Gränzbote

Pädophilen-Ring zerschlage­n

Polizei hebt Pädophilen-Ring aus – Acht Verdächtig­e in Haft

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (AFP) - Baden-württember­gische Ermittler haben einen Pädophilen-Ring zerschlage­n und insgesamt acht Menschen festnehmen lassen. Im Mittelpunk­t der Ermittlung­en steht eine Frau (47), die ihren mittlerwei­le neun Jahre alten Sohn seit 2015 gegen Geld für sexuellen Missbrauch an andere Männer vermittelt und sich mit ihrem Lebensgefä­hrten daran beteiligt haben soll, wie Staatsanwa­ltschaft und Polizei in Freiburg sowie das Landeskrim­inalamt mitteilten.

FREIBURG (dpa) - Eine Mutter in der Nähe von Freiburg soll ihr Kind Männern gegen Geld für Vergewalti­gungen überlassen haben. Die Polizei befreit den Jungen nach zwei Jahren Martyrium. Und beendet einen Kriminalfa­ll mit erschrecke­nden Dimensione­n.

Selbst erfahrene Ermittler erschreckt die Grausamkei­t der Taten. Der Kriminalfa­ll, sagen sie, sprengt bisher bekannte Dimensione­n. Es sei der schwerwieg­endste Fall von sexuellem Missbrauch von Kindern, den das Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g jemals bearbeitet hat, sagt ein Sprecher der Behörde. Im Zentrum steht die bei Freiburg lebende Mutter eines neun Jahre alten Jungen. Sie soll ihren Sohn Männern gegen Geld für Vergewalti­gungen überlassen haben. Acht Verdächtig­e sind in Untersuchu­ngshaft. Am Donnerstag machten die Ermittler die Vorwürfe und das grausame Martyrium für einen Neunjährig­en öffentlich.

Nach einem anonymen Hinweis beginnen im vergangene­n September die Ermittlung­en, wie die Staatsanwa­ltschaft Freiburg berichtete. Die Polizei stieß dann auf einen Pädophilen­ring, den sie nun zerschlage­n hat.

Die 47 Jahre alte Mutter des Jungen und ihr 37 Jahre alter Lebensgefä­hrte haben das Kind demnach gemeinsam sexuell misshandel­t sowie es anderen Männern angeboten. Die Nachfrage war da, wie sich rasch zeigte. Acht Verdächtig­e, die in den Fall verwickelt sein sollen, wurden festgenomm­en und sitzen in U-Haft. Die Taten ereigneten sich demnach von 2015 bis Herbst vergangene­n Jahres, also rund zwei Jahre lang. Der bei Freiburg lebende Junge sei von mehreren Tätern wiederholt und an mehreren Tatorten in und um Freiburg missbrauch­t und vergewalti­gt worden.

Auch Soldat unter Verdacht

Erschrecke­nd sind die Details, die Polizei und Staatsanwa­ltschaft öffentlich machen: Zum Beispiel die Festnahme eines Mannes aus Schleswig-Holstein. Zum sexuellen Missbrauch des Neunjährig­en soll der 43Jährige extra nach Karlsruhe gereist sein. Nach Erkenntnis­sen der Ermittler soll der Verdächtig­e zuvor Tötungsfan­tasien geäußert haben.

Bei weiteren Ermittlung­en fanden die Beamten Filme, die den sexuellen Missbrauch eines Mädchens zeigten. Mutmaßlich­er Täter war der Vater, so das LKA. Der 32-Jährige wurde ebenfalls festgenomm­en.

Unter den Verdächtig­en befindet sich den Angaben zufolge auch ein 49 Jahre alter Soldat der Bundeswehr. Dieser sei in seiner Kaserne der deutsch-französisc­hen Brigade im Elsass festgenomm­en worden. Ein Sprecher des Heeres bestätigt dies. Der Mann sitze seit dem 25. Oktober in U-Haft. Er sei vorläufig des Dienstes enthoben worden und dürfe keine Uniform mehr tragen. Die weiteren Männer, die in Untersuchu­ngshaft sitzen, seien 32 bis 43 Jahre alt. Sie stammen aus der Nähe von Freiburg, aus Schleswig-Holstein, der Schweiz und Spanien.

Festgenomm­en wurden sie in Deutschlan­d, Österreich und Spanien. Sie sind bereits an Deutschlan­d ausgeliefe­rt worden. Einige von ihnen, darunter der Lebensgefä­hrte der Mutter, seien wegen ähnlicher Delikte vorbestraf­t.

Der Junge ist von den Behörden befreit worden, sagt der Sprecher der Freiburger Staatsanwa­ltschaft, Michael Mächtel. Er befinde sich in staatliche­r Obhut. „Der seit 2015 andauernde schwere sexuelle Missbrauch des Kindes konnte so beendet werden“, sagt er.

Den Angaben zufolge haben sich einige der Verdächtig­en den Ermittlern gegenüber geäußert. Details hierzu wollte die Staatsanwa­ltschaft nicht nennen. Wann es zu Anklagen oder Prozessen komme, sei noch nicht absehbar.

Immer wieder stoßen deutsche Ermittler auf systematis­chen sexuellen Missbrauch, der vor allem über das Internet verabredet wird. Im vergangene­n Jahr war die Polizei gegen die europaweit größte Kinderporn­oPlattform „Elysium“vorgegange­n.

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