Gränzbote

Verkettung unglücklic­her Handschläg­e

- Von Christoph Sator und Martin Bialecki, Manila

Symbolisch­e Gesten können Regierungs­chefs schwerfall­en. Beim Asean-Gipfel in Manila hatten Russlands Dmitri Medwedew (2. von links) und US-Präsident Donald Trump (3. von rechts) Probleme beim Kreuzen der Hände. Alles im Griff hatten Thailands Prayut Chan-o-cha (links), Vietnams Nguyen Xuan Phuc (3. von links), der philippini­sche Gastgeber Rodrigo Duterte (2. von rechts) sowie Australien­s Malcolm Turnbull.

Man sieht es Donald Trump an, wenn ihm etwas gefällt. Wenn nicht, neigt er dazu, ins Leere zu schauen oder Grimassen zu schneiden. Doch jetzt, im Messezentr­um von Manila, nach mehr als zehn Tagen Asien-Tour, wirkt der USPräsiden­t beim vorletzten Gipfel (Asean, die Gemeinscha­ft Südostasia­tischer Staaten) in der Hauptstadt der Philippine­n zufrieden. Der philippini­sche Präsident Rodrigo Duterte hatte beim Galadinner der Staats- und Regierungs­chefs für Trump gesungen: „Ikaw“(„Du“), ein philippini­sches Liebeslied. Nach dem letzten Ton widmet er das Lied dem „Oberkomman­dierenden der Vereinigte­n Staaten“.

Kaum zu glauben, dass dies derselbe Mann ist, der sich erst letzte Woche wieder damit gebrüstet hatte, jemanden eigenhändi­g umgebracht zu haben. Duterte ist nicht nur GipfelGast­geber, sondern einer der umstritten­sten Staatschef­s weltweit. In den ersten 16 Monaten „Drogenkrie­g“– einem brutalen Vorgehen gegen echte und vermeintli­che Kriminelle – gab es schon Tausende Tote. Als Vorbild, wie man Millionen Menschen umbringt, nannte der ehemalige Staatsanwa­lt ausgerechn­et Adolf Hitler.

Wandel unter Trump

Nach seinem Wahlsieg war Duterte auf Distanz zu den USA, einem jahrzehnte­langen Verbündete­n, gegangen. Trumps Vorgänger Barack Obama bezeichnet­e er sogar als „Hurensohn“. Stattdesse­n suchte er die Nähe zu Russland und auch zu China. In den USA wuchsen die Sorgen, den engsten Partner in Südostasie­n zu verlieren. Seit Trump im Amt ist, hat sich das geändert. Trump lobte vor Monaten Duterte für seine Anti-Drogenpoli­tik. Auf Trumps Asien-Reise traten die beiden fast gleichaltr­igen Männer (Trump: 71, Duterte: 72 Jahre) auf wie zwei, die sich seit Jahrzehnte­n kennen und schätzen. Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, das Thema Menschenre­chte habe bei den Gesprächen in Zusammenha­ng mit dem Kampf gegen Drogen „kurz“eine Rolle gespielt. Die Replik von Dutertes Sprecher Harry Roque kam sofort: Es habe „keine Erwähnung von Menschenre­chten oder von außergeric­htlichen Tötungen“gegeben.

An seinem kumpelhaft­en Umgang mit verschiede­nen autoritäre­n Figuren von Asiens Politik findet Trump nichts Besonderes. Mehrere davon hatte er schon im Weißen Haus zu Besuch: Thailands Militärmac­hthaber Prayut Chan-o-cha, einen Putschiste­n. Ebenso Malaysias Premier Najib Razak, gegen den die US-Justiz wegen Korruption ermittelt. Washington­s Radar unterflieg­t auch Kambodscha­s Premier Hun Sen, ein autoritäre­r Machtpolit­iker.

Folge der geänderten amerikanis­chen Asienpolit­ik ist, dass sich die Regierunge­n in verschiede­nen Asean-Staaten deutlich mehr herausnehm­en als zu Obamas Zeiten. In Vietnam, in Thailand, in Kambodscha wird härter gegen die Opposition vorgegange­n. Wegen der „Säuberungs­kampagne“gegen die muslimisch­e Minderheit der Rohingya in Myanmar steht die Regierung von Aung San Suu Kyi in der Kritik. Auch dazu gab es von Trump kein Wort. Auf einem der vielen Flüge wurde der USPräsiden­t nach seiner „ziemlich familiären Beziehung zu totalitäre­n und autoritäre­n Führern“gefragt. Er antwortete, ganz arglos, das sei auch „mit anderen“so. (dpa)

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