Beispiellose Ehrung für Kohl geplant
EU will verstorbenen Altkanzler mit europäischem Staatsakt in Straßburg würdigen
BRÜSSEL/LUDWIGSHAFEN (dpa) Als erste Persönlichkeit in der Geschichte der Europäischen Union (EU ) soll der am Freitag verstorbene Altkanzler Helmut Kohl mit einem europäischen Staatsakt geehrt werden. Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angeregte Feier soll binnen zwei Wochen im Europaparlament in Straßburg stattfinden. Der genaue Termin und die Details seien aber noch offen, sagte eine Kommissionssprecherin am Sonntag.
Eine solche Trauerzeremonie ist in den europäischen Verträgen eigentlich nicht vorgesehen. Es war Junckers ganz persönlicher Vorschlag zur Würdigung eines Mannes, den er auch als engen Freund und Förderer bezeichnet. Die Begründung liegt für Juncker auf der Hand. „Helmut Kohl hat das europäische Haus mit Leben erfüllt“, schrieb er schon am Freitag zu Kohls Tod. Kohl war einer von nur drei europäischen Ehrenbürgern – neben dem europäischen Gründervater Jean Monnet und dem früheren Kommissionspräsidenten Jacques Delors.
Auch in Deutschland dürfte es eine große Trauerzeremonie geben. Die „Bild am Sonntag“berichtete, direkt nach den Feierlichkeiten in Straßburg sei in Kohls Heimat Rheinland-Pfalz eine Totenmesse geplant – im Speyerer Dom, einem symbolträchtigen Ort im Leben Kohls. Dort suchte er als Junge im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Fliegerangriffen, dort war die Totenmesse für seine erste Frau Hannelore, die sich 2001 das Leben genommen hatte.
Die Bundesregierung und das Bundespräsidialamt hielten sich zunächst bedeckt zu alldem. Erst wenn die Abstimmung mit Kohls Witwe komplett abgeschlossen ist, wird die Bundesregierung offiziell bekanntgeben, was genau geplant ist.
Kohls Haus in Oggersheim war auch am Sonntag ein Ort der Trauer. Menschen legten Blumen ab und verharrten in Stille. Auch ein Bestatter kam in das Haus, wo der Leichnam Kohls nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“im Wohnzimmer aufgebahrt liegt. Mit Kondolenzbüchern, Trauerbeflaggung und Gedenkwachen wird in ganz Deutschland an Kohl erinnert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trug sich am Sonntag in das Kondolenzbuch im Kanzleramt ein.