Grippewelle sorgt für Rückgang an Blutspenden
Der Blutspendedienst des Roten Kreuzes verzeichnet seit einigen Wochen rund 20 Prozent weniger Spender
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TUTTLINGEN - Die schlechte Nachricht zuerst: Laut des Kreisgesundheitsamts Tuttlingen sieht es nicht so aus, dass der Höhepunkt der Grippewelle bereits überstanden ist. Vergangenes Wochenende wurden sechs neue Fälle gemeldet. Das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn statistisch erfasst werden nur Influenza-Fälle, die durch einen Bluttest nachgewiesen wurden. Und jetzt kommt noch ein Dämpfer: Durch die hohe Zahl kranker Menschen sinkt die Zahl der Blutspender. Nach der Fasnacht gab es laut DRK-Referentin Sonja Frisch einen Einbruch bei den Spendern um rund 20 Prozent.
„Da wurde es dann dramatisch“, sagt Frisch, die für den Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes Baden-Württemberg/Hessen für die Landkreise Tuttlingen, Rottweil und Schwarzwald-Baar zuständig ist. Der Einbruch ist saisonal bedingt, denn Menschen mit grippalen Infekten sind nicht zur Blutspende zugelassen. Kranke, die Antibiotika zur Behandlung nehmen, dürfen bis zu vier Wochen nach Einnahme der Medikamente ebenfalls kein Blut spenden. Aber: „Dieses Jahr ist der Rückgang extremer“, so empfindet es die DRKReferentin.
Operationen laufen nach Plan
Der Einbruch um 20 Prozent im Februar mache sich durchaus bemerkbar. Zum Beispiel, wenn Operationen anstehen, weil Krebs diagnostiziert wurde oder bei Unglücksfällen – solche Eingriffe müssen sofort vorgenommen werden. Trotz Engpässen bei den Blutspenden hätten bislang im Land aber noch keine operativen Eingriffe verschoben werden müssen.
Das bestätigt Dr. Ingo Rebenschütz, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Landkreis Tuttlingen und zugleich Transfusionsbeauftragter. „Unsere Patienten können darauf vertrauen, dass die Versorgung durch Blutkonserven aller Blutgruppen jederzeit – was Qualität und Quantität betrifft – in ausreichendem Maße gesichert ist“, teilt er auf Nachfrage schriftlich mit. Im Klinikum Landkreis Tuttlingen müssten daher keine Operationen verschoben werden, auch die Notfallversorgung sei gewährleistet. Das Klinikum erhält seine Blutkonserven vom DRK Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. Der Verbrauch liege bei rund 25 Konserven pro Woche. Insgesamt werden in Baden-Württemberg täglich etwa 1800 Blutkonserven gebraucht, so eine Information des DRK-Blutspendedienstes.
Laut Dr. Siegfried Eichin, Amtsleiter des Gesundheitsamtes Landkreis Tuttlingen, gibt es Stand heute 111 gemeldete Influenza-Fälle im Kreis Tuttlingen. Davon zwei oder drei in den Wintermonaten November und Dezember und das Gros seit Jahresbeginn 2018. „Die aktuellen Zahlen signalisieren uns, dass die Erkrankungswelle noch nicht vorbei ist“, sagt er. Die Grippefälle hätten sich auf hohem Niveau eingependelt. Noch seien die Zahlen vom Winter 2016/17 nicht erreicht worden. Damals gab es 124 gemeldete Fälle – aber der März ist ja noch nicht vorbei. Zum Vergleich: In den beiden Winter-Saisonen vor 16/17 lag die Zahl der Erkrankten bei 98 beziehungsweise 77 im Landkreis.
Dabei seien die gemeldeten Fälle nur die Spitze des Eisbergs, ermittelt in Krankenhäusern und Arztpraxen per Blutabnahme und anschließendem Schnelltest. „Die Mehrzahl der Grippefälle wird von den Hausärzten aber allein aufgrund der Symptome diagnostiziert“, erklärt Eichin. Ohne eindeutige Abklärung durch einen Schnelltest registriert das Amt diese Erkrankungen nicht. Eichin: „Eine eindeutige Prognose kann ich nicht machen. Aber die Grippefälle dürften um ein Mehrfaches höher liegen, als die Zahl der Statistik aussagt.“Landesweit seien die Erkrankungen von vergangenem Jahr übrigens bereits überschritten worden. Apotheker Rainer Koch von der Engel-Apotheke in Tuttlingen kann ebenfalls keine verlässlichen Zahlen liefern, sagt aber: „2017 lag die Zahl der erkrankten Menschen gefühlt unter dem heutigen.“Es habe aber auch schon größere Grippewellen gegeben.
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