„Die Fasnacht ist heilig“
Am Wochenende findet in Gosheim das große Jubiläums-Narrentreffen statt – Im Porträt: Michael Schändling, zweiter Zunftmeister der Narrenzunft
GOSHEIM - Mit dem großen Jubiläums-Narrentreffen steht am Wochenende in Gosheim das Highlight schlechthin für die örtlichen Narren an. Einer, der schon lange dabei ist, freut sich besonders: Michael Schändlinger, seines Zeichens zweiter Vorsitzender der Zunft.
Ganze 90 Jahre - so alt wird die Zunft in diesem Jahr - ist er zwar noch nicht dabei, aber immerhin rund 25. Der heute 43-Jährige war bereits als Kind voll dabei beim närrischen Treiben. Aus einer richtig fasnachtsverrückten Familie kommt er aber nicht: „Ich war quasi ein Einzelexemplar. Weder meine Eltern, noch meine Geschwister waren oder sind in der Zunft.“Unterstützt habe ihn die Familie trotzdem von Anfang an. Zur Zunft sei er dann erst später als aktives Mitglied gekommen, mit 17 oder 18 Jahren. „Am Anfang war ich noch als Hexe unterwegs, das Häs ist billiger als das des Narren“. Im Elferrat, quasi dem Vorstand der Zunft sitzt er seit 14 Jahren. Damals hat ihn Zunftmeister Bruno Weber geworben, der heute als Ehrenzunftmeister nicht mehr aktiv im Gremium sitzt.
Viel Engagement in der Freizeit
„Die Arbeit im Elferrat umspannt das ganze Jahr“, sagt Schändlinger. Die Zunft ist nicht nur in der Fasnachtszeit aktiv, beteiligt sich bei Festen und Veranstaltungen. Als Vizezunftmeister ist Schändlinger zusätzlich Beauftragter für Narrenhäs und Hexenhäs. Er selbst ist heute meist als Narr unterwegs, in der typischen Tracht als Gosheimer Gausnarr, in weißem schellenbehängtem Gewand und Holzmaske. „Als Hexe bin ich wenn dann mal an der Weiberfasnacht unterwegs.“Die meisten machen das so in der Zunft: Beginnen als Hexe, später dann der Wechsel zum Narren.
Das Amt im Elferrat frisst viel Zeit. „In Zahlen kann ich das gar nicht bemessen, aber es kommt schon einiges zusammen.“Der verheiratete zweifache Vater ist deshalb darauf angewiesen, dass seine Familie mitspielt. „Das ist das wichtigste überhaupt“, sagt er. Die beiden drei und zwölf Jahre alten Kinder seien selbst in der Zunft dabei, seine Frau helfe gerne bei Veranstaltungen und Treffen. „Einmal im Jahr gehen wir vom Elferrat zusammen mit unseren Frauen Essen. Quasi als Dankeschön dafür, dass sie so oft auf uns verzichten müssen.“Auch bei seiner Arbeit als Geschäftsführer in einem Tuttlinger Medizintechnikunternehmen werden Schändlingers Vorlieben wohlwollend akzeptiert. „Die Fasnacht ist heilig, das weiß jeder“, schmunzelt er. Der Urlaub fällt dann eben häufiger mal in die närrische Zeit.
Freunde fürs Leben gefunden
„Ein Teil davon geht dann auch für die Arbeit im Rat drauf “, sagt Schändlinger. Aber das sei kein großes Problem, denn: Er habe dort längst Freunde fürs Leben gefunden, sagt Schändlinger. Vor jeder Sitzung treffe man sich schon vorher auf ein Bier oder einen Kaffee. „Die Truppe hat genau die richtige Zusammensetzung, so macht die Arbeit Spaß.“In die Runde kann sich jedes Zunftmitglied wählen lassen, eine Amtszeit dauert zwei Jahre. Eine Wiederwahl ist immer möglich. „Wie lange ich das noch mache, kann ich gar nicht sagen. Ich bleibe einfach so lange, wie ich gewählt werde und es mir Spaß macht.“