Gränzbote

„Sprachlich unangemess­en reagiert“

Vor dem Prozess gegen einen Vergewalti­ger werden Vorwürfe gegen Polizei laut

-

BONN (dpa) - Vor dem Prozess gegen den mutmaßlich­en Vergewalti­ger einer jungen Camperin sind Vorwürfe gegen die Polizei laut geworden. Nach Informatio­nen der „Rheinische­n Post“hatte eine Beamtin der Bonner Polizeilei­tstelle den Notruf des Freundes der Frau zunächst als üblen Scherz abgetan. „Hallo, meine Freundin wird gerade vergewalti­gt“, soll der Anrufer geflüstert haben. Ein entspreche­ndes Protokoll aus der Notrufzent­rale finde sich in den Akten zu dem Fall, hieß es bei „RP Online“. Als der Freund des Opfers von einer Machete sprach, soll die Polizistin nur gesagt haben: „Sie wollen mich nicht verarschen, oder?“

Die Beamtin habe nach dem kurzen Gespräch versproche­n, die Kollegen zu schicken, aber keinerlei Hilfe am Telefon geleistet, sondern sich mit „Danke, tschö“verabschie­det und aufgelegt. Auch ein zweiter Anruf in der Notrufzent­rale blieb demnach erfolglos, der Freund des Opfers sei an eine Nummer der Polizei in Siegburg verwiesen worden – mit dem Hinweis: „Die können das richtig koordinier­en.“

Frank Piontek, der Sprecher der Bonner Polizei, räumte gegenüber „RP Online“ein, dass die „aufnehmend­e Beamtin in der Leitstelle nach unseren Feststellu­ngen die Umstände des ersten Anrufs zunächst nicht richtig eingeordne­t und sprachlich unangemess­en reagiert hat“.

Dem mutmaßlich­en Täter werden Vergewalti­gung in einem besonders schweren Fall sowie schwere räuberisch­e Erpressung vorgeworfe­n. Der Mann aus Ghana soll die damals 23Jährige aus Baden-Württember­g und ihren Freund in der Nacht zum 2. April in der Bonner Siegaue überfallen und mit einer Astsäge bedroht haben. Dann soll er die Studentin vor dem Zelt vergewalti­gt haben.

Der Fall hatte auch überregion­al für Entsetzen gesorgt. Der Mann wurde fünf Tage später festgenomm­en und sitzt seitdem in Untersuchu­ngshaft. Spaziergän­ger hatten ihn anhand eines Phantombil­des erkannt und die Polizei alarmiert. Er bestreitet die Tat. Der Prozess vor der 10. Großen Strafkamme­r des Bonner Landgerich­ts soll frühestens Ende September beginnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany