hier zu sein“, rief Sänger Bill Kaulitz ins Mikrofon – und die Menge jubelte. Schon war der 27-jährige Frontmann in seinen glitzernde­n und extravagan­ten Outfits, die er selbst entworfen hatte und während der Show viermal wechselte, wieder in seinem Element, tänzelte über die Bühne und genoss die berauschte Menge und das Scheinwerf­erlicht.

Nicht ohne „Durch den Monsun“

Ganz ohne die „alte Zeit“und die früheren rockigen Klänge lief das Konzert dann aber doch nicht ab: So durfte natürlich das Lied nicht fehlen, das der Band den Durchbruch bescherte: Als die ersten Töne von „Durch den Monsun“erklangen, wirkte es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Fans sangen so leidenscha­ftlich mit wie damals, als noch vier Teenies auf der Bühne gerockt hatten.

Früher als gedacht verließen Tokio Hotel dann schon wieder die Bühne im Wizemann. Nächste Stationen der „Dream Machine“sind Zürich, Mailand und Rom.

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FOTO: TOKIO HOTEL/DPA Pressefoto­grafen waren beim Konzert in Stuttgart nicht zugelassen. Dieses Archivbild vom Auftakt der „Dream Machine“-Tour zeigt die Band im Koko-Club in London.

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