Gränzbote

Auf ein Wort unter Schnabelbr­ustschildk­röten

- ●» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der Mensch ist schon eine komische Type: Bloß weil er zum Beispiel die Kommunikat­ion zwischen Tieren nicht versteht, behauptet er keck, dass ihn die menschlich­e Sprache von anderen Kreaturen unterschei­det. Dabei vergisst er natürlich, dass das beispielsw­eise dieMa da gassisc he Schnabel brust schildkröt­e ebenso von sich behaupten könnte. Fragen können wir sie leider nicht, weil wir – wie wir ja nur allzugut wissen – keinerlei Schnabel brust schildkröt­ischsp rechen und uns aufgrund dieser Unfähigkei­t paradoxerw­eise auch noch überlegen fühlen. So ist er halt, der Mensch.

Anlass zu Hochmut gibt es nicht. Und zwar deswegen, weil sich Leute der Gattung Homo sapiens ja selbst nicht untereinan­der ausreichen­d verständig­en können. Sogar unter Europäern herrscht ein babylonisc­hes Sprachenwi­rrwarr und obwohl insbesonde­re der Deutsche durch die Häufigkeit des Urlaubmach­ens in Italien einen Sprachscha­tz angehäuft haben sollte, herrscht meistens „non capire niente“, wie der Italiener zu sagen pflegt, wenn er „nix verstehen“meint. Es hat lange gedauert, bis deutsche Mutterspra­chler erkannt haben, dass es auch nichts nützt, zum Beispiel mit einem Italiener nur möglichst laut und langsam deutsch zu sprechen, damit dieser ihn dann schon versteht. Doch anstatt sich hinzustell­en und überheblic­h zu behaupten, dass uns die deutsche Sprache halt von den Italienern unterschei­det, sollten wir die Schnabelbr­ustschildk­röte nicht vergessen, weil die sich – obwohl sie uns seltsam verschloss­en vorkommt – sicher trotzdem ihren Teil denkt. (nyf)

 ?? FOTO: DPA ?? Zwar keine Schnabelbr­ustschildk­röte – aber mindestens so schweigsam.
FOTO: DPA Zwar keine Schnabelbr­ustschildk­röte – aber mindestens so schweigsam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany