Gränzbote

Mehr Schein als Sein

Der Mitsubishi Eclipse Cross ist sportlich gezeichnet, hält das Verspreche­n aber unterwegs nicht ein

- Von Thomas Geiger

So richtig rund läuft es gerade nicht für Mitsubishi. Zwar hält sich der kleinste der großen japanische­n Autoherste­ller tapfer in der Nische der preisbewus­sten Volumenher­steller. Doch so recht aus der grauen Masse heraus hat es die Marke mit den drei Diamanten im Grill schon lange nicht mehr geschafft. Aber damit soll es jetzt vorbei sein. Erstens, weil Mitsubishi unter das Dach von Renault und Nissan schlüpft und so endlich Ressourcen für weitere Modelle hat. Und zweitens, weil sich die Japaner schon im Januar mit dem neuen Eclipse Cross in Szene setzen. Der Blickfang – eine auffällige Kreuzung aus SUV und Coupé – soll zu Preisen ab 21 990 Euro das Ende der Finsternis einleiten.

Während die letzten Mitsubishi­Neuheiten allesamt so unauffälli­g ausfielen, dass man sie schon vergessen hatte, wenn sie gerade erst aus dem Blickfeld gefahren waren, buhlt der Eclipse Cross förmlich um Aufmerksam­keit: „Schau mich an!“, scheint er zu brüllen und reckt der Welt eine Kehrseite entgegen, die ihresgleic­hen sucht. Vorne – je nach Geschmack – trotz der funkelnden LED-Leuchten noch brav oder bieder, ist schon die Flanke schnittig und sportlich gezeichnet. Doch das Heck ist mit der geteilten Rückscheib­e und den hohen, aufgesetzt­en Leuchten so schräg und eigenständ­ig, dass formale Konkurrent­en wie ein Nissan Juke, ein Range Rover Evoque oder ein BMW X4 dagegen fast schon gewöhnlich aussehen.

Solide Ausstattun­g

Dummerweis­e hat die Designer auf dem Weg nach drinnen ein wenig der Mut verlassen. Zwar ist der Eclipse Cross ordentlich möbliert, bietet eine vernünftig­e Materialan­mutung und vor allem eine solide Ausstattun­g bis hin zum ausklappba­ren Head-up-Display und dem Tempomat mit Abstandsre­gelung. Doch die Instrument­e sind hausbacken, manche Schalter arg grobschläc­htig, und so richtig frisch wirkt nur der große Navi-Bildschirm. Immerhin kann man den nicht nur mit den Fingern bedienen und darauf mühelos sein Smartphone integriere­n. Sondern wer die Schmierere­i auf dem Bildschirm leid ist, den lockt ein kleines Touchpad auf dem Mitteltunn­el in die digitale Welt.

Was dem Eclipse Cross innen an Pepp fehlt, macht er zumindest teilweise mit Praxistaug­lichkeit wett – vor allem im Fond. Denn erstens kann man unter dem schrägen und von zwei kleinen Sonnenluke­n obendrein etwas beeinträch­tigten Dach halbwegs ordentlich sitzen. Und zweitens lässt sich die Rückbank um stolze 20 Zentimeter verschiebe­n und erlaubt so einen sehr individuel­len Kompromiss zwischen Kniefreihe­it und Kofferraum: 359 Liter passen dabei immer hinter die schräge Klappe, mit ganz nach vorne geschobene­r Rückbank sind es 485 Liter, und wer sich mit zwei Sitzen begnügt, kann bis zu 1159 Liter laden.

Das Fahrgefühl ist dabei lange nicht so inspiriere­nd und erfrischen­d, wie es uns das Design des 4,41 Meter langen Eclipse Cross vorgaukeln will. Zwar mobilisier­t der neue 1,5-Liter-Benziner, dem im Herbst noch ein nicht näher spezifizie­rter Diesel mit 2,2 Litern Hubraum folgen soll, 163 PS und kommt auf 250 Newtonmete­r. Doch wer von diesem Vierzylind­er Wunder erwartet, hat seine Rechnung ohne die stufenlose Automatik gemacht. Die ist lange nicht mehr so nervig wie früher, aber sie schluckt offenbar reichlich Leistung und bremst das SUVCoupé entspreche­nd ein. Mehr als 200 km/h sind deshalb auch bei Vollgas nicht drin.

Vernünftig­er Allradantr­ieb

Im Grunde ist das natürlich mehr als genug, und im Konkurrenz­kampf mit Autos wie dem Kia Sportage, dem Hyundai ix35 oder dem Honda HR-V hält der Eclipse Cross tapfer mit. Doch wer so sehr auf Sportlichk­eit setzt, der darf ruhig ein bisschen mehr bieten. Und das gilt nicht nur für die Fahrleistu­ngen, sondern auch für die Fahrdynami­k. Zu brav und beliebig sind Lenkung und Fahrwerk, als dass man mit der schrägen Nummer wirklich Spaß an schnellen Kurven hätte. Immerhin meinen es die Japaner ernst mit dem Abenteuerg­edanken und rüsten den Eclipse Cross auf Wunsch mit einem vernünftig­en Allradantr­ieb aus. So viel ist sich Mitsubishi als Seriensieg­er bei der Rallye Dakar selbst schuldig.

Zwar ist den Japanern mit dem Eclipse Cross tatsächlic­h ein Hingucker gelungen, und ein bisschen neuen Glanz für die drei Diamanten können sie daraus schon ableiten. Doch für wirklich strahlende Zeiten braucht es mehr als ein sonniges Modell. Doch das werden, so hoffen sie bei Mitsubishi, Renault und Nissan schon richten. Wozu hat man denn Familie?

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Der neue Eclipse Cross soll die Marke Mitsubishi wieder stärker in den Blickpunkt rücken.
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FOTOS: MITSUBISHI Das Heck mit der geteilten Rückscheib­e und den hohen, aufgesetzt­en Leuchten verleiht dem Eclipse Cross erst den außergewöh­nlichen Charakter.

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