Bahnhof: Gesperrte Aufzüge ärgern viele
Um Reisenden zu helfen, hat Tom Grimm vom Rittergartenverein eigene Aktion gestartet
TUTTLINGEN - Bis Ende des Monats müssen sich die Reisenden am Tuttlinger Bahnhof noch gedulden. Dann sind die Personenaufzüge wieder in Betrieb. Das sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn AG auf Anfrage unserer Zeitung.
Die Aufzüge hatte die Deutsche Bahn Anfang Juni stillgelegt. Dies, so der Bahnsprecher, sei geschehen, weil die Fahrstühle mit rund 20 Jahren das „Ende der Betriebsdauer“erreicht hatten. Zwar hätte das Unternehmen versucht, die Arbeiten an den Aufzügen zu beschleunigen. Das wäre durch das beauftragte Unternehmen nicht möglich gewesen, sagte der Sprecher der Deutschen Bahn AG.
So heißt es für die Reisenden am Bahnhof weiterhin schleppen und schleppen. Besonders, wer schweres Gepäck dabei hat, tut sich bei den vielen Stufen oft schwer. Und gar unüberwindbar oder mit großem Aufwand verbunden sind die Treppen für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und gehbehinderte Menschen.
Auch bei der Gemeinderatsfahrt am vergangenen Montag war der Zustand am Tuttlinger Bahnhof ein Thema. Für Oberbürgermeister Michael Beck und Petra Schmidt-Böhme (LBU) ist das zeitgleiche Demontieren der Aufzüge kaum zu erklären und hinzunehmen. Schmidt-Böhme, die zuletzt viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war, erzählte, dass sich gerade ältere Menschen oder Fahrer von E-Bikes schwer tun, die Räder zum oder vom Bahnsteig zu bekommen. Zwar gibt es an den Treppen jeweils eine Schiene, auf der die Räder nach oben geschoben werden können – doch je schwerer das Rad, desto mehr an Kraft ist hier nötig.
Zumindest für ein paar Stunden pro Woche wird den Reisenden, die an den Treppen Hilfe benötigen, geholfen. Nicht tatenlos zusehen wollte Tom Grimm. Der Tuttlinger, der sich beim Rittergartenverein engagiert und die Obdachlosenfreunde Tuttlingen gründete, schleppt seit mehreren Wochen gemeinsam mit zwei Obdachlosen – einer davon ist Günther Holl – im Bahnhof Gepäck. „Wir sind etwa jeden zweiten Tag für ein paar Stunden da“, sagt er. Nachdem die Resonanz bei der Weihnachtsbaumwunschaktion für Obdachlose im vergangenen Jahr so groß gewesen sei, wolle er der Stadt mit seiner ehrenamtlichen Aktion etwas zurückgeben. „Es ist ein unmöglicher Zustand“, ärgert er sich über die fehlenden Aufzüge im Bahnhof, „zumindest ein Aufzug müsste funktionieren.“
Schön fände es Grimm, wenn sich für seine Aktion noch ein paar Freiwillige fänden. Der Bedarf sei da, meint er, „jedes Mal wenn ich da bin, habe ich zu tun und laufe etliche Male die Treppen rauf und runter.“